Blind Date mit Folgen - Roman
sehen wird und dich wunderschön findet. Er wird sie nicht verlassen. Männer verlassen ihre Ehefrauen nicht.« Wieder die Überbetonung. Es klang, als ob Eve selbst eine solche Erfahrung gemacht hatte, von der sie nichts wusste. Da ihre Freundin nun jedoch stumm den Teller fixierte, fragte Maira nicht nach.
»Wer redet denn von Frau verlassen, Eve? Ich finde, du übertreibst maßlos. Wir hatten ein Date, das war’s. Wir werden ein zweites haben und selbst dann gibt es keinen Grund, so weit in die Zukunft zu blicken und sich irgendwelche abstrusen Dinge auszumalen.« Sie schüttelte den Kopf, diese übertriebene Besorgnis kannte sie von ihrer Freundin gar nicht. »Du forderst mich die ganze Zeit auf, unter Leute zu gehen und Menschen kennenzulernen, und wenn ich es dann tue, ist’s auch wieder nicht recht.«
Eve lächelte matt. »Hast ja recht, tut mir leid.« Sie kauten eine Weile schweigend ihre lauwarme Pizza.
»Du wolltest mir doch auch etwas mitteilen, sagtest du vorhin », ergriff Maira wieder das Wort.
Eveline nickte. »Ich wollte dir von deinem neuen Verehrer erzählen, allerdings bezweifle ich, dass es dich in deinem Zustand interessiert, oder irre ich mich?«
»Wer ist es denn, kenn ich ihn?«
»Ja, also nein, du kennst ihn nicht persönlich, aber du hast ihn wahrscheinlich schon oft gesehen.«
Maira zog die Brauen hoch. »Wo denn?«
»Nun, während du dich in München amüsiert hast, schaute ich am Samstag kurz bei einer Fete vorbei, nichts Wahnsinniges, ne kleine Wohnungseinweihung im Kreis 4. Da war dieser Typ, André heißt er, groß, dunkles Haar, ein Bekannter von Simone – die Simone, die mit Matthias Steiner geht, du weißt wen ich meine. Jedenfalls bin ich mit ihm ins Gespräch gekommen, er ist übrigens Single – das hab ich von Simone erfahren – und um die 35, ich find ihn total süß und echt witzig. Er produziert die bekannte Fußballsendung auf dem Sportkanal, manchmal moderiert er sie auch. Ich hab gedacht, der wäre was für dich …« Eve hielt inne und wartete ihre Reaktion ab, als sie jedoch stumm blieb, fuhr sie fort.
»Er ist ein großer Fan deiner Kolumnen, findet du hast einen spritzigen, leicht ironischen Ton drauf, das gefällt ihm … Das Foto von dir daneben natürlich auch.« Eve grinste und Maira fühlte sich geschmeichelt, obwohl sie keine Ahnung hatte, von wem sie sprach. Fußball interessierte sie nicht die Bohne.
»André Martig, sagt dir der Name nichts? Cooler Typ, und du kennst mich, das sag ich nicht so schnell.«
»Stimmt. Wenn er so cool ist, warum interessiert er dich dann nicht?«
»Weil ich im Moment ziemlich zufrieden mit meinem Freund bin, da kann kommen, wer will«, lachte sie.
»So, so. Na, und was jetzt?« André hin oder her, für sie stand jetzt erst einmal Feuriges auf dem Programm.
»Nichts jetzt.« Eve blickte geheimnisvoll drein. »Doch warum ein Date haben, wenn zwei möglich sind …?«
»Wie, was Date?«, fragte sie erschrocken. Sie kam mit einem kaum zurecht, wie sollte sie dann zwei durchstehen?
»Nun beruhige dich, Maira«, sagte sie schmunzelnd. »Es ist so: Ich hab gemerkt, dass er dich gerne kennenlernen würde, nur ist er zu schüchtern, um dich direkt anzusprechen, und vor allem, wo sollte er das denn? Du bist ja weggeschlossen in deiner Wohnung und kurierst Chinottos oder aber du hängst in dunklen Hotelzimmern in Deutschland rum.«
Bei den Worten mussten sie beide lachen.
»So hab ich ihm deine private E-Mail-Adresse gegeben, bitte erschlage mich jetzt nicht!« Auch das noch.
»Schon gut. Dennoch, Eve, das ist jetzt nicht genau das, was ich brauche. Auch wenn du für FEUER33 schwarz siehst, ich freue mich total auf Samstag. Bitte versteh das.«
Ihre Freundin sah auf die Uhr und winkte dem Kellner. »Ich versteh das, ehrlich. Und ich wünsche mir, dass du eine gute Zeit hast. Und wenn sich André bei dir meldet, musst du ja nicht gleich ein abgedunkelten Hotelzimmer im Baur au Lac reservieren …« Jetzt brachen sie beide in schallendes Gelächter aus.
Eve warf wenig später ein, dass sie wieder zur Arbeit musste, so bezahlten sie und jede machte sich auf den Weg in ihr Büro.
Die folgenden Tage versuchte Maira, so gut wie möglich ihren normalen Tagesablauf einzuhalten, aber sie musste sich eingestehen: In ihren Gedanken drehte sich alles um Samstagabend. Zweimal ging sie mit Eveline joggen, einmal traf sie sich mit Sven zum Lunch und er bot ihr an, einen neuen Fischschwarm zu kaufen, doch Maira empfand es noch
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