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Blind Date mit Folgen - Roman

Blind Date mit Folgen - Roman

Titel: Blind Date mit Folgen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara Wernli
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können, anstatt ein Drama zu inszenieren, bei dem er auch noch seine Eltern involvierte! Sie sah das Begräbnis vor sich, als ob es gestern war. Sie verstand nichts mehr und weinte hemmungslos.
    Allem Anschein nach war ihm nicht bewusst, dass er es hier und im Chat mit seiner einstigen Verlobten zu tun hatte. Er würde aus allen Wolken fallen. Wie konnte er ihr all dies jemals plausibel erklären? Und wieso hatte er sie im Hotelzimmer nicht erkannt? Allein wegen ihrer Stimme hätte er etwas merken müssen. Aber nein, sie war heiser gewesen und hatte nur ein Krächzen herausgebracht. Welche Ironie des Schicksals! Wenn sie sich im Chat ihre richtigen Namen gesagt hätten, wäre es nie so weit gekommen. Dann wäre das Ganze eben vorher aufgeflogen, was keinen großen Unterschied ausmachte. Hätte sie doch nur diesen dämlichen Chat sein lassen.
    Yaron hatte einen Sohn. Eine Frau, die er liebte und er war anscheinend glücklich mit seiner Familie, auch wenn er von einer inneren Unzufriedenheit oder etwas in der Art geschrieben hatte. Sie konnte sich nicht mehr genau an seine Worte erinnern. Zu Hause würde sie die Nachrichten gleich nochmals durchlesen. Oder … vielleicht besser nicht, was spielte es denn für eine Rolle? Yaron hatte sie zurückgewiesen, im Rausch der Leidenschaft, im dunklen Zimmer. Er war stark geblieben, weil ihn ein letzter Rest von Loyalität (oder Liebe?) zurückhielt, obwohl er viel zu lange viel zu weit gegangen war. Sich allerdings im letzten Moment des Besseren zu besinnen, das sah Yaron ähnlich. Wie viele Männer wären aufs Ganze gegangen, es hätte nie jemand erfahren. Nicht so Yaron.
    Liebte er seine Frau mehr, als er sie je geliebt hatte? Aber sie waren doch überzeugt gewesen, dass sie diese Art von übersinnlicher Liebe niemals, niemals bei einer anderen Person empfinden würden. ›Once in a lifetime‹. Wie bitter. Das dachte – und hoffte – wohl jeder, der eine harmonische Beziehung führte. ›Once in a lifetime‹.
    Alles nur Lügen. Nichts als Lügen.
    Er hatte sie damals belogen und heute hatte er seine Frau belogen. Yaron war nicht besser als alle anderen, auch er hinterging, belog und betrog. Zwar hatte er am Samstag nicht mit ihr geschlafen, doch sie waren intim gewesen. Sehr intim. Und es war ja von ihm ausgegangen, dass sie sich heute wiedertrafen.
    Mairas Weinkrampf wollte nicht enden. Sie riss ein Stück Toilettenpapier ab und schnäuzte sich heftig. Wozu all die Lügen? Was war er nur für ein Mensch geworden? Einen Moment lang war sie gewillt, zu ihm hinzugehen und die Bombe platzen zu lassen. Aber sie war wie gelähmt, sie hätte nie die Kraft, ihm jetzt direkt unter die Augen zu treten.
    In ihrer Gedankenwelt braute sich eine einzige zyklopische Frage zusammen: Welchen Grund hatte es, dass er ihr damals aufs Brutalste weggenommen worden war und jetzt wieder in ihr Leben trat, um all das zu zerstören, was sie während vieler Jahre zu heilen versucht hatte?

28
    Er hatte seiner Frau eine neue Version der Münchner Geschäftsreise aufgetischt und war am frühen Nachtmittag zum Flughafen gefahren. Deborah hatte gelassen reagiert, ein kurzes Nicken, keine Fragen, keine Vorwürfe, nur der durchdringende Blick, mit dem sie ihn in letzter Zeit immer wieder ansah. Die blieb Stimmung gereizt.
    Es war kurz nach 20 Uhr, als Alex die Zeitung beiseite legte und seinen Blick über den Eingansbereich schweifen ließ. Er wurde von Minute zu Minute nervöser. Sie müsste jeden Moment kommen. Er malte sich aus, dass er ihr entgegengehen, und sie mit einer kurzen Umarmung begrüßen würde. Diese Frau hatte etwas in ihm geweckt, er wusste nicht genau, was es war. Ein schönes, vertrautes Gefühl, das er nochmals ganz intensiv spüren oder zumindest verstehen wollte, woher es kam. Das hier hatte nichts mit seiner Ehe zu tun, redete er sich ein, gleichzeitig konnte er sich nicht erklären, warum ihm seine Frau in letzter Zeit gleichgültiger wurde. Es ängstigte ihn, aber er konnte es nicht verhindern. Vielleicht war es Bestimmung gewesen, dass sie ihm damals gesandt worden war, um ihm durch die schwere Zeit zu helfen, right place, right time. Doch der Sturm, in dem er einen starken Anker benötigt hatte, war vorüber und es herrschte Flaute.
     
    Es war eine andere Frau gewesen, die sein Leben auf den Kopf gestellt hatte. Maira. Mit einem schwermütigen Lächeln erinnerte sich Alex zurück. Sie war allein in dieser Bar gewesen, damals in En Bokek, mit ihrem weißen Kleid und dem

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