Blind Date mit Folgen - Roman
ehemaligen Mossad-Mitarbeiter. Da die ganze Familie unter Beobachtung stand, hatten sie beschlossen, weder Maira noch seiner Mutter und Schwester von ihrem Plan zu erzählen, je weniger sie wussten, desto besser war es. Erst Monate später, als er längst in Deutschland untergetaucht war, klärte sein Vater die Familie auf. Alle, außer Maira. Maira hatte zu diesem Zeitpunkt das Land verlassen und sein Vater wollte es ihm überlassen, sie aufzusuchen.
Simon Kerlinger wusste als einziger Außenstehender von Beginn an über alle Einzelheiten Bescheid. Durch seine frühere Tätigkeit beim Mossad verfügte er über das Wissen und Netzwerk, seinen Freund und dessen Familie innerhalb kürzester Zeit in Sicherheit zu bringen. Er hatte ihnen erklärt, dass es nur einen Weg gab: die Vortäuschung von Yarons Tod. Wenn Yaron als zweites Oberhaupt der Familie nach seinem Vater nicht mehr am Leben war, und dieser wegen seiner Krankheit nicht mehr arbeiten konnte, musste die Firma innerhalb kurzer Zeit aufgelöst oder verkauft werden und die Familie wurde als Zielscheibe uninteressant. Alleine die Firmennachfolge nicht anzutreten, hätte in Yarons Fall nicht gereicht, da sein Name bereits wegen einigen heiklen Militäroperationen der IDF im palästinensischen Untergrund bekannt war und seine Familie somit weiterhin in Bedrängnis gewesen wäre.
Einerseits erleichtert, dass es überhaupt eine Lösung gab, andererseits entsetzt, hatte der damals 23-jährige Yaron Simon Kerlingers Ausführungen zugehört. Was würde mit Maira geschehen? Wie konnte er sie einweihen, ohne sie einer Gefahr auszusetzen? Er war verzweifelt gewesen. Wenn sie nicht die Wahrheit über seinen Tod kannte, würde er sie verlieren! Er hatte dies Simon gegenüber geäußert, der zwar Verständnis für seine Ängste hatte, ihm jedoch Namen von Familien und Eheleuten nannte, die dasselbe Schicksal teilten und sich auf diese Weise trennen mussten, um zu überleben. Er hatte Yaron eingetrichtert, trotz schmerzlicher und ungewisser Zukunft nicht mit seiner Verlobten darüber zu sprechen, so, und nur so würde es ihnen gelingen, die Familie zu schützen, Maira eingeschlossen. Außerdem bedeute es keineswegs ein endgültiges Aus: Er brauchte nur etwa zwei Jahre verstreichen zu lassen, dann konnte er sie aufsuchen, wo immer sie sich aufhielt – solange er nicht nach Israel zurückkehrte. Zwei Jahre waren ihm damals unendlich lang erschienen! Auf seine Frage, ob diese Paare sich Jahre später tatsächlich wiedergefunden und nicht zu sehr auseinander gelebt hätten, erwiderte Simon: »Wenn ihr euch so liebt, wie du sagst, spielen ein oder zwei Jahre keine Rolle.«
Um den Armeeunfall vorzutäuschen, hatten sie Vorgesetzte bestochen. Von einem auf Identitätswechsel spezialisierten britischen Unternehmen wurde er anschließend mit einer komplett neuen Identität ausgestattet. Er war anfangs überrascht gewesen über die Existenz solcher Firmen und die Einfachheit, mit der man ein anderer Mensch werden konnte. Simon Kerlinger hatte ihm bedeutet, dass dies vielleicht auf den ersten Blick den Anschein machte. Doch nicht jede x-beliebige Person konnte sich ein neues Leben leisten, denn die dafür aufzubringende Summe war immens, aber, viel bedeutsamer: Man gelangte nur auf ›Empfehlung von ganz oben‹ an diese Art von Firma. Simon war sein Türöffner gewesen.
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LEBE NEU!©
Kaufen Sie sich ein neues Leben!
Genug der monatlichen Unterhaltszahlungen?
Genug der unglücklichen Vergangenheit?
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Dann nehmen Sie eine neue Identität an.
LEBE NEU!© macht es möglich.
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Als gesetzestreuer Bürger war er außer mit einer Parkbuße oder einem Ticket für zu schnelles Fahren nie mit dem Gesetz in Konflikt geraten, so war ihm diese am Rande der Legalität operierenden Firma erst suspekt vorgekommen. Als er jedoch etwas recherchierte, fand er im Internet hunderte Einträge à là ›Neue Identität: Untertauchen leicht gemacht‹. Die von Simon empfohlene Firma LEBE NEU!© existierte seit 15 Jahren und genoss unter Insidern einen tadellosen Ruf wegen ihrer Seriosität und Professionalität.
Da man mit ihm nicht übers Telefon kommunizieren wollte, wurde ein Agent von England nach Israel gesandt. Es ging dabei nicht nur um die Besprechung des Auftrages, sondern auch um die Absicherung seiner Zahlungsfähigkeit, und vor allem wollte man Yaron Sadit nach dessen moralischen Absichten
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