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Blind Date mit Folgen - Roman

Blind Date mit Folgen - Roman

Titel: Blind Date mit Folgen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara Wernli
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lebendig. Sein Zeigefinger war nach dem Malheur mit der Nagelschere inzwischen fast verheilt, das Pflaster ließ er zur Sicherheit auf der Wunde.
    Es war acht Uhr morgens, seine Nachtschicht war seit einer halben Stunde beendet, er saß vor dem Computer und wollte noch einige Notizen rekapitulieren, die er sich zum Israeli gemacht hatte, bevor er sich auf den ersehnten Heimweg machte. In den letzten Tagen war es ihm gelungen, eine ganze Menge an überraschenden Informationen zur ›Akte Y‹ – wie er seine Aufzeichnungen zu Yaron nannte – ans Tageslicht zu bringen, wie besessen hatte er jede freie Minute genutzt und teilweise auch in der Klinik zwischen den Operationen an seiner Vernichtungsstrategie gearbeitet. Da er das Büro mit anderen Ärzten teilte, durfte er keine Spuren der ›Akte Y‹ hinterlassen, deshalb packte er die Unterlagen jeweils in einen Koffer und schloss ihn in seinem Spind ein.
    Die ›Akte Y‹ nahm in völlig in Beschlag, saugte ihn auf, verschlang ihn mit Haut und Haaren. Es war noch nie in seinem Leben etwas so bedeutungsvoll für ihn gewesen wie seinen Rivalen für immer auszuschalten, damit der Weg zu Mairas Herz frei lag.
     
    Um Hintergründe zu Yarons Verschwinden in Erfahrung zu bringen, gab er sich bei den Ämtern als Yarons ehemaliger israelischer Leibarzt aus, der seinen Patienten in dessen Heimatland betreute, aber später, als dieser nach Deutschland übersiedelte, leider seine Kontaktadresse verloren hatte. Nun sei er auf Durchreise und würde seinen ehemaligen Schützling gern mit einer Stippvisite überraschen. Der tadellos imitierte hebräische Akzent und seine Ärztezulassungsnummer – welche nicht jede Telefonistin oder Auskunftsperson gleich nachprüfte – ließen keine Zweifel zu, dass es sich um Yaron Sadits früheren Doktor handelte.
    Angefangen hatte Sven bei der Israelischen Botschaft in Berlin, die ihm den Wohnsitz eines Alexander Sailer, verheiratet mit Deborah Sailer, geborene Villeneuve, und seine deutsche Staatszugehörigkeit bestätigte. Für weitere Auskünfte standen sie jedoch nicht zur Verfügung.
    Die Grenz- und Fahndungsbehörde konnte ihm nicht weiterhelfen und auch im Staatsarchiv verlief seine Suche ergebnislos. Die Auskunftsperson bei der Immigrationsbehörde hatte ihn fünfmal weiter verbunden, bevor er aus der Leitung flog. Als er nochmals anrief, war besetzt und er hatte sein Telefon voller Wut von sich geworfen, sodass es in mehrere Teile zerschellt war. Anstatt es wieder zusammenzuflicken, hatte er mit dem Handy weitertelefoniert.
    Interessant wurde es bei der Bundeswehr. Dort konnte man erstaunlicherweise keinen Alexander Sailer finden, weder über Dienstuntauglichkeit noch über eine Aktivzeit existierte eine Akte. Das erschien dem zuständigen Beamten am Telefon seltsam, er wollte der Sache nachgehen und versprach zurückzurufen.
    Beim Einwohnerdienst hatte man auf den Datenschutz verwiesen, der es nicht erlaubte, persönliche Daten an Dritte weiterzugeben. Da war ihm die Idee mit dem Anruf in Deborah Sailers Büro gekommen und von ihrer einfältigen Sekretärin hatte er Dinge wie das Datum ihrer Eheschließung und das Alter ihres Sohnes erfahren. Sie hatte zwar eine halbe Stunde für die Beschaffung der Informationen gebraucht, sich dann aber immerhin von selbst wieder bei ihm gemeldet. Aus ihren Angaben konnte er ableiten, dass die Hochzeit so ziemlich genau zwei Jahre nach Yarons vermeintlichem Tod stattgefunden haben musste. Sehr rasch eigentlich, wenn man die Kennenlernphase mit einbezog oder eben nicht mit einbezog, falls sich die beiden vorher bereits gekannt hatten. Und darauf deutete alles hin.
    Nach intensiver Betrachtung aller gewonnenen Anhaltspunkte dämmerte es Sven langsam: Yaron Sadit hatte schon länger eine Affäre gehabt – ob er die Frau in Deutschland kennengelernt hatte oder in Israel konnte er nicht sagen und es spielte auch keine Rolle – und perfide, wie er war, wollte er Maira loswerden, um Deborah zu ehelichen. Etwas gar dramatisch, deswegen gleich seinen Tod vorzutäuschen, so viel Durchtriebenheit hätte er dem Israeli nicht zugetraut, aber vielleicht steckte ja noch mehr dahinter.
    Um diese bisher nur in Svens Hirn vorhandene Theorie zu bestätigen und mit Beweisen unterlegen zu können, führte er Gespräche mit Leuten in Israel, die irgendwann einmal in Kontakt mit Yaron Sadit gestanden haben mussten. Wegen der Zeitverschiebung hatte er viele Anrufe von der Klinik aus tätigen und sich dafür in leere

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