Blind Date mit Folgen - Roman
Gespräch am Samstag abwarten, danach hat es sich vielleicht erübrigt.«
Da alles gesagt war, verabschiedeten sie sich.
Er würde also die Frau seines ältesten Rivalen treffen, und das war erst der Anfang. Deborah war das Instrument für seinen Rachefeldzug, paradoxerweise gegen ihren eigenen Mann. Er würde Yaron nicht nur auffliegen lassen, sondern ihm einen Denkzettel verpassen, den er sein Leben lang nicht mehr vergessen würde. Deborah musste die für sie vorgesehene Rolle nur noch mitspielen. Das war jedoch nur eine Frage der Zeit, eine Frage ihrer Gemütsverfassung, und eine Frage seines eigenen Einsatzes. Bisher hatten ihm nur wenige Frauen widerstehen können.
Bis Samstag waren es noch fünf Tage. Fünf Tage in denen er den Israeli dazu bringen musste, SECRETS wiedertreffen zu wollen. Nicht irgendwo und irgendwann, sondern im Le Grand.
Die Sonne war inzwischen untergegangen. Sven starrte hinaus in die Dunkelheit, die Lippen zu einem schmalen Strich gezogen. Er war angespannt, aber das war ein gutes Zeichen. Er spürte wieder Leben in sich. Die Dinge liefen ausgezeichnet.
Jetzt war es Zeit, seine geliebte Maira aufzuwecken. Er würde ihr das beste Abendessen der Welt kochen.
36
Deborah nippte an einem inzwischen kalten Kaffee. Sie saß in ihrem Büro, die Sonne schien um 10 Uhr morgens schon stark, sodass sie aufstand und die Rollläden herunterließ. Sie ging nicht zum Schreibtisch zurück, sondern setzte sich mit ihrer Tasse auf das kleine, schwarze Ledersofa neben dem Fenster. Deborah hielt nicht viel von übertriebenem Komfort in der Kanzlei, ihre Klienten sollten sich hier nicht zu wohl fühlen. Der Arbeitsplatz musste funktional sein, nicht gemütlich. Trotz der spärlichen Einrichtung strahlte das große Zimmer etwas aus. Die dunklen Wände mit ihrer Holzstruktur, die klassische Messingstehlampe und die zwei Bilder an der Wand prägten ihr Büro und verliehen ihm die Aura eines altehrwürdigen Richterraumes.
Deborah zog ihr Jackett aus und schlug die Beine übereinander. Ausgerechnet im Hotel Le Grand. Es war ihr einfach so über die Lippen gekommen. Le Grand. Ganz kurz beschlich sie ein flaues Gefühl, sich hinter Alex’ Rücken mit diesem Mann zu treffen. Aber es verflüchtigte sich sofort wieder. Er handelte ja nicht anders.
›Wie ein Bruder‹, waren Svens Worte gewesen. Was solche selbst ernannten Brüder alles für ihre leidenden Schwestern tun, hatte sie selbst einmal erlebt. Nur war das schon lange her.
Bevor sie ihre Gedanken weiterspinnen konnte, klopfte es kurz und ihre persönliche Assistentin, Katrin Keller, steckte ihren dunklen Lockenkopf zur Tür herein. Sie schien überrascht, ihre Chefin auf dem Sofa sitzen zu sehen.
»Deborah, alles okay?«
»Ja, ja, alles klar. Ich musste nur mal vom Schreibtisch weg. Was gibt’s, Katrin?«
»Ich wollte Ihnen nur mitteilen, dass vorhin jemand vom Einwohnermeldeamt angerufen hatte. Es geht um eine Umfrage, die sie anscheinend jedes Jahr durchführen.« Katrin zuckte mit den Schultern. »Der Herr wollte unter anderem wissen, ob die Inhaberin der Kanzlei verheiratet sei und wie lange und solche Dinge.«
Deborah zog argwöhnisch die Brauen hoch. »Ah ja? Ob ich verheiratet bin?«
»Auch wann Sie sich selbstständig gemacht und ob Sie je im Ausland gearbeitet haben. Er hat erklärt, es sei eine kurze Umfrage unter selbstständigen Unternehmerinnen. Und weil man das meiste eh auf unserer Homepage nachlesen kann, hab ich ihm gesagt, was er wissen wollte. Ist doch okay, oder?« Katrin errötete leicht. Sie war eine junge Juristin, 24 Jahre alt, und arbeitete seit einem halben Jahr als Teilzeitkraft bei Kaulitz, Sailer & Partner. Für ihren Job als Assistentin war sie zwar etwas überqualifiziert, aber als Mutter eines zweijährigen Buben verzichtete sie gern auf eine Anwaltskarriere und schien zufrieden mit ihrem Job.
»Ist schon okay«, beruhigte sie Katrin, »aber weshalb ruft dafür das Einwohnermeldeamt an und nicht der Berliner Unternehmerverband?«
»Stimmt eigentlich!« Nun trat Katrin ganz ins Büro ihrer Chefin. »Das habe ich ihn gar nicht gefragt, ich Nuss«, meinte sie zerknirscht. »Als ich dem Mann anbot, ihn zu Ihnen durchzustellen, wollte er das nicht. Er bräuchte ja nur Ja-/Nein-Antworten, dafür solle ich Sie nicht unnötig von ihrer Arbeit abhalten. Es waren am Ende tatsächlich nur ein paar Fragen.«
»Ist gut, Katrin.« Deborah stand auf und übergab Katrin die leere Tasse, während sie um ihren
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