Blind Date mit Folgen - Roman
Schreibtisch herumlief und wieder Platz nahm. »Machen Sie mir bitte noch einen Kaffee, einen starken, ich hab viel zu tun und werde über Mittag hier bleiben.«
»Gerne, kommt gleich. Soll ich ihnen später vom Convenience-Shop um die Ecke einen Salat für das Mittagessen holen?«
»Das wäre lieb, danke, bitte denselben wie immer, und zwei Brötchen.« Da sie den Mittag häufig im Büro verbrachte und durcharbeitete, nahm sie meistens nur einen kleinen Hühnersalat zu sich. Mit einem kompletten Mittagessen wurde sie am Nachmittag immer so träge, es fehlte ihr an Biss und das schmälerte ihre Leistung.
Deborah lehnte sich im Sessel zurück. Die Jonessy-Akte lag vor ihr. Es war ihr gelungen, den Engländer und seinen Anwalt zu überzeugen und ihren Fall zu übernehmen. Nun wartete eine Menge Arbeit auf sie, aber es bereitete ihr die größte Mühe, ihre persönlichen Probleme außen vorzulassen und sich auf das Mandat zu konzentrieren. Am liebsten würde sie diesen Sven anrufen und das Treffen vorverlegen, es war für sie schier unmöglich, bis Samstag zu warten. Sie brauchte die Antworten jetzt!
Nein, Deborah, das wirst du schön sein lassen, sagte sie sich. Er brauchte schließlich nicht zu wissen, wie entscheidend dieses Gespräch für sie war und wie viel davon abhing. Das blieb immer noch ihre Privatsache. Und drei Tage mehr oder weniger änderten an der Sache nichts. Ob er Maira von dem Telefonat erzählt hatte? Das war wahrscheinlich, denn sie besprachen ja alles, wie er betonte. Anders als sie und Alex, dachte sie traurig, und ihr schlechtes Gewissen meldete sich zurück. Aber sie brauchte sich nicht schlecht zu fühlen, ein Treffen mit Sven stand ihr zu. Hier ging es um ihre Zukunft und diejenige ihres Sohnes, die es zu schützen galt. Deborah griff nach ihrem Blackberry und suchte nach der Nummer von Jonessys Schweizer Anwalt. Sie war ein Profi und würde sich nicht von ihren privaten Problemen beherrschen lassen.
37
Er würde nur einen kurzen Blick hineinwerfen, bevor er sich auf den Heimweg machte. Er hatte keine Lust, mir ihr zu chatten, er wollte nur sehen, was sie ihm geschrieben hatte.
Gib dein Passwort ein oder registriere dich jetzt!
Alex loggte sich ein und fand ihre Nachricht in der Mailbox vor.
von SECRETS:
Hallo, Feuer. Wie geht es dir? Da es uns beiden nichts bringt, wenn wir tagelang weiter chatten, frage ich dich gerade heraus: Möchtest du mich noch einmal treffen? Im Le Grand am Samstag um 22Uhr? Ich werde dort auf dich warten. (Es geht bei mir leider nicht früher). In einem Hotelzimmer, wie beim ersten Mal, aber NICHT abgedunkelt. Ich möchte in Ruhe mit dir reden, nicht an einer Bar voller Leute, sondern bequem & persönlich im Zimmer. Ich hoffe, das ist für dich okay. Wenn du möchtest, können wir unsere Handy-Nummern austauschen. Ich erledige die Reservation, schicke dir dann eine SMS mit der Zimmernummer. Falls etwas dazwischen kommt, können wir uns wenigstens benachrichtigen, obwohl ich garantiert dort sein werde. Schade, dass wir das letzte Mal nicht daran gedacht haben. Sag einfach ja oder nein. Ich würde ein Nein verstehen.
Secrets
Direkt und schmerzlos, sie ließ ihm die Wahl. Und er musste ihr recht geben, warum sollten sie tagelang weiter chatten? Das war auch nicht in seinem Sinn. Und wenn sie ihm von sich aus ihre Handynummer geben wollte, hatte sie wohl nichts zu verbergen. Alex kam sich wegen seines mangelnden Vertrauens dumm vor.
Am Samstag? Da war doch schon etwas? Etwas mit Deborah? Alex glaubte sich zu erinnern, dass sie heute am Telefon irgendeine Anwaltstagung erwähnt hatte. Wo die stattfand, war ihm entfallen. Er schnappte sich seine Agenda vom Tisch und schlug das Datum nach. Perfekt! Am kommenden Samstag hatte er ihren Anlass eingetragen, weil er dann für Michel da sein musste. Er würde seinen Sohn bei den Großeltern unterbringen und sich für Deborah etwas ausdenken, so würde seiner Verabredung nichts mehr im Weg stehen.
Er schrieb SECRETS eine kurze Antwort und hinterließ ihr seine Handynummer.
38
Sven bedankte sich bei seinem Bekannten für die Auskunft und legte den Hörer auf. Ihm war warm und er öffnete den obersten Knopf seines Hemdes, das er unter dem Ärztekittel trug. Seine Finger entkrampften sich und er entdeckte frische Spuren seiner Nägel in den Handinnenflächen. Er fischte ein Taschentuch aus der Schublade und tupfte sich das Blut ab. Seine Hände brannten, aber durch den Schmerz fühlte er sich
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