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Blind vor Wut

Blind vor Wut

Titel: Blind vor Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Thompson
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Lizbeth. »Das könnte ich nicht ertragen!«
    »Wir werden sehen«, erwiderte ich. »Vielleicht werde ich die Sache aufschieben. Aber ihr beide solltet euch von nun an hüten, auch nur den leisesten Argwohn in mir zu wecken; und ich erwarte euren feierlichen Schwur, dass ihr nie wieder …«
    »Tun wir nicht, Dad«, unterbrach mich Steve. »Das kannst du mir glauben.«
    »Bitte glaub uns«, flehte Lizbeth. »Gib uns noch eine Chance. Vielleicht denkst du, du könntest uns nie wieder trauen, aber … aber …«
    Ich sagte ihnen, ich würde versuchen, ihnen zu vertrauen. Sie könnten kommen und gehen wie immer. Sie könnten alles tun, was sie bislang getan hätten – mit einer Ausnahme, die zu wiederholen wohl unnötig sei.
    »Ich kann euch nicht rund um die Uhr überwachen, und das habe ich auch nicht vor. Ihr habt mein Vertrauen, solange ihr es euch verdient. Wenn ihr dieses Vertrauen jemals missbraucht, nun, ich kann es euch auch gleich sagen. Dann werde ich euch dem Jugendstrafvollzug überantworten.«
    Wieder Stille. Dann eine tränenvolle Frage von Lizbeth.
    »Wir schämen uns so, Daddy. Kannst du uns jemals verzeihen?«
    »Ich werde es versuchen«, antwortete ich. »Offenbar habe ich in meiner Verantwortung für euch versagt, sonst wäre es gar nicht erst so weit gekommen. Vielleicht können wir uns ja alle in Zukunft bessern. Wir werden zusammen daran arbeiten, und … und – ich verzeihe dir, Lizbeth. Euch beiden.«
    Ich stand schnell auf und wich ihr aus, bevor sie mich umarmen konnte. Auch Steves Versuch, mir die Hand zu schütteln, wies ich von mir.
    Mit den jammervollsten Gesichtern, die ich je gesehen hatte, wichen sie einen Schritt zurück.
    »Verzeih uns«, murmelte Steve verzweifelt. »Du erträgst es noch nicht mal, uns zu berühren.«
    »Ihr werdet euch selbst etwas zu essen machen müssen«, erklärte ich. »Eure Mutter und ich gehen essen und anschließend ins Theater.«

22.
    Ja, Sir, ja, Sir …
    Ja, Sir, und ja, Missy-Ma’am …
    Das hat der Mann gesagt. Er hat gesagt, kleiner schwarzer Junge, wenn dir mal einsam is, dann kommste beim alten Sergeant Blair vorbei. Mach das, kleiner schwarzer Junge, weil mein kleines braunes Mädchen, die arbeitet bis nachts in der Schule, da wird mir auch manchmal ganz einsam.
    So das wörtliche Zitat eines Beamten der New Yorker Polizei, ich schwöre bei Gott. Ja, ich schwöre beim Allmächtigen, denn der ist genauso verrückt wie ich und könnte die Wahrheit nicht von einer Warze unterscheiden.
    Ich verließ die Küche und ging auf die Wohnungstür zu. Mutter sah vom Sofa auf und fragte mich, wohin ich glaubte, gehen zu wollen.
    Mit Glauben habe mein Ziel nichts zu tun, erwiderte ich; ich wisse ja, wo ich hinwolle. »Wohin glaubst du zu gehen?«
    »Wohin ich gehe? Ich gehe offenkundig nirgendwo hin!«
    »O doch, tust du«, sagte ich, »und das mit höchster Geschwindigkeit. Löschen Sie also bitte Ihre Zigarette und schnallen Sie sich an, wir rechnen mit einer Bruchlandung. Hier spricht Ihr Kapitän, klick-klick .«
    Mutter rollte entnervt die Augen und erklärte, es habe keinen Zweck, mit mir zu reden, wenn ich in so einer Stimmung sei. »Aber ich finde, du sagst mir lieber, was du da in der Tüte hast. Sieht mir ganz wie eine Flasche aus!«
    »Erstaunlich«, sagte ich »Was für ein erstaunlicher Zufall!«
    »Willst du damit sagen, es ist eine Flasche? Und wohin glaubst du, damit …«
    »Ah, ah«, ich hob einen warnenden Finger. »Ah, ah! Du fragst mich, wohin ich glaube, damit gehen zu wollen, und ich sage, ich glaube nicht. Ich …«
    »Schon gut! Wo bringst du sie hin?«
    »Zu Sergeant Blair, N . Y. P. D.«, antwortete ich. »Ich, der demütige Afroamerikaner, gehe hin und biete ihm eine ganze Flasche Wodka zum Geschenk dar. Ich nehme an, er kennt den Unterschied zwischen Afroamerika nern und Griechen, und werde mich also nicht zurückhalten.«
    »Oh«, machte Mutter und legte sich wieder aufs Sofa. »Na, ich schätze, dann ist ja alles in Ordnung. Es ist immer nützlich, sich mit der Polizei gutzustellen, und er war ja sehr hilfsbereit, nachdem du aus Versehen das Baby der Sanders umgebracht hast.«
    »Aus Versehen?«, fragte ich. »Glaubst du wirklich, das war ein Unfall?«
    »Darüber solltest du keine Witze machen, Allen. Mr. und Mrs. Sanders mussten zur Erholung fort. So sehr hat es sie mitgenommen.«
    »Na ja, der Sergeant war wirklich sehr nützlich«, gestand ich ein. »Aber eigentlich nur als Wiedergutmachung für vorangegangene Fehler.

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