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Blind vor Wut

Blind vor Wut

Titel: Blind vor Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Thompson
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anbot. Und sie blieb. Wohl eher wegen mir als wegen irgendwas anderem, sie war von Anfang an verrückt nach mir. Und sie war absolut rein, Jungfrau; das habe ich in unserer ersten gemeinsamen Nacht festgestellt. Das war ein Geschenk, weißt du, eine Haushälterin und frei bumsen …«
    Er unterbrach sich so plötzlich, dass ich seine Zähne aufeinanderschlagen hörte. Er lachte leichthin und meinte, da würde die Geschichte sich ja offensichtlich wiederholen, oder?
    »Sie kennen doch das alte Sprichwort, Sir. Ein steifer Schwanz hat kein Gewissen.«
    »Hä?« Er sah mich finster und mit vorgerecktem Kinn an. »Jetzt hör mal, Junge …!«
    »Ja, Sir?«, tat ich unschuldig. »Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie sehr ich Sie bewundere, Sir. Sie sind mitfühlender als die meisten, aber sie lassen sich nicht davon beirren, das Richtige zu tun. Wie viele andere Männer hätten das Mädchen geheiratet, ohne es zu müssen?«
    Er starrte mich weiter böse an, seine Augen wurden glasig, als er den Drink leerte und mit einer Hand nach der Wodkaflasche tastete, und ich dachte schon, ich wäre zu schnell zu weit gegangen. Schließlich kicherte er; ein wenig betreten, aber halbwegs freundlich.
    »Da hast du recht, Junge. Hart, aber gerecht. Natürlich musste ich sie heiraten, bei dem dicken Bauch, den sie schon hatte.«
    »Ich frage mich, ob Josie wohl das heiße Blut der Mutter geerbt hat?«
    » Josie? Aber – verdammt, Freundchen! Wenn du noch mal so über Josie sprichst, dann werde ich …«
    »Aber ich muss es doch ansprechen«, unterbrach ich ihn. »Ich mache mir Sorgen, weil sie abends immer so viel Zeit mit Mr. Velie verbringt.«
    »Was soll denn daran sein? Ich halte Velie für absolut in Ordnung.«
    »Und das ist meine Schuld«, sagte ich, »weil ich Ihnen nicht die Wahrheit über ihn gesagt habe. Rafer und die anderen Jungs haben die Wahrheit gesagt. Ich hatte schon so viele Schwierigkeiten, und Mr. Velie drohte mir, er werde mir noch mehr machen, und … und …«
    »Na los! Spuck’s aus!«
    »Ich bin an dem Tag gleich nach dem Mittagessen nach Hause gegangen, aber dann fühlte ich mich besser und kam wieder zurück. Ich war gegen zwei Uhr auf der Toilette … Und Mr. Velie auch!«
    Seine Reaktionen waren ungeheuer schnell. In Sekundenbruchteilen war er auf den Füßen, warf Gläser und Flaschen um und griff nach seinem Mantel.
    »Komm schon, verdammt!« Er rannte zu seinem Wagen, der am Straßenrand geparkt war. »Ich brauche einen Zeugen. Wenn dieser Mistkerl sich bei Josie auch nur einen Millimeter danebenbenommen hat …«
    Ich hatte kaum Zeit, in den Wagen zu springen, da hatte er den Motor schon gestartet und trat das Gaspedal bis auf das Bodenblech durch. Der Wagen heulte auf und schoss nach vorn, wobei mein Kopf gegen die Rückenlehne schlug. In null Komma nichts fuhren wir mit 145 Sachen. Nach einer Weile hatte er sich wieder im Griff und benahm sich wie ein kluger Bulle, nicht bloß wie ein Vater; er schaltete den Motor aus, und wir rollten leise vor die Schule.
    Es war nichts Schwerfälliges an ihm, als wir den Weg zum Eingang entlangschlichen. Er bewegte sich so leicht und lautlos wie eine Katze. Ich sagte leise zu ihm, alle Türen seien verschlossen und er würde nicht hineinkommen.
    »Na, dann pass mal auf«, entgegnete er. »Vielleicht kannst du ja noch was lernen.«
    Ich passte auf, lernte aber nichts. Er benutzte fast denselben Zelluloidstreifen zum Schlösserknacken wie ich.
    Natürlich kamen wir in die Schule und bis in Velies Vorderzimmer. Ich folgte Blair durch die Schwingtür im Tresen, die den Empfang von den Aktenschränken und dem Schreibtisch trennte, an dem Josie normalerweise arbeitete. An der geschlossenen Tür zu Velies Büro blieben wir stehen.
    Blair legte ein Ohr dagegen und lauschte.
    Ich weiß nicht, was genau er zu hören bekam, aber offenbar reichte es.
    Es reichte, um die Falten in seinem Gesicht noch tiefer werden zu lassen und zu bewirken, dass die Augen sich zu mörderischen Schlitzen verengten.
    Blair zog die Waffe aus dem Holster. Er nahm seinen Zelluloidstreifen und öffnete leise die Tür.
    Ich glaube, selbst wenn er sie nur beim Knutschen erwischt hätte, hätte Velie nun tief in der Scheiße gesteckt. Was ihm jetzt bevorstand, ließ mich in Gedanken erschaudern – zumindest hätte es das, wenn ich zu solchen Regungen neigen würde –, denn das, worin er gerade steckte, war Josie.
    Er war vollständig in ihr verschwunden – ein Zustand, den man nur dadurch erreichte,

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