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Blind vor Wut

Blind vor Wut

Titel: Blind vor Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Thompson
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Heißwasser stets heiß, und es gab nie Rost in den Leitungen. In früheren Zeiten gab es rund um die Uhr einen Türwächter.
    In früheren Zeiten wären die drei alten Schlachtrösser, die ihre Stühle auf den Bürgersteig schleiften und wie Leute in der Lower East Side vor dem Haus herumhingen – in früheren Zeiten wäre eine solche Gruppe wie die Drei Furien achtkantig hinausgeflogen.
    Jede einzelne von ihnen war mindestens hundertsiebenundachtzig Jahre alt; ich wüsste nicht, wie man in kürzerer Zeit so fett und hässlich hätte werden können. Jede einzelne von ihnen war natürlich Witwe. Sie hatten ihre Ehemänner mit Haut und Haaren verschlungen (vielleicht buchstäblich, das hätte mich nicht gewundert) und hassten deshalb Papa dafür, dass er seine Frau überlebt hatte. Und da Carol jung und schön war, hassten sie sie natürlich auch.
    Mich dagegen mochten sie umso mehr. Ich hatte dafür gesorgt.
    Bei einem meiner Gespräche mit Dr. Ashley, B. A., B. S. M. A., Dr. med., med. Dir., Dr. jur., Vizedirektor, Elektroingenieur, Buchprüfer, schlug ich vor, das Institut solle Kurse anbieten, bei denen man einen Abschluss in S. D. machen könne, in Scharfsichtiger Dummheit. Grund dafür sei natürlich, die ungeheure Intelligenz des Schülers für eine Öffentlichkeit erträglich zu machen, die ansonsten damit überfordert wäre. Die Menschen wollten keinen klugen Menschen, so mein Argument. Sie lehnten Kluge schon seit unvordenklichen Zeiten ab, rissen ihnen die Eier mit glühenden Zangen ab, stachen ihnen die Augen aus, scheuchten sie im Pferdeäpfelregen durch die Straßen. Wenn ein Kluger in der heutigen Zeit überhaupt eine Arbeit fand, dann endete er gewiss vor irgendeinem Regierungskomitee, wo man ihn sofort als Mistkerl und subversives Element abkanzeln würde, weil er die Wirksamkeit von Voodoomittelchen bei der Krebsbehandlung infrage stellte und darauf hinwies, dass es hier einen Konflikt zwischen fundamentalistischer Religion und Wissenschaft gab; daraufhin würden Geschichten an die Presse durchsickern, in denen angedeutet wird, dass er mithilfe eines Codes aus Furzern und Rülpsern dem Feind Nachrichten hatte zukommen lassen. Kurz gesagt (so erklärte ich es Dr. Ashley), könne der Kluge nur hinter einer Maske der Dummheit – oder Konformität, falls Sie mir diese Redundanz gestatten – fungieren. Seine Haltung müsse sich stets nach der seiner Umgebung richten. Verdächtige man ihn des Mangels an Glauben, so müsse er pünktlich zu jeder vollen Stunde beten, vom Stuhl fallen, sich auf dem Boden wälzen und in Zungen reden. Gelte er andererseits als sittenstreng, dann solle er Mädchen in den Hintern kneifen und in die Seitengassen pinkeln, statt aufs Klo zu gehen. Stets und unter allen Umständen sollte er seine Intelligenz auf wegwerfend beiläufige Weise zeigen, so als wolle er sagen: Ach herrje! Schaut mal, was ich da angestellt habe! Is ja ’n Ding! Ich schlug Dr. Ashley vor, dass zu den Kursen, die zum Abschluss in S. D. führten, Wahlfächer gehören sollten wie Schlechter Musikgeschmack , Wie schließe ich mich einer Hassgruppe an , Unruhe stiften im Theater , Geistesschwäche für Anfänger , Wie entblöße ich meinen Bauchnabel richtig? , Die Kunst des offenen Hosenstalls und andere allgemein akzeptierte Schlampereien , Kirchensprengen leicht gemacht , Missbrauch, Lynchen und anderer volkstümlicher Zeitvertreib . Zu den Hauptfächern (die für einen Dr. Dementiae Pflicht wären) könnten solche Kurse gehören wie Was halten Sie von den Dodgers? , Die Bombe auf Moskau und Schluss, Juden ab nach Jerusalem, Nigger zurück nach Afrika und Lasst doch Tschiang Kai-schek mal machen .
    Dr. Ashley schien ein wenig verärgert über meine Vorschläge; er hatte irgendwie den Eindruck, ich wolle ihn foppen. Also hatte ich sozusagen meine eigene Medizin geschluckt und meine Theorien im Labor des Lebens getestet, soweit dies möglich war – die Resultate waren besser, als ich je zu hoffen gewagt hätte. Ich hatte die Theorien der Feuerprobe der Drei Furien unterzogen, und sie hatten sich als reines Gold erwiesen.
    Carol lächelte, sprach mit den Drei Furien und bekam doch nur eisige Blicke und verächtliches Schnauben für ihre Mühen. Sie ging weiter und betrat das Haus, während ich noch draußen blieb.
    Die Furien begutachteten mich von oben bis unten, lächelten dann herablassend und nickten sich bedeutungsvoll zu.
    »Du hast deinen Mantel schief geknöpft, Herbie«, erklärte Mrs. Schultz. »So

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