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Blinde Angst

Titel: Blinde Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George D Shuman
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Sonnenbrille und einem zombiehaften Grinsen auftraten. Er machte den alten Landsitz zu seinem Hauptquartier.
    Die Aussicht von Contestus war wirklich atemberaubend. Im Westen erstreckte sich das grüne Meer über den Jamaica Channel, im Norden sah man die Schiffe, die die Windward-Passage durchquerten, und im Süden und Osten eine Landschaft aus unzähligen grünen Hügeln. Und das Beste war, dass nur eine einzige Bergstraße zu dem sechshundert Meter hoch gelegenen Ansitz führte, sodass Contestus praktisch eine uneinnehmbare Festung war. Das definierte die Schönheit, die Bedard in Contestus sah. Er war der uneingeschränkte König in seiner Welt. Einer Welt, in der er ein großes Vermögen anzuhäufen begann.
    Mit dreißig war es ihm gelungen, die Plantagen des Landes an sich zu reißen und die landwirtschaftlichen Exporte zu monopolisieren. Für einen Spottpreis übernahm er eine Flotte aus Frachtschiffen, die zuvor einem gewissen Jean Claude Jasmine gehört hatte, der Verbindungen zu zwei jungen ehrgeizigen Kolumbianern, Pablo Escobar und Thi-ago Mendoza, hatte. Jasmine pflegte einen ebenso aufwendigen Lebensstil wie der Drogenkönig Escobar, doch er hatte das Pech, von Leuten in seinem Umfeld verpfiffen zu werden, sodass er mit einer lebenslangen Haftstrafe in einem amerikanischen Gefängnis landete.
    Bedard, der die Öffentlichkeit scheute, tat sich mit Mendoza zusammen und sicherte seine geschäftlichen Aktivitäten mit Scheinfirmen und einem ganzen Heer aus Betriebswirten und Anwälten ab.
    Bedard schwor sich, nie den gleichen Fehler wie Jean Jasmine zu machen. Er verteilte die Risiken seiner Unternehmungen auf verschiedene Personen, deren Vermögen und Leben – einschließlich der Leben ihrer Familien – von ihm abhing. Sich Bedard zu widersetzen war gleichbedeutend mit einem Todesurteil, das die ehemaligen Macoutes vollstrecken würden, egal ob Bedard lebte oder tot war. Bedard verlangte absolute Loyalität. Wer nicht bedingungslos für ihn war, war gegen ihn.
    Bedards Frachtschiffe verkehrten ungehindert in Haitis größten Häfen, ohne jemals eine Inspektion befürchten zu müssen. Er hatte seine Spione in der Nationalpolizei, er hatte Gefängniswärter und viele andere Leute an wichtigen Positionen auf seiner Gehaltsliste, und als die amerikanische Drogenbekämpfungsbehörde DEA (Drug Enforcement Administration) in der Karibik aktiv wurde, hatte er sogar jemanden im Büro für Drogenbekämpfung, um die Telefongespräche des Leiters der Drogeneinheit Oberst Deaken, eines in Amerika ausgebildeten Haitianers, zu überwachen.
    Das Drogengeschäft hatte sich bis zur Jahrhundertwende so weit entwickelt, dass es mit der Effizienz von großen Unternehmen abgewickelt wurde. Thiago Mendoza, der die Ernte und die Verarbeitung in den Raffinerien kontrollierte, konnte gar nicht genug produzieren, um mit der Nachfrage Schritt zu halten. Bedards ungehinderte Kanäle von Haiti nach Europa versorgten Vertriebszentralen, die von Männern und Frauen mit entsprechender Ausbildung in Marketing und Betriebswirtschaft geleitet wurden. Sie alle hatten Anteil an den Profiten und Risiken im ständig wachsenden Markt der Drogenabhängigkeit. Während Thiago Mendoza zum Milliardär wurde, wuchs auch Bedards Vermögen rasch. Er konnte sich zwar nicht mit dem Drogenbaron vergleichen, doch war er mittlerweile reicher als sein eigener Präsident.
    Die Amerikaner intensivierten schließlich ihren Kampf gegen Drogen, und Pablo Escobar erklärte ihnen den Krieg. Am 2. Dezember 1993 stellte sich das als schwerer Fehler heraus; Pablo Escobar wurde auf einem Hausdach in Me-dellin erschossen.
    Thiago Mendoza hingegen zog sich in die entlegenen Berge der Sierra Nevada de Santa Marta zurück, wo loyale kommunistische Rebellen seine Mohnfelder und Raffinerien schützten.
    Von dort aus dehnte Mendoza seine Aktivitäten aus; er importierte Handfeuerwaffen aus Belgien, außerdem Uran und Cäsium-137, das in Motorblöcken aus der ehemaligen Sowjetunion geliefert wurde. Außerdem ließ er sich an die hundert Frauen pro Monat aus Russland liefern, die er als Prostituierte nach Südostasien verkaufte. Jean Bedard trug seinen Teil zu diesem Handel bei, indem er den Menschenschmuggel auf seinen Schiffen ermöglichte. Die Frauen wurden in die verborgenen Laderäume zwischen den Frischwassertanks gesteckt, die auch für den Transport von Men-dozas Kokain nach Osteuropa benutzt wurden.
    Dieser Handel mit Frauen, den Thiago Mendoza und Jean Bedard

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