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Blinde Goettin

Blinde Goettin

Titel: Blinde Goettin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Holt
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Wohnzimmereinrichtung war gerettet. Auch der Strom war noch da. Im Gegensatz zu Anwalt Lavik.
    Atemlos musterten die drei Polizisten das Zimmer. Sie entdeckten die beiden noch heilen Bindfäden und den präparierten Wecker, der das Fax noch nicht losgeschickt hatte.
    »O verdammt«, fluchte der erste Bewacher leise und schüttelte seine schmerzende Hand. »Dieser Wichser hat uns ausgetrickst. Der hat uns total geleimt.«
     
    »Vor sieben Uhr kann er nicht verschwunden sein. Die Leute schwören, daß er um fünf vor sieben noch aus dem Fenster geschaut hat. Mit anderen Worten, er kann nicht mehr als eine Stunde Vorsprang haben. Hoffentlich weniger. Vielleicht ist er sogar erst wenige Minuten, ehe sie das entdeckt haben, abgehauen.« Hanne Wilhelmsen versuchte erfolglos, den Polizeiadjutanten zu beruhigen.
    »Du mußt die Polizei in der ganzen Gegend informieren. Sie müssen ihn um jeden Preis stoppen.« Er war außer Atem und schluckte oft und laut.
    »Håkon, jetzt hör mir zu. Wir haben keine Ahnung, wo er ist. Er kann nach Hause gefahren sein, sich über die blöden Bullen lustig machen und mit seiner Frau einen trinken. Vielleicht macht er eine Runde durch die Stadt. Aber entscheidend ist, daß wir keinen Grund haben, ihn festzunehmen. Daß er seine Bewacher ausgetrickst hat, ist natürlich ein Problem. Aber es ist unser Problem, nicht seins. Wir können ihn zwar beschatten, aber es ist nicht strafbar, wenn er uns an der Nase herumführt.«
    Obwohl Håkon Sand außer sich war vor Angst, mußte er zugeben, daß Hanne Wilhelmsen recht hatte. »Gut, gut«, unterbrach er sie. »Gut. Ich begreife, daß wir nicht Himmel und Hölle in Bewegung setzen können. Du hast mit allem recht. Aber du mußt mir glauben: Er hat es auf sie abgesehen. Es paßt alles zusammen: deine Notizen über Karen, die verschwunden sind, als du niedergeschlagen worden bist; ihre Aussage, die verschwunden ist. Er ist derjenige, der hinter all dem steckt!«
    Hanne seufzte. Jetzt ging er wirklich zu weit. »Du willst doch nicht allen Ernstes behaupten, Jørgen Lavik hätte mich niedergeschlagen? Er hätte sich aus einer Zelle in dein Büro geschlichen und eine Aussage geklaut, um sich dann wieder runterzuschleichen und die Tür hinter sich abzuschließen? Das meinst du doch nicht ernst.«
    »Er braucht es ja nicht selbst gemacht zu haben. Er kann Helfer haben. Hanne, bitte! Ich weiß, daß er es auf sie abgesehen hat.« Håkon war ehrlich verzweifelt.
    »Bist du beruhigt, wenn wir uns ins Auto setzen und zu ihr fahren?«
    »Ich habe schon gedacht, du würdest das nie fragen … hol mich in einer Viertelstunde bei der Reithalle in Skøyen ab.«
     
    Vielleicht war das alles ja nur ein Vorwand, um Karen zu treffen. Er hätte nicht schwören können, daß es keiner war. Andererseits ballte sich die Angst unter seinen Rippen zusammen und war alles andere als Einbildung.
    »Nenn es männliche Intuition«, spottete er und ahnte ihr Lächeln eher, als er es sah.
    »Deine Intuition kannst du dir sonstwohin stecken«, schnaubte sie. »Ich mach’ das dir zuliebe und nicht weil ich glaube, daß du recht hast.«
    Das war nicht die reine Wahrheit. Seit sie vor zwanzig Minuten mit ihm gesprochen hatte, war ihr so nach und nach die Ahnung gekommen, daß die Angst ihres Kollegen nicht ganz unberechtigt war. Sie hätte nicht ohne weiteres zu sagen vermocht, was sie dazu gebracht hatte, ihre Absicht zu ändern. Seine Überzeugung vielleicht; sie war alt genug, um Ahnungen und Gefühle ernst zu nehmen. Außerdem hatte Lavik so verzweifelt gewirkt, als sie ihn das letzte Mal gesehen hatte, daß sie ihm alles zutraute. Außerdem gefiel ihr nicht, daß Karen Borg schon den ganzen Abend nicht ans Telefon gegangen war. Das mußte natürlich nichts bedeuten, aber es gefiel ihr nicht.
    »Versuch es noch einmal«, bat sie und schob eine neue Kassette ein. Karen Borg antwortete noch immer nicht. Hanne warf Håkon einen kurzen Blick zu, legte die Hand auf seinen Oberschenkel und streichelte ihn sanft.
    »Keine Panik, es ist nur gut, wenn sie nicht da ist. Außerdem …« Sie warf einen Blick auf die Uhr am Armaturenbrett.
    »Außerdem kann er selbst im allerschlimmsten Fall unmöglich schon da sein. Zuerst hat er sich ein Auto besorgen müssen. Und selbst wenn er wider Erwarten in der Nähe eins stehen hatte, kann er erst nach sieben losgefahren sein. Wahrscheinlich später. Jetzt ist es zwanzig nach acht. Also keine Panik.«
    Das war leicht gesagt. Håkon zog an einem

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