Blinde Seele: Thriller (German Edition)
sorgen, dass alles im Haus ist, was ihre Kinder möchten. Mama sagte, es täte ihr leid, sie würde später welchen besorgen. Ich erwiderte, dann würde es verdammt noch mal zu spät sein … nur dass ich nicht ›verdammt‹ gesagt habe. Ich habe etwas viel Schlimmeres gesagt … zu meiner Mutter , die sterben würde, die kurz davor war …«
»Es ist schon gut«, sagte Grace zu ihr.
»Es ist nicht gut!«, stieß Felicia hervor. »O Gott, es ist nicht gut, und es wird nie gut sein.«
Und wieder kamen die Tränen.
122.
»Was war das?«
Kate drehte den Kopf, schaute zur Diele, das Kinn vorgereckt, während sie gebannt lauschte.
Sie saß noch immer auf der Armlehne des Sofas, Toni auf dem Platz neben ihr.
Den Colt noch immer auf Sam gerichtet.
Eine Gestalt erschien im Türrahmen.
Manchmal, schoss es Sam in diesem Sekundenbruchteil durch den Kopf, war es schwer, den eigenen Augen zu glauben.
»Waffe fallen lassen«, sagte Thomas Chauvin.
Und dann brach die Hölle los.
*
Kate riss Toni die Pistole aus der Hand.
Schnell, mit einer einzigen glatten Bewegung, sodass sie noch immer auf Sam gerichtet war und er nichts hätte tun können, um Kate gefahrlos zu entwaffnen.
»Ich wusste, du würdest es nicht tun«, stieß Kate hervor. »Du bist eine beschissene Schwester.«
»Kate, nicht …«, sagte Toni.
Sie stand auf und griff nach der Waffe, aber Kate trat zur Seite, wich ihr aus.
»Waffe fallen lassen, habe ich gesagt!«, rief Chauvin.
Und stürzte sich auf Kate Petit.
Die auf den Abzug drückte.
123.
Joe Duvals schwarzer Dodge Magnum war etwa fünfzig Meter hinter Sam Beckets Saab zum Stehen gekommen, als er es hörte.
Unverkennbar.
Er schnappte sich sein Telefon, wählte den Notruf, rief die Polizei von Hallandale an, nannte seinen Namen und seine Position und berichtete, einen einzelnen Schuss gehört zu haben.
»Im Haus befindet sich ein Detective«, sagte er. »Fordere Verstärkung an. Vermutlich hält sich eine verdächtige Frau in dem Haus auf, und möglicherweise eine weibliche Geisel. Der Detective ist Afroamerikaner, eins dreiundneunzig groß, Detective Samuel Becket vom Miami Beach Police Department.«
Duval stieg aus dem Wagen, schloss leise die Tür, öffnete den Kofferraum, entnahm ihm seine kugelsichere schwarze Weste und sah dann auf einmal den Chevy Impala, der ein Stück weiter auf der Straße parkte.
»Möglicherweise ist noch ein zweiter Detective im Haus«, gab er an die Polizei durch. »Es handelt sich um Detective Martinez, eins fünfundsiebzig groß, Kuba-Amerikaner. Achtung, beide Beamte könnten bewaffnet sein, Einsatzleute sollen sich daher umgehend zu erkennen geben. Kommen Sie sofort. Keine Lichter, keine Sirenen. Ich bin Weißer, eins fünfundsiebzig, bewaffnet, und trage eine kugelsichere Weste. Ich gehe jetzt rein. Ende.«
124.
»Nein!«, schrie Toni. »Kate, nein! «
»Alles okay.« Kate Petit rappelte sich auf, mit zitternden Händen, die trotzdem noch die Pistole hielten.
»Chauvin?«, wandte Sam sich an den Mann auf dem Boden. »Alles okay mit Ihnen?«
»O Gott … sie hat auf mich geschossen.« Thomas Chauvin lag stöhnend auf dem Teppich, eine Hand auf seinen blutverschmierten linken Arm gepresst. »Sie hat auf mich geschossen .«
»Wer ist dieser Witzbold?«, fragte Kate.
»Ich weiß nicht«, sagte Toni. »Kate, ich flehe dich an …«
»Halt den Mund, Schwester«, sagte Kate.
Sam starrte auf den Colt. Er wusste, dass sie ihn wieder im Visier hatte, dass jede Chance, sie zu überrumpeln, vertan war.
Dank Chauvin.
Dieser Trottel.
Sam hörte das leise Knarren eines Dielenbretts in dem Augenblick, bevor eine neue Stimme erklang.
Sie war Sam sehr vertraut und erst recht willkommen.
»Wie der Mann gesagt hat«, sagte die Stimme, »lassen Sie die Waffe fallen.«
Martinez stand im Türrahmen. Seine Glock war genau auf Kate Petit gerichtet. Kate wandte ihr Gesicht einen Moment lang dem Neuankömmling zu, mit einem seltsam verzerrten Lächeln. Dann schaute sie zurück zu Sam.
Und richtete die Pistole auf ihn.
Mit einem erneuten Schrei stürzte Toni Petit sich auf ihre Schwester, riss ihr die Waffe aus den Händen und zog sich in eine Ecke zurück. Dann richtete sie die Waffe wieder auf Sam.
»Das war gut, Schwester«, sagte Kate keuchend. »Schon besser.«
»Nein.« Toni war kreidebleich, Tränen glänzten in ihren Augen. »Diesmal nicht, Kate. Ich kann das nicht länger zulassen.« Sie begann zu schluchzen. »Es tut mir furchtbar leid.«
Sie
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