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Blinde Seele: Thriller (German Edition)

Blinde Seele: Thriller (German Edition)

Titel: Blinde Seele: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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Lebensunterhalt verdient. Meine Kunden haben mich in bar bezahlt. Manchmal, in den ersten Jahren, habe ich von ihnen im Tausch auch irgendwelche Dinge bekommen, die wir brauchten.«
    »Ich bin nicht berufstätig«, sagte Kate tonlos. »Und ich kann kein Behindertengeld beantragen, da Toni mich gezwungen hat, mit ihr abzuhauen.«
    Einen Augenblick herrschte Stille.
    »Warum hast du den Colt eingesteckt, Toni?«, fragte Sam dann. »Nach allem, was passiert war.«
    »Kate sagte, ich sollte die Waffe mitnehmen«, antwortete Toni. »Sie war in einem schlimmen Zustand. Sie sagte, wenn wir den Colt dabeihätten, würde sie sich sicherer fühlen. Wenn ich ihn nicht einsteckte, wollte sie nicht mitkommen. Also habe ich ihn eingesteckt.«

115.
    »Ich hatte mich zwei Tage lang wie ein Biest benommen«, sagte Felicia, »weil meine Mom mich zwingen wollte, zu diesem Arzt zu gehen …«
    Offensichtlich fiel es ihr zu schwer, über ihre Augen zu reden.
    »Ich weiß, Felicia«, sagte Grace leise. »Deine Mutter hat Dr. Shrike erzählt, was passiert ist.«
    »Der anderen Seelenklempnerin«, sagte Felicia.
    »Ja.«
    »Danach habe ich mich immer noch wie ein Biest benommen.« Felicia hielt einen Moment inne. »Ich dachte, Psychiater dürften nichts darüber sagen, was ein Patient ihnen erzählt hat, so wie Ärzte.«
    »In den meisten Fällen stimmt das«, sagte Grace. »Aber Dr. Shrike hat nichts wiederholt, was du zu ihr gesagt hast.«
    »Es macht sowieso nichts«, erklärte Felicia, »denn was ich Ihnen sagen werde, ist kein Geheimnis. Ich konnte es nur meinem Vater nicht erzählen, und Sie …«
    Grace schwieg.
    Felicia holte tief Luft und setzte zum Sprechen an. Dann aber stiegen wieder Tränen in ihr auf.
    »Schon gut«, sagte Grace. »Du kannst ruhig weinen.«
    »Es ist schon spät.« Felicia sah auf die Uhr auf ihrem Nachttisch, zog zwei Taschentücher aus der Kleenexschachtel, die danebenstand, und putzte sich die Nase. »Es ist fast Mitternacht, und Sie sind extra gekommen.«
    »Für dich, ja«, sagte Grace.
    »Aber es ist schon spät«, wiederholte Felicia.
    »Ich habe so viel Zeit, wie du brauchst«, sagte Grace.

116.
    »Du sagst, du hättest den Colt eingesteckt, damit Kate sich sicher fühlte«, sagte Sam. »Vor wem musste sie sich denn sicher fühlen, nachdem euer Vater tot war?«
    »Ich musste nie vor meinem Vater beschützt werden«, warf Kate ein. »Wenn Sie aufgepasst hätten, wüssten Sie das, Detective.«
    Sam war oft genug in die Enge getrieben worden, um zu wissen, wie man ein Gespräch steuern musste, wenn man bedroht wurde. Aber diese Situation war äußerst verwirrend, denn auch wenn er vermutet hatte, dass mit Toni etwas nicht stimmte, hatte er doch nicht geglaubt, einem Killer auf der Spur zu sein, als er ihr gefolgt war. Und bis jetzt hatten diese beiden Frauen nur alte Verbrechen gestanden, von denen sie nach so vielen Jahren vielleicht ohnehin freigesprochen würden. Tod durch Unfall und Diebstahl. Auch wenn es Sam stutzig machte, dass die Cops in Louisiana damals nicht nach den Schwestern gesucht hatten – im Augenblick hatte er weitaus Wichtigeres im Kopf.
    Dass Kate die Worte »großes schwarzes Loch« verwendet hatte, als sie die Wunde in Jake Grands Stirn beschrieb, war kein Zufall gewesen.
    Black Hole.
    Aber sobald er die beiden Frauen nach den Black-Hole-Morden befragte, würde das Risiko für ihn in diesem Raum an die Decke schießen, das wusste er.
    Doch er konnte keinen Ausweg für sich sehen.
    Dann aber führte Kate sie alle sowieso dorthin, ohne gefragt zu werden.
    »Er weiß es«, sagte sie.
    Toni Petit  schwieg.
    Sie sah verausgabt aus. Genauso, wie es Sam vorhin bei Tyler Allen zu Hause beobachtet hatte. Diese Frau musste jahrelang eine gute Miene zur Schau getragen haben, während sie ihre Schwester gedeckt hatte, die sehr wahrscheinlich geistesgestört war.
    Irgendetwas war passiert, irgendetwas hatte sich verändert . Vielleicht hatte Toni die Probe heute Abend verlassen, weil sie gewusst hatte, dass es Zeit für sie und ihre Schwester war, wieder einmal die Flucht zu ergreifen.
    »Du warst es, die reden wollte«, sagte Kate Petit jetzt zu ihrer Schwester.
    »Du musst doch gewusst haben, dass wir das irgendwann tun müssen«, erwiderte Toni.
    »Ich wusste immer, dass du mich letztendlich verraten würdest«, sagte Kate. Verbitterung und eine Art Befriedigung lagen in ihren Worten.
    »Oh, Kate.« Toni sah so traurig aus wie ein offenes Grab.
    Sam ließ die Stille noch einen Moment

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