Blinde Verführung (German Edition)
schafften sie es in kürzester Zeit, den Elektrogrill anzuheizen und zu bestücken und das dunkle Baguette aufzuschneiden und mit frischer Kräuterbutter zu bestreichen. Patrick ließ Marlene immer die erste Wahl und ermutigte sie zu essen, worauf auch immer sie Lust hatte.
„Dieser Abend ist für Sie“, sagte er milde, als sie protestieren wollte. „Ich esse an mindestens drei Abenden der Woche mit irgendwelchen Kunden in teuren Restaurants. Es macht mir Freude, Ihnen etwas Gutes zu tun. Denken Sie sich nichts dabei.“
Natürlich tat sie das doch, gab aber ihr Bestes, damit es dieses wundervolle Abendessen nicht schmälerte.
Es gab kein Dessert, da Marlene ja Kuchen mitgebracht hatte. Stattdessen gingen sie doch noch ein wenig spazieren – in Patricks von tiefgoldenem Abendlicht durchfluteten Atelier.
„Ich fühle mich von Ihrer Neugier geschmeichelt, aber viel getan hat sich in der letzten Woche leider nicht“, bemerkte er bedauernd.
Marlene strich andächtig über die gerundete Flanke ihrer Lieblingsskulptur. „Wegen der vielen Abendessen mit Kunden?“
Schulterzuckend meinte er: „Es ist Ferienzeit. Die Schönen und Reichen suchen neues Zeug für ihre Häuser.“
„Ihre Arbeiten sind kein Zeug “, widersprach sie sanft, aber bestimmt.
Patrick lächelte. „Danke sehr.“ Er trat an sie heran und legte mit unheimlicher Zielsicherheit seine Hand über ihre Finger.
Marlenes Atem stockte. Die Kühle des Steins und die Wärme seiner Haut waren ein wunderbarer Kontrast. Es war so leicht zu vergessen, dass er blind war, ganz besonders in seiner Wohnung, wo er sich auskannte und mühelos bewegen konnte.
„Kommen Sie, der Whirlpool wartet schon. Möchten Sie Champagner zu ihrem wunderbaren Kuchen trinken?“
Immer noch ein wenig aus der Bahn geworfen stimmte Marlene zu und Patrick ließ sie im Gästezimmer allein, damit sie sich in Ruhe umziehen konnte. Marlene fühlte sich unartig, so ganz allein in der Wohnung eines nahezu fremden Mannes und mit einem knappen Bikini in ihrer Hand. Sie fragte sich, ob er es wohl merken würde, wenn sie einfach nackt ins Wasser steigen würde, und falls ja, was er dann tun würde. Sie küssen? Sie vielleicht sogar berühren?
Ein Schauer lief über ihre Arme, so potent war der Gedanke. Hastig stieg sie aus ihrer Kleidung. Durch das aufgeklappte Fenster zog ein warmer Lufthauch ins Zimmer und strich über ihren Rücken, die nackten Pobacken und ihre Schenkel. Alles kribbelte, beinahe so, als würde jemand sie mit einer Feder necken. Sie konnte fast die Hitze eines größeren Körpers hinter sich spüren und seufzte leise bei der Fantasie eines schmetterlingshaft leichten Kusses auf ihrem Nacken.
Patrick klopfte an die Tür und riss sie abrupt aus ihrem Tagtraum. „Der Jacuzzi erwartet Sie, Miss Marlene.“
„Ich komme sofort!“, rief sie erschrocken. Eilig zog sie sich das Bikinihöschen über die Hüften und kämpfte mit dem Frontverschluss des Oberteils. Es wollte wegen ihrer verschwitzten Finger einfach nicht kooperieren, also streifte sie es wieder ab und hielt es zusammengeknüllt in ihrer Faust. Das hatte sie nun von ihrer Trödelei!
„Ich dachte schon, Sie lassen mich vor vollen Tellern darben“, sagte er, als sie die Tür öffnete. „Wenn Sie jetzt schüchtern gewesen wären, hätte ich meine gute Erziehung vergessen, glaube ich.“
„Ich dachte, Hippies kennen keine normale, gute Erziehung?“, fragte sie etwas atemlos. Was wäre es nur für ein Witz, wenn er genau jetzt zugäbe, gar nicht wirklich blind zu sein! Außerdem sah er wie erwartet großartig ohne seinen Anzug aus. Schlank und mit genau so vielen Muskeln, dass sie kurz um ihre Zurechnungsfähigkeit fürchtete. Er trug lediglich noch eine Badehose, Hawaii-Latschen und seine allgegenwärtige Sonnenbrille. Sie stöhnte innerlich über den angebotenen Arm, akzeptierte aber. Er konnte schließlich nichts für ihre Kopflosigkeit. Allerdings hoffte und betete sie, dass sie nicht unabsichtlich seine Haut streifte, denn sie war sich ziemlich sicher, dass alle seine Sinne auf Hochtouren arbeiteten, um das fehlende Augenlicht auszugleichen.
Der kurze Weg ins Badezimmer verlief jedoch ohne Zwischenfälle. Falls Patrick verwundert über den Abstand war, den sie zu ihm hielt, ließ er es sich nicht anmerken. Zuvorkommend half er ihr in den Pool, reichte ihr ein Glas Champagner und glitt dann ebenfalls ins genau richtig temperierte Wasser. Ein Knopfdruck brachte es zum Blubbern und Sprudeln.
Dieses
Weitere Kostenlose Bücher