Blinde Verführung (German Edition)
der Täter die Theke und die Spiegel zerschlagen. Außerdem wurde die Küche verwüstet. Gestohlen wurde wie gesagt anscheinend nichts, aber das prüfen wir noch.“ Er nickte Marlene und Heidi zu. „Tut mir leid. Ich hoffe, Sie sind gut versichert.“
„Habt ihr irgendwo roten Lippenstift gefunden, oder ein Tuch, irgendetwas in der Art?“, wollte Patrick wissen.
„Das weiß ich nicht, ich bin gleich wieder raus um mit Frau Reuss zu sprechen und ihre Aussage aufzunehmen. Ich frage gleich nach, einen Augenblick.“
Er ging, und Marlene wandte sich an ihren Begleiter. „Was sollen die Fragen? Weißt du, wer das war?“
„Noch nicht mit Sicherheit“, erwiderte er grimmig, „aber ich habe eine Vermutung.“
Steve kam wieder, in der Hand einen Beweisbeutel, in dem ein scharlachrotes Halstuch lag. „Das Tuch hier haben die Jungs in der Küche gefunden. Es ist tatsächlich rot und war mit einem Messer auf der Arbeitsfläche fixiert.“
Patrick wischte sich mit der Hand über das Gesicht. „Verdammter Mist.“
„Was ist denn los?“
Patricks Miene war finster, aber auch so bedauernd, dass Marlene es erst recht mit der Angst zu tun bekam. „Ich fürchte, meine Exfreundin hat dich im Visier. Es tut mir schrecklich leid, Marlene.“
„Ihre Exfreundin?“, fragte Heidi entsetzt. „Was war das denn bitte für eine Trennung?“
Ihr unfreiwillig komischer Ausbruch entlockte ihm ein winziges Lächeln. „Eine nicht besonders schöne, so viel ist sicher.“
Da war noch mehr, das merkte Marlene, aber Patrick sah nicht so aus, als ob er jetzt mit ihnen darüber sprechen wollte. „Geh ruhig“, sagte sie leise beim Anblick seiner rastlos auf seinem Smartphone herumtrommelnden Finger. „Wir kommen hier zurecht.“
„Danke.“ Patrick hatte sein Telefon schon am Ohr und entfernte sich ein paar Schritte. „Marco, hi. Sag mal, hast du eine Minute?“
„Ich kenne die Geschichte nicht, aber dafür kenne ich Pat schon eine ganze Weile. Er lügt Sie sicher nicht an“, meinte Steve mit gerunzelter Stirn und fuhr sich mit der Hand über sein kurz geschorenes Haar.
Schuldbewusst, weil sie lieber Patricks leisem Gespräch lauschen wollte als Steve zuzuhören, wandte sich Marlene ihm zu. „Ich kenne ihn erst seit ein paar Wochen, aber ich hoffe, Sie haben Recht.“
„Er ist ein anständiger Kerl. Machen Sie sich keine Sorgen, wir werden alle Beweise überprüfen, nur wenn das wirklich stimmt … wenn seine Ex dafür verantwortlich ist, sollten Sie lieber direkt mit ihm darüber reden. Wer weiß, auf welche Ideen sie noch kommt.“
„Finde ich auch“, sagte Heidi. „Vielleicht willst du ja lieber erst mal zu mir ziehen, bis sie festgenommen ist. Sie nehmen sie doch fest, oder?“
„Warten wir erst mal ab, wer dahintersteckt. Aber falls sie es war, nehmen wir sie natürlich in Gewahrsam“, bestätigte er. „Das sind Einbruch, schwere Sachbeschädigung und vermutlich auch Stalking, so leicht kommt der Schuldige nicht davon.“
Marlene riskierte einen weiteren Blick auf den Schaden und wünschte sich sofort, es nicht getan zu haben. Heute würden sie das Café auf keinen Fall öffnen, und auch nicht in der nächsten Woche. Ihr Vater, der so liebevoll bei der Einrichtung des Ladens geholfen hatte, würde einen Anfall kriegen, und Heidis Eltern sowieso.
„Was machen wir denn jetzt?“, fragte sie, mit einem Mal überwältigt von der trostlosen Realität. „Mit einer Anzeige ist es bestimmt nicht getan. Was, wenn der Täter wiederkommt?“
„Wenn du und Miss Reuss es erlauben, würde ich das gerne regeln“, sagte Patrick, noch während er sein Telefon wieder in seine Hosentasche gleiten ließ. „Schließlich ist es meine Schuld.“
„Ist es nicht“, widersprach Heidi und verschränkte die Arme vor der Brust. „Aber danke für das Angebot. Wir wissen Ihre Hilfe sehr zu schätzen.“
„Heidi, das können wir nicht machen“, widersprach Marlene unangenehm berührt. „Wir sind gut versichert.“
„Natürlich könnt ihr das.“ Patrick streichelte mit sachten Fingern ihren Rücken. „Ich habe schon einen meiner Freunde darum gebeten, ein neues Sicherheitssystem zu installieren, sobald die Renovation abgeschlossen ist. Er hat ein privates Sicherheitsunternehmen, er kennt sich aus. Und mit deiner Erlaubnis würde er auch deine Wohnung überwachen. Er schuldet mir noch einen Gefallen, also denk dir nichts dabei.“
„Ich weiß nicht … ist das wirklich nötig?“
Obwohl Patrick sie nicht sehen
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