Blinde Verführung (German Edition)
sich um ihre Taille und sie erschrak. „Huch, Patrick!“
„Sie war zuerst mit Tom im Bett und hat später Andy mit ihm verwechselt“, sagte er, als wäre das keine große Sache. „Und jetzt ist sie sauer, weil sie dem bösen Zwilling aufgesessen ist.“
Marlene klappte der Mund auf. „Ist nicht dein Ernst.“
„Geschichten, die das Leben schreibt“, winkte Thomas ab. „Ich brauch mich kaum bei der Ideensuche anstrengen, der Müll fliegt mir nur so zu.“
„Dein Verleger würde sagen, dass das, was du jetzt schreibst, Müll ist“, feixte Sean auf Patricks anderer Seite. „Ehrlich Tom, erotische Schmonzetten?“
„Es ist erst eine. Außerdem liest er den Schrott doch selber. Der soll sich bloß nicht so anstellen.“
Am Tisch, über einem köstlichen Sellerieschnitzel, Kartoffelgratin sowie dickem Linseneintopf mit Granatapfelkernen und sautiertem Mangold, erfuhr Marlene mehr über Patricks Freunde, ihre Hobbys und Wünsche, aber auch über die Probleme, die sie im Leben durch ihre unruhige Kindheit so gehabt hatten. Im Vergleich zu ihnen fühlte sie sich ziemlich langweilig, gleichzeitig aber auch regelrecht mit der Lust aufgeladen, das zu ändern.
Ethan hatte mehr als genug gekocht und versorgte sie mit einem großzügigen Nachschlag und jeder Menge Wein. „Wollt ihr euer Dessert gleich danach, oder wollt ihr lieber noch ein bisschen warten?“
„Schätzchen, wenn du willst, dass ich überhaupt noch was runter bekomme, dann gibst du mir eine Stunde Zeit“, seufzte Kelly. „Mindestens.“
Also wurde zuerst eine der vielen Spielekonsolen an Ethans enormen Flachbildfernseher angeschlossen. Popcorn ging herum und sie sahen gebannt dabei zu, wie sich Thomas und Andy bei Gran Turismo gegenseitig fertig machten. Für jedes verlorene Spiel musste der Verlierer einen Tequila trinken – und die, die auf ihn gewettet hatten auch. In kürzester Zeit waren sie alle ziemlich betrunken und warfen sich wüste Beschimpfungen und Popcorn an den Kopf. Wenig später drehte Kelly die Musikanlage laut auf und drängte alle dazu, im Wohnzimmer auf dem dunklen Parkett zu tanzen. Patrick sicherte sich die erste Runde mit Marlene, aber danach wurden fleißig die Partner getauscht und jede nur erdenkliche Musikrichtung angespielt.
Von den Fünfzigern über Rock’n’Roll zu Techno und Metal ging es einmal quer durch die letzten sechzig Jahre, jedes Mal mit ungebremstem Enthusiasmus der Gäste. Den meisten Spaß hatte Marlene überraschenderweise, als sie alle den Harlem Shake machten. Am Ende der paar Minuten Schüttelpartie lachte nicht nur sie Tränen, sogar Ethan und Andy krümmten sich regelrecht und schnappten hilflos nach Luft.
„Um Himmels willen, sind alle eure Partys so?“, kicherte Marlene in Patricks Armen. „Hoffentlich hat das keiner gefilmt!“
„Ich glaube nicht, aber bei Phil und Dante weiß man nie …“
„Oh Gott.“ Marlene drückte ihr Gesicht in Patricks Schulter und versuchte ihren Lachanfall unter Kontrolle zu bekommen. „Aua, ich habe Bauchschmerzen.“
„Dann haben wir alles richtig gemacht.“ Lächelnd gab er ihr einen Kuss auf die Stirn und etliche Schmatzer auf den Mund. „Oh, höre ich da den vorsichtigen Gang eines Kuchenträgers?“
„Du bist mir unheimlich“, lachte sie und küsste seinen unheimlich gut duftenden Hals. „Mmmh.“
„Heb dir das für später auf“, sagte er mit rauer Stimme. „Oder ich kann nicht für deine Unversehrtheit garantieren.“
Marlene küsste ihn noch mal, sehr zur Freude seines besten Stückes offensichtlich, das sich hart und drängend gegen ihren Bauch drückte. „Wer sagt, dass ich das will?“
„Zuerst das Dessert, dann die Götterspeise“, wisperte Patrick in ihr glühendes Ohr. „Einverstanden?“
Sie seufzte erregt. „Einverstanden.“
Der Nachtisch war der perfekte Abschluss für einen äußerst unterhaltsamen Abend. Ethan schnitt die Erdbeertorte fachgerecht mit einer Saite anstelle eines Messers und bot dazu vegane Sprühsahne an. Marlene, die diese Marke noch nicht kannte, war recht angetan, und Heidi mit ihrer Laktoseintoleranz sowieso.
Sie verputzten jeden Krümel, tranken eine Tasse wunderbaren Espresso dazu und machten sich dann unter Protest ihrer Freunde zum Gehen fertig.
„Es ist gerade mal Mitternacht“, beschwerte sich Phil.
„Und du senkst die Frauenquote beträchtlich“, nörgelte Sean. „Dass du dich nicht schämst.“
„Such dir selbst eine“, gab Patrick freundlich aber ungerührt zurück.
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