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Blinde Voegel

Blinde Voegel

Titel: Blinde Voegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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Ira, du solltest deine Worte vorsichtiger wählen, auch wenn du aufgewühlt bist.
Ira Sagmeister Stimmt, Dominik. Es tut mir leid.
    Immer noch kein guter Zeitpunkt, um Tina Herbert hallo sagen zu lassen. Wie spät war es jetzt? Gleich fünf, Zeit, die Kinder abzuholen.
    «Geh nur.»
    Florin musste ihren Blick auf die Uhr bemerkt haben. Er quittierte ihr verlegenes Schulterzucken mit einem Lächeln. «Mach nur, Bea. Kein Problem.»
    Sie klappte das Notebook zusammen und stopfte es in die Tasche. «Kannst du dir vorstellen, welche Quellen Helen Crontaler angezapft hat? Sie schreibt, sie wüsste jetzt, dass Pallauf derjenige welcher ist.»
    Er wollte gerade antworten, als sein Handy piepste. SMS. Er hatte einen nüchternen Ton eingestellt, geradezu das Gegenteil von Moon River. Er griff nach dem Gerät, ohne die Nachricht zu öffnen. «Ich denke, wir sollten Helen Crontaler morgen einen Besuch abstatten.»

    Sie war größer, als Beatrice es sich vorgestellt hatte, und alle ihre Fotos bei Facebook schmeichelten ihr. Das bedeutete nicht, dass Helen Crontaler keine attraktive Frau war, nur war sie nicht ganz so strahlend, wie die Bilder es glauben machten.
    «Bitte, kommen Sie nur herein!»
    Sie betraten den Vorraum. Nein, das hier ist ein Entree, korrigierte Bea sich. Heller Marmorboden, an der linken Wand ein riesiges Bild in Grau-, Grün- und Silbertönen, in der Mitte des Raums ein Podest und darauf eine Skulptur, die eine tanzende Frau darstellte.
    Helen Crontaler geleitete Beatrice und Florin in einen Salon, in den Beatrices Wohnung zweimal gepasst hätte.
    «Sie sagten, Ihr Name sei Wenninger?»
    Oha, da legte sich aber eine ins Zeug. Beatrice beobachtete amüsiert, wie der Rock von Crontalers eierschalfarbenem Kostüm über ihre Knie hochglitt, als sie die Beine übereinanderschlug. Der Blick ihrer blauen Augen ließ Florin keine Sekunde lang los.
    «Ja, Sie haben es richtig verstanden. Wenninger.»
    «Dann sind Sie eventuell mit Maxim Wenninger verwandt? Dem Pianisten?»
    «Mein Bruder.»
    Also hatte Beatrice sich nicht geirrt. Der Bruder, der auf Facebook registriert war.
    Die Auskunft erfreute Crontaler sichtlich. «Nein, wie interessant! Erzählen Sie mir, wie es kommt, dass zwei Brüder so völlig unterschiedliche Berufe ergreifen?»
    Einen Moment lang beneidete Beatrice die Frau um ihre Offenheit – sie selbst hatte Florin noch nie nach seiner Familie gefragt, aus dem unbestimmten Gefühl heraus, dass ihm dieses Thema nicht behagen könnte.
    «Um ehrlich zu sein, sind wir hier, um Ihnen Fragen zu stellen. Nicht umgekehrt.»
    Offenbar hatte Beatrice mit ihrem Gefühl richtiggelegen, denn sein Lächeln war um einige Grad kühler geworden. Den Bruchteil einer Sekunde lang wirkte Helen Crontaler verunsichert, fing sich aber sofort wieder und beugte sich vor, um Tee in zierliche Porzellantassen zu gießen. «Selbstverständlich, entschuldigen Sie bitte. Sie mögen doch Darjeeling? Nehmen Sie Milch? Zucker?» Diese Frau war es gewohnt, Gäste zu haben, keine Frage.
    «Sie haben auf Facebook eine Gruppe gegründet», begann Beatrice. «Lyrik lebt.»
    «Ja, und dieser Name entspricht den Tatsachen. Sie lebt, und ich liebe sie sehr, deshalb unterhalte ich mich außerordentlich gern darüber.» Ein Lächeln an Beatrice, ein herzlicheres an Florin, dann plötzlicher Ernst im Gesicht. «Sie sind wegen Gerald hier, nicht? Ich helfe Ihnen selbstverständlich, so gut ich kann. Wir sind alle erschüttert.»
    «Das haben wir gesehen.» Florin holte sieben ausgedruckte Seiten aus seiner Aktenmappe und legte sie auf den Tisch.
    «Oh.» War Crontaler wirklich erstaunt? Wenn, dann nur für die Dauer eines Herzschlags. «Wie dumm von mir. Natürlich können Sie mitlesen, Sie sind die Polizei.»
    «Außerdem haben wir Gerald Pallaufs Computer, und damit Zugriff auf seinen Facebook-Account», ergänzte Beatrice.
    Verständnisvolles Nicken. «Meine Güte. Heißt das, Sie müssen jetzt alle seine Online-Kontakte überprüfen? Er war doch sicherlich noch in anderen Gruppen organisiert, in Foren und Ähnlichem …»
    Wusste sie wirklich nicht, aus welchem Grund Lyrik lebt von besonderem Interesse für die Ermittlungen sein konnte? Oder stellte sie sich nur ahnungslos? Wenn ja, dann tat sie das sehr überzeugend.
    Florin hielt sich nicht lange mit Höflichkeiten auf. «Sie haben gestern geschrieben, Sie wüssten nun sicher, dass Pallauf einer der beiden Toten ist. Können Sie mir sagen, woher Sie dieses Wissen haben?»
    Die Frage war

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