Blinde Wahrheit
Haar.
Nein.
Alles, nur das nicht.
Nein. Nein.
»Ging es um deine Partnerin? Mac?«
»Ja«, flüsterte er heiser.
Sie streichelte ihm über den Arm. »Wahrscheinlich darfst du mir nicht erzählen, was damals passiert ist. Aber wenn du jemals das Bedürfnis haben solltest, darüber zu reden … dann höre ich dir zu«, murmelte sie.
»Ich sollte es dir nicht erzählen«, antwortete er. Das sollte er wirklich absolut nicht.
Doch wenige Sekunden später strömte es aus ihm heraus, ein widerlicher, abscheulicher Schwall von Gift. Als wäre ein Damm gebrochen, konnte er die Worte nicht mehr zurückhalten, und zwar keine Sekunde länger.
Lena schwieg die ganze Zeit über, hörte ihm einfach nur zu und strich ihm mit ihren langen, schlanken Fingern über den Kopf. Als er schließlich verstummte, hielt sie inne. Er griff nach ihrer Hand und küsste sie.
»Kein Wunder, dass du dir nicht sicher bist, ob du wieder anfangen kannst«, meinte sie nachdenklich. »Es muss schlimm sein, nicht genau zu wissen, ob die Guten wirklich die Guten sind, oder?«
»Korrupte Polizisten wird es immer geben«, sagte Ezra rau. »Immer. Ich … Ich hätte nur nie gedacht, dass ich mich so leicht hinters Licht führen lasse. Scheiße. Und wenn sie … « Hitze stieg ihm in die Wangen. »Wenn sich rausstellt, dass sie nicht meinetwegen mit mir geschlafen hat, sondern bloß wegen ihrer illegalen Geschäfte … «
»Dann hat es nichts mir dir zu tun, sondern ganz allein mit ihr«, unterbrach Lena ihn. »Ezra, sie ist diejenige, die Scheiße gebaut hat. Sie war korrupt und vielleicht hat sie dich benutzt, vielleicht aber auch nicht. Doch das hat nichts mit dir zu tun.«
»Vielleicht ja doch – hätte ich es nicht merken müssen? Hätte ich sie nicht durchschauen müssen?«
»Ich kannte dich damals zwar noch nicht, aber ich gehe davon aus, dass du ein ziemlich guter Polizist gewesen bist. Doch sie war einfach eine noch bessere Schauspielerin. Sie hat sich falsch verhalten, Süßer, nicht du. Mach dich nicht für ihre Fehler verantwortlich.«
»Das soll ich nicht?« Er drehte sich auf den Rücken und starrte an die Decke. »Wenn es mir früher aufgefallen wäre, wenn ich wachsamer gewesen wäre, dann hätten wir sie vielleicht auf andere Art und Weise auffliegen lassen können, und sie wäre jetzt noch am Leben.«
»Hättest du auf sie geschossen, wenn sie nicht ihre Pistole auf dich gerichtet hätte?«
»Natürlich nicht!«
»Na dann … « Lena schmiegte sich so nah an ihn, bis sie ihm einen Kuss auf die Lippen geben konnte. »Ihre Fehler, ihre Schwäche, ihr Verschulden. Nicht deines, Ezra, nicht deines.«
Sie schwieg, bis seine Anspannung ein wenig nachließ, und setzte sich dann auf. Erneut strich sie ihm durch das verwuschelte Haar. »Hast du oft solche Albträume?«
»Immer mal wieder.« Er entzog sich ihrer Berührung, doch ehe sie sich zurückgewiesen fühlen konnte, setzte er sich schon auf und lehnte sich neben ihr ans Kopfende des Betts. »Aber es war schon lange nicht mehr so schlimm wie heute.«
»Da bin ich aber froh.« Sie zog sich die Decke höher, kuschelte sich an ihn und hoffte, dass sie ihm etwas von ihrer Wärme abgeben konnte. Er fühlte sich so kalt an. Sein Albtraum … Sie würde es ihm nicht sagen, aber seine Geschichte machte sie unglaublich traurig. Er hatte … so gebrochen geklungen.
Ezra legte ihr einen Arm um die Schultern. Seufzend lehnte sie den Kopf an seine Brust.
»Das Mädchen in Laws Werkstatt … wahrscheinlich hat ihr Anblick irgendwelche Erinnerungen wachgerüttelt. Verflucht, allein schon die Pistole. Ich komme damit nicht klar – deswegen kann ich auch noch nicht wieder mit der Arbeit anfangen. Schon allein bei dem Gedanken, eine Waffe in die Hand zu nehmen, fühle ich mich … überfordert.« Er lachte, doch es klang ganz und gar nicht fröhlich, vielmehr trocken, düster und bedrohlich. »Überfordert von meinem eigenen Beruf. Verfluchter Mist.«
»Ezra, jeder fühlt sich mal überfordert.« Sie griff nach seiner Hand und küsste sie. »Erzähl mir von deinem Traum.«
»Eigentlich passiert immer so ziemlich dasselbe, diesmal hat sich aber plötzlich was verändert. Mac verwandelte sich erst in dieses Mädchen … und dann in dich.«
»In mich?«
»Ja.« Er fuhr sich über den Mund und wünschte, er könnte etwas gegen dieses flaue Gefühl in seinem Magen tun.
Lena setzte sich auf seinen Schoß. Sie griff nach seinen Händen und führte sie zu ihren Brüsten. »Tja, dann kannst du
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