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Blinde Wahrheit

Blinde Wahrheit

Titel: Blinde Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shiloh Walker
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halten.
    »Ezra?«
    Er hörte das Blut in seinen Ohren rauschen, sodass ihre leise Stimme kaum zu ihm durchdrang. Sein Herz raste und kalter Schweiß brach ihm aus. Vorsichtig lehnte er sich gegen die Tischkante, sonst wäre er zu Boden gegangen. Flach atmend wartete er darauf, dass die Schmerzattacke vorüberging. Lena war indessen aufgestanden und kam auf ihn zu.
    »Geht es dir gut?«
    »Alles in Ordnung«, presste er hervor.
    Sie strich ihm mit der Hand über den Arm, doch Ezra schob sie beiseite. »Mir geht’s gut.«
    »Das nehme ich dir nicht ab. Du schwitzt ja. Was ist denn los?«
    »Nichts«, herrschte er sie an. Gereizt machte er sie nach und wiederholte ihre Frage: »Was spielt es denn auch für eine Rolle?«
    Sie runzelte die Stirn. »Bist du krank?«
    »Nein.« Er schnappte sich einen Stuhl, drehte ihn um und manövrierte sich mithilfe des Tisches und seines gesunden Beins auf die Sitzfläche.
    »Hör zu, ich habe mir vor ein paar Monaten das Bein verletzt. Manchmal will es nicht so wie ich. Gestern hab ich es ein bisschen übertrieben, und jetzt zahle ich eben die Rechnung dafür. Das ist alles.«
    »Was … Was ist denn passiert?«
    Er lachte trocken. »Vorsicht, Lena. Du klingst schon fast wie eine besorgte Freundin.«
    »Blödmann.« Sie warf ihm einen wütenden Blick zu, seufzte dann jedoch nur und setzte sich wieder auf ihren Stuhl. »Okay, zweiter Versuch, ja? Ich meine, vor ein paar Wochen hast du mir sehr gefallen. Und selbst jetzt, obwohl ich wirklich versuche, dich nicht zu mögen, merke ich, dass ich dich aber immer noch mögen möchte … auch wenn ich das wiederum eigentlich gar nicht möchte. Und ja, ich weiß, dass das unlogisch klingt. Warum ziehen wir also nicht einfach einen Schlussstrich und versuchen es noch einmal von vorn? Vielleicht können wir ja … na ja, Freunde sein.«
    Ezra betrachtete sie aus halb geschlossenen Augen und wog innerlich ab, ob er es ihr sagen sollte oder nicht. Auf gar keinen Fall würde er sie ansehen und dabei nur rein freundschaftliche Gefühle empfinden können. Aber er konnte so tun, als ob. Wie oft würden sie einander schließlich noch über den Weg laufen?
    »Alles klar. Freunde. Tja, was mein Bein angeht … Ich habe mir im Dienst vor ein paar Monaten eine Verletzung zugezogen. Und die ist immer noch nicht ganz ausgeheilt.«
    »Vor ein paar Monaten? Muss ja eine üble Verletzung gewesen sein«, entgegnete Lena mit einem Stirnrunzeln.
    Könnte man so sagen. Metallplatten. Zwei Operationen. Übel traf es wohl ganz gut. Aber diese Details ersparte er ihr lieber. »Also gut. Ich habe dir geantwortet. Jetzt bist du dran. Willst du mir nun erzählen, warum du hier bist? Was hat es mit diesen Schreien auf sich, die du hörst?«
    »Ich behaupte nicht, dass ich sie höre. Ich habe sie gehört«, fauchte sie ihn an.
    »Okay. Und was war nun damit?«
    »Warum?«, fragte sie und legte die Stirn in Falten.
    »Bin wohl einfach ziemlich neugierig. Außerdem … das ist doch genau das, was Freunde machen?«
    War das Wunschdenken oder klang er diesmal nicht ganz so … abweisend? Genervt von sich selbst, fing Lena an, mit dem Fuß zu wippen. Prather und seine fiesen Sticheleien waren ihr ganz schön nahegegangen. Und dieses Gespräch mit Ezra machte es nur noch schlimmer … viel schlimmer. Es ging ihr förmlich unter die Haut … in vielerlei Hinsicht.
    »Freunde hin oder her, Ezra, mich macht das so schon ziemlich fertig, und ich will das nicht öfter haarklein erzählen müssen als notwendig«, murmelte sie.
    Außerdem hatte sie den Kerl gerade erst kennengelernt.
    Auch wenn das Date mit ihm ganz nett gewesen war – besonders viel wusste sie nicht über ihn, und diese Schreie hatten sie ein bisschen … aus der Bahn geworfen.

5
    Tja.
    Als sie langsam zum Stehen kam, stellte Hope fest, dass Law keine Witze gemacht hatte.
    Ash, Kentucky, besaß einen Kreisverkehr.
    Einen Marktplatz.
    Mehr Stoppschilder als Ampeln. Und es gab tatsächlich ein paar Leute, die ihr auf der Fahrt durch die Innenstadt zuwinkten. Doch dadurch fühlte sie sich auch nicht wohler, obwohl es mit Sicherheit nicht in der Absicht der lächelnden Stadtbewohner lag, dass sie so durchdrehte.
    Es war natürlich auch nicht die Schuld der Leute, dass sie in Kleinstädten immer eine Gänsehaut bekam.
    Wenn es eines gab, das Hope Carson zu umgehen versuchte, dann waren es Kleinstädte.
    Sie machten sie einfach wahnsinnig.
    Sie fühlte sich in ihnen immer wie eingesperrt.
    Verflucht! Sie war in einer von

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