Blinde Wahrheit
Gelegenheit böte, würde er austesten, ob sie sich vielleicht doch auf etwas mehr als nur Freundschaft einlassen wollte. Er würde sich dafür entschuldigen, dass er den Anfang verbockt hatte, und dann konnten sie ja sehen, wohin sie das führte.
Er erklomm die Stufen und klopfte an die Tür. Die Hände hatte er in den Hosentaschen vergraben, nervös wie ein dummer kleiner Teenager bei seinem ersten Date.
Sie öffnete die Tür einen Spalt breit, ließ aber die Kette davor. »Ja?«
»Ähm … « Wow. Super Einstieg. Total lässig. Ezra schluckte schwer und versuchte es noch einmal. »Hey, Lena. Hier ist … «
Sie machte die Tür ein wenig weiter auf. »Ezra«, begrüßte sie ihn und trat einen Schritt zur Seite, sodass er sie durch den Spalt hindurch sehen konnte.
»Ja.« Er lächelte zaghaft.
Auch Lena schenkte ihm ein Lächeln. »Tja … was machst du denn hier? Ist mir da was entfallen?«
Innerlich ging er noch einmal die Einladung zum Mittagessen durch. Es sollte ein nettes, harmloses Mittagessen werden.
Er erinnerte sich wieder daran, dass sie einfach nur Freunde bleiben wollten. Nur Freunde, und die konnten doch zusammen essen gehen, oder? Er war ihr ohnehin eine Einladung schuldig.
Ach, zum Teufel. Er hatte zwar kein Problem damit, mit Lena befreundet zu sein, aber er wollte … Verflucht, er brauchte mehr als das.
Schon lange hatte er sich nicht mehr so zu einer Frau hingezogen gefühlt – so stark, so intensiv, so unmittelbar. Im Vergleich dazu verblassten seine Gefühle für Mac vollkommen. Sie war eine Freundin gewesen, ja. Eine Geliebte. Er hatte sie auf eine Art geliebt … sich zu ihr hingezogen gefühlt. Aber das war nichts im Vergleich zu dieser Geschichte.
Noch nie zuvor hatte eine Frau ihn dermaßen umgehauen wie Lena.
Statt zu lügen oder ihrer Frage auszuweichen, starrte er sie einfach nur an. »Äh, tja, ich hatte mir irgendwie überlegt, dich zu fragen, ob du vielleicht Lust hättest, was zu essen oder so«, sagte er schließlich, auch wenn er in diesem Augenblick gar keinen Hunger verspürte.
Jedenfalls nicht auf etwas Essbares.
»Oder so?«, wiederholte sie.
»Ja. Freunde gehen miteinander essen, oder?«
Sie prustete los. Es war ein leises, tiefes Lachen und verdammt sexy. »Klar, Ezra. Freunde gehen auch miteinander essen.« Dann schloss sie die Tür für einen Moment. Er hörte das metallische Geräusch der Kette, bevor sie ihm wieder öffnete.
Ihre Erscheinung traf ihn wie ein Schlag. Sie trug eine ziemlich tief sitzende schwarze Baumwollhose und ein Top mit Spaghettiträgern, welches den Bauch frei ließ und mehrere Zentimeter Haut offenbarte. Ezra ertappte sich dabei, wie er Lena auf den Bauchnabel starrte und sich vorstellte, vor ihr auf die Knie zu gehen und ihn mit der Zunge zu liebkosen, um dann tiefer und tiefer … und tiefer …
Bei ihm regte sich schon wieder etwas, und Ezra stöhnte innerlich auf. Verdammt, er fragte sich, ob er überhaupt ein normales Gespräch zustande bringen würde – abgesehen davon, dass er, je länger er sie anstarrte, nur noch heißer auf sie wurde.
Er räusperte sich und rief sich in Erinnerung, dass er kein Schwerenöter war – zumindest normalerweise nicht – , als ihm noch etwas auffiel. Sie trug keinen BH . Herr im Himmel …
»Du starrst mich wieder an, oder?«, fragte Lena.
Ezra riss den Kopf hoch und sah, wie sich ihre Wangen leicht röteten. »Ja, Ma’am. Ich starre dich eindeutig wieder an.« Er glotzte sie an, gab sich seinen Tagträumen hin und seine Erregung nahm von Sekunde zu Sekunde zu.
Er versuchte auf andere Gedanken zu kommen und begutachtete die Tür, bevor er sich wieder ihr zuwandte. »Auch wenn ich selbst nicht unbedingt ewig auf deiner Veranda hätte stehen bleiben wollen, solltest du vielleicht ein bisschen vorsichtiger sein, wem du die Tür aufmachst.«
»Bei dir mache ich mir da keine allzu großen Sorgen. Du bist ja schließlich nicht das erste Mal hier«, erwiderte sie und zuckte mit den Schultern. »Außerdem mag Puck dich.«
Ezra warf einen Blick auf den Hund neben ihr und schmunzelte. »Hat er dir das gesagt?«
Sie grinste breit. »So ungefähr. Er hat mit dem Schwanz gewedelt, als du den Mund aufgemacht hast. Bei ihm ist das so etwas wie eine Empfehlung.«
»Trotzdem … du solltest vorsichtig sein.«
Lena schmunzelte. »Stimmt. Vor allem nachdem ich nun herausgefunden habe, dass die Polizei womöglich einfach auflegt, wenn ich anrufe. Oder noch schlimmer, sie schicken Prather zu
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