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Blinde Wahrheit

Blinde Wahrheit

Titel: Blinde Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shiloh Walker
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mir.«
    »Ach, nimm’s dir nicht so zu Herzen. Sein Verhalten ist sicher nichts Persönliches. Er ist anscheinend zu jedem unmöglich«, entgegnete Ezra und schob die Hände in die Gesäßtaschen. »Ich war damals auf der Wache, weil mir ein paar Jungs übers Grundstück gefahren sind und einen ziemlichen Schaden angerichtet haben. Und von Prather kam die ganze Zeit über nur, dass ich lieber keine Anzeige gegen den Sohn des Bürgermeisters erstatten solle.«
    Lena verzog das Gesicht. »Brody.« Sie fuhr sich durchs Haar. »Auch wenn es eigentlich keine Rolle spielt, wessen Sohn er ist, Brody hat es wohl gerade ziemlich schwer. Aber wenn er etwas Ärger bekommt, tut ihm das bestimmt auch mal gut. Manchmal brauchen die Leute so was, um wieder auf die richtige Spur zu kommen – quasi einen leichten, aber gezielten Schlag auf den Hinterkopf. Und bei ihm wird’s immer dringender.«
    Sie hielt inne und legte den Kopf schief. »Aber … du hast keine Anzeige erstattet, stimmt’s?«
    »Kannst du hellsehen oder was?« Ezra tippte mit der Fußspitze auf die Holzdielen. »Nein, habe ich nicht. Allerdings war das nicht Prathers Verdienst. Der Idiot kann mich mal. Dafür hat Nielson mich gebeten, dieses eine Mal ein Auge zuzudrücken, und ich habe eingewilligt, unter der Bedingung, dass jemand mit dem Jungen redet.«
    »Wenn der Sheriff es dir versprochen hat, dann wird es auch passieren. Wahrscheinlich überlässt er das Remy.«
    Remy … Ezra fuhr sich mit der Zunge über die Zähne und versuchte, den Stich in seinem Herzen zu ignorieren, den er beim Klang dieses Namens verspürte. Egal – dann war sie eben mit ihm ausgegangen, dann hatte er diesen schönen, hochgewachsenen, schlanken Körper halt an jeder Stelle berührt … Oh Mann, immer diese Selbstgeißelung!
    Lena trat zur Seite. »Komm doch rein. An der offenen Tür ist es mir viel zu heiß. Lass uns drinnen übers Mittagessen reden.«
    Als er ins Haus trat, drückte er sich so dicht an ihr vorbei, dass er die Hitze spürte, die ihre Haut abstrahlte. Und er konnte sie riechen, sie duftete nach Pfirsich.
    Pfirsich … Mann, er liebte Pfirsiche.
    Du bist ein hoffnungsloser Fall! Er seufzte innerlich. Im Flur blieb er kurz stehen und blickte sich um. Der Boden war mit glänzendem goldbraunen Parkett ausgelegt, Teppiche gab es nicht.
    »Also … «, murmelte Lena. »Mittagessen.«
    Sie lief an ihm vorbei und ging ins Wohnzimmer.
    Ezra folgte ihr und betrat einen großen, luftigen Raum, der sehr schlicht und schmucklos wirkte. An einer der Wände befand sich eine Couch, der gegenüber ein kleines Heimkino aufgebaut war. Passend dazu stand vor dem Kamin ein Polstersessel.
    Lena ließ sich in den großen Sessel fallen und zog die Beine an, was irgendwie lässig, aber dennoch sehr geschmeidig aussah. Ezra versuchte, nicht auf ihre Brustwarzen zu starren, die sich dunkel unter dem Stoff ihres Oberteils abzeichneten, und begutachtete stattdessen die Anlage. Der Fernseher hatte einen eher kleinen Flachbildschirm, aber das Soundsystem war erstklassig, und Lena besaß eine ziemlich beeindruckende DVD -Sammlung.
    Ezra schaute neugierig ihre Filme durch.
    Jede Hülle war mit einem Aufkleber versehen, auf dem mehrere erhabene Punkte prangten – etwa Brailleschrift?
    »Schaust du gern Filme?«, fragte er und sah kurz zur ihr hinüber.
    »Ich liebe Filme«, antwortete sie leicht lächelnd. »Ich kann zwar nicht sehen, was passiert, aber ich kann es hören. Und der Rest spielt sich in meinem Kopf ab.«
    »Es geht doch nichts über eine lebhafte Fantasie.« Ezra setzte sich aufs Sofa und Lena verfolgte seine Bewegungen. Er streckte das rechte Bein aus und rieb sich mechanisch den Oberschenkel.
    »Dein Bein – darf ich fragen, was damit passiert ist?«
    Überrascht blickte er auf. »Du hörst mich humpeln?«
    »Du hast einen ungleichmäßigen Gang. Das höre ich.« Sie zuckte mit den Schultern. »Wenn ich zu neugierig bin, sag es nur. Mir selbst ist es immer lieber, wenn die Leute nachfragen, statt mich anzustarren und sich den Kopf zu zerbrechen. Deswegen neige ich auch zu direkten Fragen.«
    »Nein, du bist nicht zu neugierig – oder, na ja, bist du schon, aber es macht mir nichts aus.« Stirnrunzelnd schaute er auf sein Bein. Es machte ihm wirklich nichts aus. Zumindest hatte er kein Problem damit, ihr zu erzählen, dass er angeschossen worden war. Mit dem Rest der Geschichte verhielt es sich schwieriger, vor allem, was die Sache mit Mac betraf.
    Doch wenn er sich bei ihr

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