Blinde Wahrheit
länger stehen muss, dann verbringe ich möglicherweise die Nacht an diesem Fleck.«
»Es ist noch lange nicht Nacht. Vielleicht hab ich mich bis dahin wieder erholt.«
Sie lachte und drückte ihn von sich weg. »Beweg dich.« Grinsend wandte sie ihm das Gesicht zu. »Los, komm, ich zeig dir mein Schlafzimmer.«
»Mhmmm.« Er senkte den Kopf und streifte ihre Lippen mit seinen. »Ist gut. Für Nachtisch bin ich immer zu haben.«
»In meinem Schlafzimmer gibt’s keinen Nachtisch.«
Ezra fuhr mit einem Finger an ihrer Seite entlang, über die Hüfte, tauchte zwischen ihre Schenkel und streichelte ihre glatte, empfindliche Scham. »Wenn du drinstehst, schon.«
Lena errötete. Sie spürte, wie sich die Hitze wellenartig von ihrer Brust ausbreitete, bis ihre Wangen glühten. »Mich hat noch nie jemand als Nachtisch bezeichnet.«
»Süß und lecker, das kann nur Nachtisch sein.« Er holte tief Luft – sie spürte den Atemzug an ihrem Busen, hörte den leichten Luftzug über ihre Haut wehen.
»Ab ins Schlafzimmer. Sofort.« Lena schluckte schwer und stützte sich an seiner Brust ab. »Aber zackig.«
Sie trat einen Schritt zurück, aber da lag etwas auf dem Boden. Sie stolperte, prallte Halt suchend gegen die Wand, doch ihre Hand rutschte gerade an der Ecke zum Torbogen ab, der ins Wohnzimmer führte.
Aber sie fiel nicht. Starke, feste Hände packten sie im letzten Moment. »Scheiße, Lena. Tut mir leid … «
Dem Klang seiner Stimme folgend wandte sie den Kopf in seine Richtung, während er sich hinkniete.
»Das … äh … das war mein Portemonnaie. Ich hatte es vorhin dort abgelegt.«
Lena strich ihm über die Wange. Er ergriff ihre Hand und drückte sie an sich, während er aufstand. Unter ihren Fingern spürte sie raue Stoppeln und seine Haut – heiß – zu heiß. Sie bemerkte die Anspannung in seiner Stimme, erkannte mühelos die Verlegenheit darin, und das half ihr, ihre eigene Verlegenheit zu überwinden.
»Hey, schon gut. Deswegen bin ich Köchin und keine Seiltänzerin geworden.« Sie verlieh ihren Worten mit einem Lächeln Nachdruck und küsste ihn sanft. »Wie war das noch mit dem Nachtisch?«
Während ihrer ersten beiden Tage hier hatte Law sie mit Filmen und oberflächlichen Gesprächen beschäftigt … wenn sie nicht gerade schlief. Seltsamerweise war die Schlaflosigkeit, unter der sie nur allzu oft litt, wie weggeblasen. In ihrer ersten Nacht in Ash schlief sie fünfzehn Stunden am Stück, in der zweiten Nacht waren es zwölf Stunden.
Doch am dritten Tag beschloss sie, auch zu arbeiten, wenn Law wirklich einen Job für sie hatte.
Innerlich war sie darauf eingestellt, dass er ihr auftragen würde, seine Bücher alphabetisch zu sortieren oder so etwas.
Doch als sie in sein Büro kam, sprang er mit einem Ausdruck der Erleichterung vom Schreibtisch auf und holte einen riesigen Karton aus der Ecke.
»Hier. Extra für dich aufbewahrt«, sagte er und drückte ihn ihr in die Arme.
Hope blickte finster auf die absurde lose Blättersammlung, ein chaotischer Haufen von Quittungen, Ausdrucken und handschriftlichen Notizen. Dann schaute sie zurück zu Law. »Und … was genau soll ich damit machen?«
Er spähte in den Karton. »Du sollst da Ordnung reinbringen. Wenn du was findest, das so aussieht, als würde ich es für die nächste Steuererklärung brauchen, leg es zur Seite. Wenn es eine Mail von einem meiner Leser ist, hefte sie ab – ich hab mir eigentlich jede angesehen und auch nur ein paar ausgedruckt, aber ich will sichergehen, dass ich wirklich alle durchgegangen bin.«
»Woher soll ich wissen, was du für deine Steuererklärung brauchst?«, fragte Hope entgeistert. Der Karton wog geschätzte fünf Kilo.
Law grinste schief. »Na ja, wenn es irgendwas mit meinem Büro zu tun hat, mit den Büchern, dem Schreiben, der Recherche, Werbezeugs wie Lesezeichen, Kulis, Flyer oder wenn es Portokosten sind wie Briefmarken, Umschläge und so weiter und so fort … all das brauche ich für die Steuererklärung.«
»Vorgestern habe ich mich noch bei dir bedankt«, murmelte sie. »Ich glaube, ich nehme das wieder zurück.«
»Hab ich schon befürchtet. In ein paar Tagen werde ich dir garantiert die Füße küssen und dich anbetteln zu bleiben. Ich hab’s ernst gemeint, dass ich Hilfe brauche, Hope. Todernst.«
Sie betrachtete das Chaos in seinem Büro und seufzte. »Bisher hast du es auch ohne Hilfe geschafft.«
»Mehr schlecht als recht.« Law fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. »Hör mal,
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