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Blinde Zeugen: Thriller

Titel: Blinde Zeugen: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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aufräumen.«
    Logan ließ die Haarsträhne wieder in die Hülle gleiten. Jetzt hatte er fast schon ein schlechtes Gewissen, weil er sie angefasst hatte. »Bist du Zytka?«
    Das Mädchen wuchtete den Topf auf die Arbeitsplatte und löste den Verschluss des Deckels. Eine Dampfwolke entwich mit einem Zischen, und warme Essensdüfte füllten die Küche. »Ich bin für ihn sorgen.«
    Von irgendwo in der Wohnung kam das Geräusch einer Toilettenspülung.
    Zytka öffnete einen Schrank und nahm zwei Teller heraus. »Sie jetzt müssen zu gehen. Ist er alt und müde.«
    »Und hungrig.« Das kam von Gorzkiewicz, der gerade seinen Gürtel zuschnallte. » Jakie mosz pierogi? «
    » Ruskie .«
    Was immer das hieß, es war offenbar gut, denn der alte Mann lächelte.
    Logan hielt die Akte hoch. »Dürfen wir uns die ausleihen?« Dann fiel ihm ein, dass Gorzkiewicz seine Geste ja gar nicht sehen konnte. »Die Akte von Krawtschenko, meine ich.«
    »Nein. Aber Zytka macht Ihnen morgen eine Kopie. Geben Sie ihr Ihre Adresse.«
    Logan kramte eine seiner Grampian-Police-Visitenkarten hervor und schrieb die Adresse ihres Hotels auf die Rück seite.
    Sie gingen und ließen den alten Mann am Tisch sitzen, wo er sich über einen Teller voll weißlicher Teigtaschen hermachte.
    Das Mädchen brachte sie zur Tür. Sie umkurvte das Labyrinth aus Büchern und Zeitungen in dem dunklen Flur ebenso mühelos wie zuvor der alte Mann. Logan und Polizeihauptmeisterin Jaroszewicz stolperten hinterdrein und versuchten, nicht über irgendetwas zu fallen.
    An der Tür blieb Zytka stehen und sah sie durchdringend an. Ihre dunklen Augen glitzerten im Schein der Lichterketten wie die eines wilden Tiers. »Sie müssen diese Krawtschenko zu finden, und Sie müssen ihn zu töten.«
    »Wie bitte?« Wiktorja baute sich vor dem jungen Mädchen auf. »Wir sind Polizisten , wir gehen nicht einfach hin und knallen –«
    »Onkel Rafal ist Held von Polen. Krawtschenko – er verdienen tot zu sein für was er getan. Und wenn Sie nicht töten ihn, Krawtschenko töten Sie. Und jetzt Sie gehen und lassen Onkel Rafal in Frieden.« Sie knallte die Tür hinter ihnen zu.
    Sie standen draußen im Treppenhaus und hörten das Ras seln und Klackern von Ketten und Riegeln. »Na«, meinte Logan, »die war ja … nett.«
    Wiktorja wandte sich ab und begann die Treppe hinunterzusteigen. »Wenigstens haben wir ein Opfer gefunden, das noch am Leben ist.«
    »Ja, einen blinden Bombenbastler, der Leuten mit Semtex einen Gefallen tut und will, dass wir für ihn einen sadistischen Exgeheimpolizisten umbringen.« Im Treppenhaus war es jetzt noch düsterer als zuvor, und durch die geschlossenen Wohnungstüren konnten sie Musik hören. »Und haben Sie gesehen, in welchem Zustand die Wohnung ist? Er ist nicht ganz richtig im Kopf.«
    Unten angekommen, traten sie aus der Haustür in die schwüle Abendluft. Der Himmel hatte die Farbe von Feuer, und die hohen Wolken vor dem roten Hintergrund waren wie in glühendes Gold getaucht. Der Innenhof lag in blaugrauem Halbdunkel da, nur aus einigen Fenstern fiel gelbes Licht.
    Nach ein paar Schritten blieb Wiktorja auf dem Betonplattenweg stehen und begann in ihrer Handtasche zu kramen. Sie zog die Literflasche Wodka heraus, die sie gekauft hatte, bevor sie ins Taxi gestiegen waren. »Ich habe vergessen, ihm die zu geben.«
    »Tja, jetzt ist es zu spät. Es sei denn, Sie wollen noch mal raufgehen und –«
    Die Flasche explodierte in ihren Händen. Gerade war sie noch heil gewesen, im nächsten Augenblick lag sie schon auf dem Boden, eine große Pfütze mit tausend kleinen Glassplittern, und Wiktorja hielt nur noch den abgebrochenen Hals in der Hand. Sie standen beide da und starrten auf den Boden, wo der Wodka zwischen den sonnenwarmen Betonplatten versickerte.
    »Ist das normal, dass –«
    Diesmal hörten sie es: ein gedämpftes Krack. Und als Logan sich umdrehte, sah er ein Loch in der Haustür, das vorher noch nicht da gewesen war. Ein Einschussloch.
    »Ich glaube, da will jemand –«
    Wiktorja schrie. Sie starrte auf ihren rechten Arm, auf den blutgetränkten Stoff ihres Jackenärmels. Logan packte sie und tauchte mit ihr hinter einem kastenförmigen Kleinwagen ab.
    »Sind Sie okay?«
    Sie biss die Zähne zusammen; die Tränen strömten ihr über die Wangen, und Blut tropfte von ihrer zitternden Hand. Mit der anderen hielt sie ihren Oberarm umklammert, um die Blutung zu stillen. » Cholera jasna … «
    Logan lugte über die Motorhaube des Autos

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