Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Blinde Zeugen: Thriller

Titel: Blinde Zeugen: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
Vom Netzwerk:
taumelte ins Wohnzimmer.
    Hier war es nicht völlig dunkel – ein schwaches rotes Glimmen kam von einem Gegenstand in der Mitte des Zimmers. Ein Radiowecker – der, von dem er gedacht hatte, er sei kaputt. Der, der auf dem hohen Stapel Kartons in Reichweite von Gorzkiewicz’ Sessel stand. Der, dessen Uhr gerade von sechzig rückwärts zählte. Von hier kam die Musik.
    00:00:58
    »Ach du Schsch …«
    Wiktorja stand vor dem Ding; im roten Schein konnte er gerade eben ausmachen, wie sie es mit offenem Mund anstarrte.
    00:00:56
    Bombe. Bombe. BOMBE!
    Logan packte Wiktorja am Kragen und riss sie zurück. Sie krachten gegen die Wand, und er tastete hektisch nach ihrer Handtasche.
    00:00:54
    »Was machst du da?«
    00:00:53
    »Die Pistole! Gib mir deine Pistole!«
    »In meiner Jackentasche … in der anderen!«
    Wieder so ein schweres Teil aus sowjetischer Produktion. Diesmal dachte Logan wenigstens daran, den Sicherungshebel umzulegen.
    00:00:49
    Er zerrte Wiktorja aus dem Wohnzimmer heraus und krachte mit ihr in einen Stapel von irgendwelchem Schrott, der polternd umfiel. Im Flur war es nach wie vor stockfinster. Die Männer draußen vor der Tür begnügten sich immer noch damit, Drohungen auszustoßen; wahrscheinlich mussten sie sich erst Mut machen, ehe sie eine Wohnung stürmten, in der ein bewaffneter Mann sie erwartete.
    Logan unternahm einen Versuch, sie von ihrem Vorhaben abzubringen, indem er zwei Schüsse durch die Tür feuerte. Der Knall war so laut, dass es sich anfühlte wie ein Schlag gegen den Kopf. Plötzlich leuchtete neben ihm ein schwaches Licht auf. Logan starrte es an. »Wieso hast du mir nicht gesagt, dass du eine Taschenlampe hast?«
    »Wir müssen hier raus!«
    »Wohin ist Gorzkiewicz verschwunden? Im Treppenhaus ist er uns nicht entgegengekommen …« Logan schnappte sich die Taschenlampe.
    »He!«
    Er schwenkte den Lichtstrahl durch den Flur. Neben dem Wohnzimmer war ein Raum, dessen Tür nur angelehnt war. Logan stieß sie ganz auf und erblickte ein kleines Schlafzimmer – auf der einen Seite ein Einzelbett, auf der anderen ein sargartiger Schrank.
    »Was sollen wir tun?«
    Logan starrte den Schrank an – er war irgendwie schief; eine Ecke ragte ins Zimmer hinein. »Komm rein!«
    Er nahm die Taschenlampe zwischen die Zähne, steckte die Pistole in die Tasche und zerrte an dem Schrank. Das Teil rumpelte über den zerschlissenen Teppich, und dahinter kam ein Loch im Putz zum Vorschein. Es reichte bis auf die Mauer steine. Und dann sah er die schwere Stahltür, übersät mit Schweißnähten und Nieten.
    Logan packte den Griff und zog mit aller Kraft, aber nichts rührte sich. Gorzkiewicz hatte dafür gesorgt, dass niemand ihm folgen würde. »Scheiße! Wieso mussten wir auch in die Wohnung von einem gottverdammten Bombenbastler einbrechen?« Das Licht der Taschenlampe wurde schon schwächer; die Batterien würden es nicht mehr lange tun.
    Das Gebrüll und die Flüche draußen im Treppenhaus wurden lauter, und dann gab es einen dumpfen Knall. Eine Kugel durchschlug die Tür und hinterließ einen kreisrunden Lichtfleck. Eine Schaufensterpuppe, die an der Wand lehnte, wackelte, als ihr halber Brustkorb sich in einem Regen von Plastiksplittern auflöste.
    Logan wankte in die Küche, strauchelte über noch mehr Gerümpel, während Katrina and the Waves weiter ihr fröhliches Liedchen trällerten.
    Er schüttelte die Taschenlampe in der Hoffnung, sie wieder zum Leben zu erwecken. »Wie lange noch?«
    »Wie lange was?«
    »Was denkst du denn?«
    »Oh …«
    Er tastete blind umher, versuchte das vernagelte Küchenfenster zu finden.
    Und dann plötzlich das Licht: grell und weiß.
    Logan wartete auf die Druckwelle der Explosion, aber es war nur der Kühlschrank. Wiktorja hatte die Tür aufgemacht.
    Immerhin konnte er jetzt sehen, was er tat … Und dass es verdammt aussichtslos war. Das Fenster war von einer dicken Sperrholzplatte verdeckt, die an die Einfassung genagelt war. Um sie loszubekommen, würde er einen Klauenhammer und eine halbe Stunde Zeit brauchen.
    Sie mussten sterben.
    Wiktorja deutete auf den Kühlschrank. »Hier rein! Wir könnten reinklettern und –«
    »Das ist ein verdammter Kühlschrank und kein Luftschutzbunker. Die Explosion wird ihn in Stücke reißen.«
    DENK NACH!
    »Die Badewanne!« Er packte ihre Hand, zerrte sie wieder hinaus in den Flur – gerade in dem Moment, als die Wohnungstür aufflog. Im schwachen orangefarbenen Schein der untergehenden Sonne, der durch die

Weitere Kostenlose Bücher