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Blinde Zeugen: Thriller

Titel: Blinde Zeugen: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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abschaltet.«
    Sie zündete den Joint an, sog sich die Lunge voll und stand eine Weile schweigend da, die Augen geschlossen. Dann ließ sie den Rauch mit einem Seufzer entweichen. »Gutes Shit …«
    Sie steckte Harry den Joint in den Mund. »Denk drüber nach. Wir finden schon allein raus.«

13
    Im Flur wartete jemand auf sie. Sie war bestimmt noch keine zwanzig, sah aber wesentlich älter aus. Ihr Gesicht war verkniffen, runzlig wie das einer alten Frau, mit dunkelroten Säcken unter den Augen. Haare wie frittierte Bindfäden, Pickel – und ihr seidiges Negligee war vorn mit getrocknetem Eigelb bekleckert. Wenigstens hoffte Logan, dass es getrocknetes Eigelb war.
    Sie wartete, bis er die Tür hinter sich zugemacht hatte. »Hat Harry …« Sie hustete, schlang die Arme um die Brust, trat nervös von einem Fuß auf den anderen. Dann schielte sie verstohlen in Richtung Wohnzimmer und flüsterte: »Kylie ist krank.«
    Steel blieb nicht einmal stehen. »Sehen wir aus, als ob wir von der Tripperklinik wären? Benutzt gefälligst Kondome.«
    »Nein … es ist …« Wieder hustete sie. Sie packte Logan am Ärmel. »Bitte?«
    »Wir –«
    »Bitte!« Sie zog ihn zu einer Tür gegenüber der Küche.
    Steel marschierte schon zur Wohnungstür hinaus. »Ich warte unten im Wagen.«
    Es war ein kleines, helles Schlafzimmer; durch das offene Fenster schien die Sonne herein. Kylie lag im Bett, sie hatte sich auf die Seite gerollt und die Beine angezogen, und zwischen ihren aufgesprungenen, geschwollenen Lippen glomm eine Zigarette.
    Blaue Augen, Blutergüsse – es sah aus, als wäre eine Herde Elefanten über ihren Kopf hinweggetrampelt.
    Ihre Freundin ließ Logans Ärmel los und wankte ins Zimmer. »Kylie? Kylie, hier ist ein Polizist. Er wird dir helfen, okay?«
    Anfangs klang es wie ein sarkastisches Lachen, aber dann artete es in ein pfeifendes Keuchen aus, und Kylie verzog vor Schmerzen das Gesicht. Aschebröckchen kullerten über ihr Kopfkissen.
    Logan setzte sich ans Fußende des Betts. »Wer hat das getan?«
    Sie schloss die blau verfärbten Lider und schüttelte den Kopf. »Bin hingefallen …« Ihre Aussprache war nuschelig und etwas feucht – es klang, als hätte jemand ihr ein paar Zähne ausgeschlagen.
    Das Mädchen in dem mit Ei bekleckerten Negligee förderte von irgendwoher eine Flasche Wodka zutage und goss einen ordentlichen Schuss in einen angeschlagenen Kaffeebecher. » Beste Tochter der Welt « stand auf dem Becher, zwischen verblassten Herzchen und Teddybären. Sie half Kylie, sich aufzusetzen, und zupfte fürsorglich ihre Decke zurecht.
    »Danke …«
    »Hey, wozu hat man schließlich ’ne große Schwester?«
    Kylie nahm einen kräftigen Schluck und schüttelte sich. Und dann genehmigte sie sich noch einen.
    Logan wartete, bis sie wieder ansprechbar war. »In dieser Wohnung fallen offenbar ständig Leute hin. Erst Harry, dann Sie …«
    Diesmal mündete das Lachen in einen qualvollen Hustenanfall. Sie sank auf ihr Kissen zurück, das lädierte Gesicht schweißbedeckt. »Er … er ist nicht gefallen, so ’n Quatsch.« Sie rang nach Luft, stöhnte, nahm noch einen Schluck Wodka. »Creepy ist hier reingeschneit und hat rumgebrüllt wie blöd. Hab ihn noch nie so wütend gesehen … Normalerweise ist er wirklich nett, wissen Sie? Na ja … zu mir ist er jedenfalls nett. Er ist immer nett zu mir.«
    Logan sah sie an und runzelte die Stirn. »Moment mal – Kylie? Wie das Tattoo auf seinem Arm?«
    Ihre Schwester nickte. »Er sagt immer, er wird sie hier rausholen … aber seine Alte ist dagegen. Verstehen Sie? Als ob Kylie nicht gut genug wär’ für ihren hässlichen Bastard.«
    »Wir sind wie diese zwei … Romeo und Julia …« Kylie schloss die Augen und lächelte – offenbar tat das flüssige Betäubungsmittel seine Wirkung.
    Das Schweigen zog sich fast eine Minute lang hin, und Logan dachte schon, sie sei eingeschlafen.
    Und dann seufzte Kylie. »Aber er war so wütend, wegen Simons Augen, ja? Total stinkig. Er brüllt Harry an, und Harry immer nur: ›ja, Colin, nein, Colin‹, aber Colin will wissen, wer’s war. Und Harry sagt, er weiß es nicht … Und da schlägt Colin ihn zusammen. Und ich versteck mich hinter dem Sofa und seh alles mit an.« Sie kippte den letzten Schluck Wodka in sich hinein und starrte in die Tiefen ihres leeren Bechers. »Harry liegt am Boden, das Gesicht voller Blut, und Colin … Colin zieht seinen Hammer aus der Jacke, okay? Ein Riesenteil, echt.«
    Sie schüttelte

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