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Blinde Zeugen: Thriller

Titel: Blinde Zeugen: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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«
    Logan blickte auf und sah Samantha in der Küchentür stehen. In der einen Hand hatte sie zwei Flaschen Lager, in der anderen eine große Schüssel Vanilleeis. Sie deutete auf das Telefon und sah ihn fragend an. »Dienstlich?«, flüsterte sie.
    Er nickte. »Tut mir leid.«
    »Na schön, aber wenn du bis Mitternacht nicht zurück bist, läuft bei mir bestimmt nichts mehr.«
    Logan sagte der Frau am anderen Ende, er würde in zwanzig Minuten dort sein.
    Die Wohnung war still wie ein Grab – irgendwie passend angesichts dessen, was da im Wohnzimmer am Boden lag. Harry Jordans Rollstuhl war umgekippt, der Mann selbst lag auf dem Teppich. Es sah aus, als hätte sich jemand ein Paar Stöckelschuhe angezogen und wäre damit auf seinem Kopf auf und ab gehüpft – er wirkte irgendwie merkwürdig verformt.
    Das Gesicht war eine einzige rote und violette Masse, die Züge vollkommen entstellt; im Dämmerlicht des Raums schimmerte matt der Knochen durch. Ein glänzender Blutfilm war in den Teppich gesickert, machte ihn klebrig und rutschig.
    Logan stand in der Mitte des Zimmers und fluchte. So viel zum Thema »vor Mitternacht zurück sein«.
    Jemand zupfte ihn am Ärmel und sagte: »Sehen Sie, ich hab’s Ihnen doch gesagt, oder? Stimmt doch, ich hab’s Ihnen gesagt …« Es war Kylies Schwester Tracey, nur trug sie diesmal kein mit Ei bekleckertes Nachthemd, sondern die volle Montur aus Netzstrümpfen, Strapsen und Torselett. Billiges, glänzend schwarzes Material, besetzt mit roter Spitze. Ihre Haut war blass, und in der Kuhle zwischen ihren kleinen, hochgestemmten Brüsten traten die Rippen hervor. Spindeldürr, ungesunder Teint, die Augen wie schwarze Knöpfe. »Ich hab’s Ihnen gesagt.« Sie kaute auf ihren Fingern herum. »Ich hab’s Ihnen gesagt – stimmt doch, oder?«
    »Sie haben mir nicht gesagt, dass er tot ist!«
    »Sie müssen ihn hier rausschaffen.«
    Logan zog sein Handy aus der Tasche und rief die Leitstelle an. »Hier DS McRae, ich muss einen verdächtigen Todesfall melden. Ich brauche zwei Streifenwagen, Spurensicherung, Bereitschaftsarzt und Rechtsmedizin. Adresse ist Wohnung C –«
    Tracey riss ihm das Telefon aus der Hand. »Was machen Sie da? Sie können das doch nicht der Polizei erzählen!«
    »Ich bin die Polizei.« Er streckte die Hand aus. »Geben Sie mir das Handy zurück –«
    »Sie haben versprochen, dass Sie uns helfen!«
    »Wer war es?«
    »Sie haben’s versprochen!«
    Logan packte sie an den Armen, wobei er versuchte, die nässenden Einstichwunden nicht zu berühren. »Wer war es?«
    »Es …« Sie beäugte Harrys malträtierten Körper, wandte sich rasch wieder ab und starrte stattdessen auf den blutgetränkten Teppichboden hinunter. »Creepy. Es war Creepy.«

18
    Tracey saß auf der Armlehne des Sofas, eine glimmende Zigarette zwischen den Fingern, während sie Logan die ganze Geschichte erzählte. Wie Creepy Colin McLeod hereingeplatzt war und Harry Jordan mit einem Klauenhammer den Schädel zertrümmert hatte.
    »Er hat die ganze Zeit total rumgebrüllt und geflucht. Irgendwer hat ihm erzählt, was Harry mit Kylie gemacht hat, und das hat er sich nicht gefallen lassen. Und Harry immer bloß: ›Schlag mich nicht!‹, total geheult hat er, und so …« Sie schauderte, zog an ihrer Zigarette und begann wieder an ihren Fingern zu nagen. »Und Creepy hämmert einfach immer weiter auf ihn ein. Das Blut ist nur so durch die Gegend gespritzt, ey. Immer wieder und wieder …«
    Logan ging neben der Leiche in die Hocke. »Ich soll also glauben, dass Colin McLeod Harry Jordan umgebracht hat, nur weil der seine Lieblingsprostituierte verprügelt hat?«
    Durch einen Schleier aus Zigarettenrauch starrte Tracey ihn böse an. »So war das nicht, okay? Das war ziemlich kompliziert. Creepy liebt sie. Hat sich ihren Namen auf den Arm tätowieren lassen und so. War schon immer ganz verknallt in sie.«
    »Sind Sie sicher, dass Sie gesehen haben, wie er auf Harry einschlug?«
    Sie biss sich auf die Unterlippe und nickte. »Mhm. Und Laura und Emma haben’s auch gesehen. Es war, als wär er … rasend oder so.«
    »Und wo sind die zwei?«
    Tracey starrte auf den Teppich. »Sind abgehauen. Sie dachten, Creepy würde noch mal zurückkommen, okay? Da haben sie gemeint, scheiße, wir verschwinden lieber nach Edinburgh.«
    »Und was ist mit Kylie?«
    »Die hat nix gesehen.« Tracey deutete zum Flur. »Hat ja kaum ihr Zimmer verlassen, seit Harry sie verprügelt hat, okay?«
    Logan sah auf Harrys

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