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Blinde Zeugen: Thriller

Titel: Blinde Zeugen: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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schnüffelte ein wenig in ihrem Eingangskorb herum. Das meiste waren nur Spesenabrechnungen und Zeugenaussagen, aber ganz unten lag ein Memo von DCS Bain, in dem er den leitenden Beamten mitteilte, dass die Stelle eines Detective Inspector frei würde, da DI Gray aus gesundheitlichen Gründen aus dem Dienst ausscheide. Sie sollten sich Gedanken über geeignete Kandidaten machen.
    Steel gab ein leises Grunzen von sich und räkelte sich im Schlaf. Logan erstarrte – und legte rasch alles wieder dorthin zurück, wo er es gefunden hatte.
    Er räusperte sich. »Ähem?« Keine Reaktion. »Chefin?« Immer noch nichts. Er beugte sich vor und rüttelte an ihrer Schulter. »Hallo, aufwachen!«
    »Grmmmmmmph?« Steel schlug ein blutunterlaufenes Auge auf, schälte ihr Gesicht vom Schreibtisch ab und zog dabei einen langen Speichelfaden mit. »Wie spät ist es?«
    »Nach zwei. Wir haben einen Einsatz: Ein polnischer Lebensmittelladen in der Victoria Road ist verwüstet worden.«
    Sie rieb sich mit der Hand übers Gesicht und verformte es dabei völlig. »Uaahh … ich fühl mich total mies.« So sah sie auch aus, aber Logan war zu höflich, um etwas zu sagen.
    »Ich habe uns einen Wagen aus dem Fuhrpark besorgt und –«
    »Vergiss es, ich fahr nirgendwohin. Du machst das. Nimm diese nutzlose CO 2 -Schleuder Rennie mit.« Sie gähnte und ließ dabei eine ganze Reihe schwarzer Füllungen sehen – solide schottische Wertarbeit. »Ich glaub’, ich war heute Morgen immer noch ein bisschen betrunken.«
    »Finnie sagt, du sollst hinfahren. Er ist –«
    Steel schraubte ihre Stimme zu einer quietschigen Parodie im Monty-Python-Stil hoch: »›Finnie sagt dies, Finnie sagt das.‹ Warum heiratest du ihn nicht gleich?«
    »Vielleicht würde dir ein bisschen frische Luft ja guttun?«
    »Ach, sei nicht so –«
    »Und wenn du nicht hier bist, kann der Assistant Chief Cons table auch nicht reinplatzen und dich dabei erwischen, wie du schnarchend auf deinem Schreibtisch liegst.«
    Sie stemmte sich aus ihrem Stuhl hoch. »Ich hol’ nur rasch meine Jacke.«
    Logan drehte die Fenster herunter, um den säuerlichen Geruch loszuwerden, so gut es ging. DI Steel hing stöhnend und ächzend im Beifahrersitz und klammerte sich an eine Zweiliterflasche Irn-Bru von der Tankstelle. Dort hatten sie einen Nothalt einlegen müssen, damit sie sich übergeben konnte.
    »Muss wohl irgendwas Falsches gegessen haben.«
    Die Gemischtwarenhandlung Kraków war in der Victoria Road in Torry, zwischen einer Reinigung und einer Wein- und Spirituosenhandlung. Früher war es ein Zeitungsladen gewesen, aber die Tage der Schmuddelhefte im obersten Regal und der altbackenen Pasteten waren längst Vergangenheit. Jetzt hatte der Laden einen attraktiven neuen Anstrich in leuchtendem Blau bekommen, und das Schaufenster war mit verlockenden ausländischen Spezialitäten und Postern von alten Häusern und verwinkelten Gassen dekoriert.
    Drinnen sah es allerdings ein wenig anders aus. Irgendjemand hatte den Laden gründlich auseinandergenommen: Regale und Präsentationsständer waren demoliert worden, die Vitrine lag umgekippt in der Mitte des Ladens, umgeben von einem Chaos aus zerbrochenen Eiern, verbeulten Dosen, zerdrückten Packungen und kaputten Flaschen. Eine Kühltruhe war zur letzten Ruhestätte der Registrierkasse geworden, mit dem Inhalt von drei großen Flaschen Haushaltsbleiche als Grabbeigabe.
    Logan blieb in der Tür stehen und verschaffte sich einen Überblick über das Ausmaß der Zerstörung, während Steel im Wagen geblieben war, um »ein paar wichtige Anrufe zu erledigen«. Dazu war es offenbar notwendig, dass sie die Fenster hochdrehte, die Lehne des Beifahrersitzes so weit nach hinten kippte, wie es nur ging, sich die Jacke übers Gesicht zog und in dieser Stellung reglos verharrte.
    Ein Mann mittleren Alters stand mit offenem Mund neben der zertrümmerten Vitrine. Er sagte nichts, also musste Logan ihn noch einmal fragen.
    »Sind Sie Mr. Wojewódzki?«
    Der Mann wandte den Blick nicht von seinem verwüsteten Laden. »Sie müssen später wiederkommen. Wir haben … geschlossen.«
    Logan zog seinen Dienstausweis aus der Tasche. »Ich bin von der Polizei, ich bin gekommen …« Er brach ab, als er den Ausdruck von Angst und Argwohn bemerkte, der sich plötzlich auf dem Gesicht des Ladeninhabers ausbreitete. »Es ist okay, ich bin hier, um Ihnen zu helfen. Können Sie mir sagen, wer das getan hat?«
    Ein Schnauben. »Tiere. Die haben das getan. Tiere

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