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Blinder Eifer

Blinder Eifer

Titel: Blinder Eifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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meine Gedanken zu lesen.«
    Macalvie lächelte. »Aber Sie sind so leicht zu durchschauen, Jury.«
    Jury schaute in die Latrine. Sie hatte sich bei dem Fall das Genick gebrochen. Daran mußte sie gestorben sein.
    »Der Punkt ist, Jury, was haben Sie zu verlieren? Vielleicht Zeit, aber die verlieren wir sowieso.«
    »Ich hasse es, Trugbildern nachzujagen.«
    Macalvie lachte hinter ihm. »Das tun Sie doch die ganze Zeit.«
    Da mußte Jury dann auch lächeln. »Ich habe immer noch keinen triftigen Grund, mich in Rushs Ermittlungen einzumischen. Racer macht Hackfleisch aus mir. Der Polizeipräsident verspeist mich zum Abendessen.«
    »Aber Sie würden sich doch gar nicht in seine Ermittlungen einmischen. Sie würden nur versuchen, etwas Licht in unsere Ermittlungen zu bringen. Rush soll seine Ermittlungen ruhig fortsetzen. Erspart mir die Laufarbeit. Und um Racer scheren Sie sich einen Dreck. Um den Präsidenten auch. Versuchen Sie nicht, mich auf den Arm zu nehmen, Jury.«
    »Unsere Ermittlungen?«
    »Natürlich unsere. Sie haben gesagt, Sie wollten sich versetzen lassen. Also können wir gemeinsam an diesem Fall arbeiten. Sie wären selbstverständlich in der Probezeit.«
    »Ich glaube, so erpicht bin ich nicht auf eine Versetzung.« Er lächelte. »Ich halte mich viel mehr an das Offensichtliche als Sie. Wenn Sie so wollen, bin ich eher so wie Rush.«
    »Daß ich nicht lache. Aber verdammt grantig sind Sie. Sie haben bestimmt Hunger. Ich jedenfalls. Kommen Sie, ein paar Meilen von hier kenne ich ein Pub, da gibt's gutes Essen.«
    Die schwarzen monolithischen Figuren, die Polizisten aus Wiltshire, verschmolzen mit den Schatten unten an der Böschung und schienen die beiden fremden Polizisten vergessen zu haben.
    »Wo ist das Pub?«
    »In Steeple Langford. Heißt Rainbow's End.«
    Jury lächelte. »Und, ist es da oder nicht?«
    »Das Pub?«
    »Nein, das Schatzkästlein am Ende des Regenbogens.«
6
    Das Rainbow's End war ein ruhiges, einstmals sehr verkehrsgünstig gelegenes Pub. Nun wurde der Verkehr über die A 36 geführt. Das Pub grenzte an einen breiten Fluß, der durch die Langfords floß, Zwillingsdörfchen, ungefähr zwanzig Meilen von Salisbury entfernt. Das Geschäft mit Abendessen mußte früher floriert haben, denn der immer noch neu aussehende Speisesaal war überraschend groß.
    Macalvie und Jury saßen in dem älteren, viel kleineren Gastraum mit viel Backstein und Holz, hübschen Queen-Anne-Polsterstühlen an kleinen Tischen und tulpenförmigen Lampen an den Wänden. Jury las einen eingerahmten Zeitungsartikel (in dem das Pub erwähnt wurde) über die New-Age-Leute, die durch die Langfords zogen und ihre Philosophie (wenn man es denn als solche bezeichnen konnte) und die Überreste ihrer Habseligkeiten am Wegesrand verstreuten. New Age. Er hatte ein komisches Gefühl, als befände er sich in einer anderen Zeit, weil er gerade in Old Sarum gewesen und das Pub so nahe an Stonehenge war.
    »Mit fünfzehn Millionen Pfund wollen sie die Landschaft wieder in das verwandeln, was sie 2000 vor Christus war«, sagte Macalvie. »Kommt Ihnen das vielleicht ein kleines bißchen abartig vor?« Die umfassenden, teuren Pläne des National Trust und der English Heritage, Stonehenge groß herauszuputzen und dort ein neues Touristenzentrum zu errichten, fand er ziemlich daneben.
    Jury lächelte. »Ja, durchaus.«
    »Ich meine, wie zum Teufel sah denn die Landschaft 2000 oder 3000 vor Christus aus? Hier geht's um die Jungsteinzeit. Woher wollen die Landschaftsplaner das wissen?« Grübelnd betrachtete Macalvie sein fast leeres Bierglas.
    Dann zogen sie in den Speisesaal um und bestellten beide Flußforelle und noch ein Bier.
    »Also, das schwierigste ist, Rush dazu zu bewegen, im Körper der Toten nach Gift zu suchen und die Leiche in London exhumieren zu lassen«, sagte Macalvie nach einer Weile.
    »Verdammt, worüber reden Sie jetzt schon wieder?«
    »Sie wissen, worüber ich rede. Geben Sie mir das Brot.«
    Mit den Gedanken ganz woanders, gab Jury ihm das Weidenkörbchen. »Nein, weiß ich nicht. Gift?«
    Macalvies Antwort fiel noch unverständlicher aus. »Meine Dame wird jedenfalls sehr gründlich durchgecheckt. Darauf können Sie sich verlassen. Soviel habe ich wenigstens noch zu sagen.«
    »Und nach welchem Gift suchen Sie?«
    Macalvie inspizierte sein leeres Glas, als wolle er es einpudern, damit Fingerabdrücke abgenommen werden konnten.
    »Sie haben meine Frage nicht beantwortet. Und zwar deshalb, weil Sie die

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