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Blinder Eifer

Blinder Eifer

Titel: Blinder Eifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Tiefen der Sesselpolster. »Das Necklace gibt's ja nicht mehr, jammerschade.«
    Sie redete vom Anodyne Necklace, einem kleinen alten Pub, das am Ende der Catchcoach Street gestanden hatte. Melrose wurde traurig, daß es nicht mehr existierte. »Das sind aber schlechte Neuigkeiten. Was ist passiert?«
    »Ach, Sie kennen doch die Brauereien«, sagte White Ellie mit einer abschätzigen Handbewegung. »Charrington's hat's übernommen. Doppelter Preis für die Hälfte Bier. Und dann ham sie von der Decke so eine glitzernde Kugel gehängt, furchtbar, wie in einer Disko.«
    Mittlerweile waren sie an der Tür angelangt, wo der rattengesichtige Hund darauf wartete, sich in Melrose' Hosenbein zu verbeißen.
    »Ey, Basker, hau ab!« White Ellie versetzte dem Hund einen Tritt, aber ihr Hausschuh war so weich, daß er keinen ernsthaften Schaden anrichtete.
    Der Hund ließ erst los, als Melrose ihm einen Schlag verpaßte. Er fragte sich, wo die Kinderchen waren. Fünfzehn Minuten Stille verhießen nichts Gutes.
    White Ellie suchte den Bürgersteig ab. »Keine Ahnung, wo die Blagen stecken.«
    »Ich finde sie bestimmt gleich. Auf Wiedersehen, Ellie.«
    Melrose kam billig davon. Nur sechs Pfund. Sie lagen an der Ecke auf der Lauer und sagten, sie gingen mit ihm an der Metzgerei vorbei, wenn er jedem ein Pfund gäbe. (Das Schutzgeld erhöhte sich wie alle Lebenshaltungskosten.) Als er gegen diesen abenteuerlichen Plan Ein wände erhob - »Warum soll ich jemanden bezahlen, damit er mit mir an einer Metzgerei vorbeigeht?« -, erzählten sie ihm, der Metzger sei wahnsinnig und hole jedesmal sein Hackebeil heraus, wenn er einen feinen Pinkel aus der City sähe.
    »Ich bin ja gar nicht aus der City. Und auch kein feiner Pinkel, wie ihr euch auszudrücken beliebt.«
    »Na gut, aber das weiß er nicht, oder?« Ein vernünftiges Argument.
    Also bezahlte er - sogar das Kleinkind, das sein klebriges Pfötchen aufhielt - und ging bis zur nächsten Seitenstraße mit ihnen, wo sie an einen Laden kamen, dessen Besitzer M. Perkins und dessen Spezialität »Eins a Fleisch und Wild« waren. Melrose bezweifelte, daß in dieser Gegend große Nachfrage nach »Eins a Fleisch« bestand, geschweige denn nach »Wild«, aber als er durch das Fenster schaute, sah er einen freundlichen, rundgesichtigen Herrn mit einer blitzsauberen weißen Schürze adrette Häuflein Gehacktes auf einer Platte arrangieren, auf der schon ein hübscher Braten lag. Lammkeule, dachte Melrose und lächelte den Metzger fröhlich an. Der Mann erwiderte das Lächeln, winkte den Cripps-Kindern und warf sogar dem Einjährigen, das seine kleinen Patscher und das Gesicht an die Scheibe drückte und sie ableckte, eine Kußhand zu.
    »Komisch. Er scheint doch ein ganz friedlicher Bursche zu sein«, überlegte Melrose beim Weitergehen.
    Der ältere Junge schaute ihn an und schüttelte den Kopf, als sei er wirklich schwer von Begriff. »'türlich. Ich hab Ihnen ja gesagt, solange Sie mit uns zusammen sind, passiert Ihnen nichts.«
    Mit diesen Worten rannten sie weg. Ein Kichern schwebte durch die eisige Luft, als sie sich drehten und wirbelten und wegflatterten wie Blätter.
23
    Wenn sie nicht das rote Haar mit dem künstlichen Auberginenton gehabt hätte, hätte Melrose sie für eine Besucherin gehalten. Sie stand vor einer der vielen Glasvitrinen, die nostalgische Dinge aus der Kindheit beherbergten. In dieser befand sich ein sehr großes, kunstvoll eingerichtetes Puppenhaus. Er sah sie ganz kurz - ihr Gesicht spiegelte sich in der Scheibe und legte sich über eine kleine Küche und ein Eßzimmer mit winzig kleinen Geschirrteilen, Öllämpchen, Obst und Gemüse. Auf dem Tisch lag sogar ein Schinken zum Anschneiden bereit. Er sah ihr Staunen, der Kopf war ein wenig geneigt, der Mund zu einem O geformt. In der Hand hatte sie eine Juwelierlupe.
    »Miss Slocum? Beatrice Slocum?«
    Sie drehte sich abrupt um, und das staunende Kind verwandelte sich im Nu in eine eher genervte Erwachsene. »Kenne ich Sie?« Aber nachdem sie ihn rasch von oben bis unten gemustert hatte, war klar, daß sie nichts dagegen hatte, ihn kennenzulernen.
    »Nein. Ich heiße Melrose Plant. Ich bin ein Freund der Cripps.«
    Sie kniff die Augen zusammen. »Was? Sie?« Als wolle sie sagen: Das können Sie Ihrer Großmutter erzählen, werter Herr.
    Er nickte. »Ich komme gerade aus der Catchcoach Street. Ellie Cripps hat mir gesagt, daß Sie hier arbeiten. Können wir uns wohl ein wenig unterhalten? Ich bin auch ein Freund von

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