Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blinder Eifer

Blinder Eifer

Titel: Blinder Eifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
sagte er: »Der Maler, er heißt Gabriel Merchant, stimmt's?« White Ellie nickte. »Er war mit einer Freundin in der Tate.«
    »Bea Slocum, genau.«
    »Sie waren beide in der Tate, als dort eine gewisse Frances Hamilton gestorben ist.«
    Da prustete White Ellie los und schlug sich auf den Oberschenkel. »Ja, genau! Na ja, Bea saß da, und die Frau fiel auf sie. Das muß man sich mal vorstellen.«
    Melrose wunderte sich, daß sie gar nicht wissen wollte, warum er hier war und Fragen stellte. In White Ellies Welt war alles Teil eines riesigen Wandteppichs, Kette und Schuß, Rasputin und die Tate, die Maus und Melrose, ein Brand im Garten und ein plötzlicher Tod. White Ellies Haltung zum Leben war beinahe stoisch.
    »Richard Jury wollte, daß ich noch einmal mit Bea und Gabe rede. Mr. Merchant wohnt bei Ihnen, hat er gesagt, und ich hatte gehofft, er wäre hier.«
    »Ja, aber leider ist er gerade im Knast und zahlt die Kaution für Ashley. Bea, na, die wird noch auf der Arbeit sein. Ist doch noch keine fünf, oder? Bea wohnt in Bethnal Green. Arbeitet in dem Spielzeugmuseum. Würde gern mal mit meinen Blagen hingehen, aber die würden die Bude auseinandernehmen.« Sie seufzte. »Echt intelligentes Mädchen, die Bea. Zeigt sie aber nich. Trotzdem: Ich wüßte nicht, was Ihnen die beiden sonst noch verklickern könnten. Der Super und sein Sergeant haben sie schon gelöchert. Ich glaube, Bea und Gabe haben ihnen alles erzählt.« Sie beugte sich vor und blies ihm Zwiebelatem ins Gesicht. »Meinen die etwa doch, die beiden hätten was damit zu tun?«
    Melrose schüttelte den Kopf. »Nein, ich bin überzeugt, auch der Superintendent glaubt das nicht. Wissen Sie, warum er möchte, daß ich mit Ihnen rede? Weil vier Ohren mehr hören als zwei, und manchmal weiß man mehr, als einem klar ist. Da stimmen Sie mir doch sicher zu.«
    Sie nickte feierlich. Daß White Ellie je mehr wußte, als ihr klar war, bezweifelte er.
    »Gabe ist offenbar ein guter Beobachter. Und seine Freundin ist, wie Sie gesagt haben, ja auch sehr intelligent. Jury hat mir erzählt, daß sie ein paar überraschende Dinge über Kunst von sich gegeben hat. Und beide haben . Bemerkungen gemacht, die darauf schließen lassen, daß sie mehr gesehen haben, als sie wissen.« Er zuckte die Achseln. »Sehr wahrscheinlich ist diese Frances Hamilton eines natürlichen Todes gestorben«, er konnte sich einen kurzen Blick auf die Wasserschüssel nicht verkneifen, »aber danach ist doch noch einiges passiert, so daß wir uns fragen, ob Mrs. Hamiltons Tod nicht doch mit diesen Dingen in Verbindung steht.«
    White Ellie rauchte und starrte an die Zimmerdecke. »Passiert«, murmelte sie. Dann schaute sie sich im Zimmer um und sagte: »Wo sind die Blagen?«
    Melrose merkte plötzlich auch, daß der Hintergrundlärm verstummt war.
    »Ts, ts, die führen doch immer was im Schilde. Schlimm, schlimm.« Aber sie schickte sich nicht an, nach ihnen zu sehen, sondern zündete sich statt dessen eine neue Zigarette an.
    »Ash ist im Kittchen, haben Sie gesagt?« Zur Arbeit konnte er nicht sein. Melrose erinnerte sich, daß Ashley Cripps immer arbeitslos war.
    »Diesmal hat ihn die Polente in Bethnal Green geschnappt.«
    »Aber Superintendent Jury hat ihn doch erst vor ein oder zwei Tagen hier gesehen?«
    Sie schnaubte. »Der braucht nich lange, um sich im U-Bahn-Klo zu entblößen. Bea war stinkwütend, und ich kann's ihr nich verübeln. >Die ganzen Kinder, Ash<, hat sie zu ihm gesagt. >Stell dir doch mal vor, da geht so ein kleines Mädchen zur Toilette, und was sieht sie? Was?< Sie können sich denken, wie gekränkt Ashley da war. >Wie werd ich denn!< sagt er zu Bea. >So wie du redest, könnte man ja meinen, ich wär ein Scheißperverser!<«
    »Wie lange behalten sie ihn dort?«
    »Nicht lange. Gabe is hingegangen, um ihn rauszuholen. Aber ich wünschte wirklich, er blieb hier in der Gegend. Verdammt peinlich, die ganze Sache.«
    Das sagte sie in einem Ton, als wünschte sie, daß ihr teurer Göttergatte nicht mehr in einem Laden kaufte, der einem Konkurrenten gehörte.
    Melrose stellte seinen Becher ab, erhob sich und sagte, er müsse gehen. »Ich würde wirklich gern noch einmal mit Beatrice Slocum reden. Sie sagen, sie arbeitet im Spielzeugmuseum.«
    »Genau. Aber Sie sind doch gerade erst gekommen. Ein nettes Plauderstündchen mit einem alten Freund ist doch immer wieder schön. Ich dachte, wir könnten vielleicht im Pub noch ein Bierchen zischen.« Sie kämpfte sich aus den

Weitere Kostenlose Bücher