Blinder Einsatz
hinter ihr lagen, während sie mit Herzklopfen auf die Entscheidung ihres Gegners wartete. Schließlich zeigte er seine Karten, Kreuz Ass und Dame, und erklärte: »Sie haben bestimmt eine Farbe, sonst hätten Sie kein All-in gewagt.«
Constance lächelte, wartete kurz und legte dann ihre Karten auf den Tisch: Kreuz Acht und Neun. Ein voller Erfolg, honoriert durch das Gelächter der anderen Spieler und den Ärger ihres Gegners, der mit seinen letzten 200 Dollar aufsprang, ohne sich zu verabschieden. Er hatte sie mit einem überlegenen Blatt hereinlegen wollen und sich nicht vorstellen können, dass sie zu einem solchen Bluff fähig war. Sie hatte eigentlich nichts Brauchbares in der Hand gehabt. Dieser Sieg ermutigte Constance zum Weiterspielen. Doch da sie die Technik nicht genug beherrschte, um mit den erfahrenen Spielern mitzuhalten, verlor sie schließlich 300 Dollar. Doch fast hätte sie Gefallen am Poker, vor allem am Bluffen gefunden. Nachdem sie fünf Stunden im Casino verbracht hatte, erhob sie sich schließlich, um zu Abend zu essen.
Las Vegas, 11. Juli
Obwohl sie das viele Spielen vom Vorabend ermüdet hatte, ging sie zur Premiere des neuen MGM-Musicals. Vor dem Eingang drängte sich eine unglaubliche Menschenmenge, durch die sich Constance nur mühsam einen Weg bahnen konnte. Sie vernahm die Rufe der Leute, als die ersten Stars eintrafen, deretwegen das Sicherheitsaufgebot enorm war. Dann hörte sie, wie die Pressefotografen Kevin Durants Namen riefen, konnte ihn aber in dem Gewühl nicht ausmachen. Von dem Lärm und den vielen Lichtern wurde ihr ganz schwindlig. Keine Sekunde herrschte hier Ruhe. Sie fragte sich, was sie machen sollte, wenn es ihr nicht gelang, Kevin Durant zu sprechen. Doch bei all den Sicherheitsvorkehrungen schien dies fast unmöglich.
Schließlich gab sie auf und beschloss, es am nächsten Tag ganz früh auf der LAN-Party zu versuchen. Vielleicht hatte sie dann eine Chance. Dazu musste sie aber mitten im Getümmel sein, was momentan wegen der vielen Prominenten gar nicht möglich war. Hoffentlich würde der Andrang morgen kleiner sein.
Zum ersten Mal organisierte das Bellagio in Zusammenarbeit mit der Firma raisypoker.com eine Poker-LAN-Party. Das Prinzip war einfach: Jeder Spieler schrieb sich unter einem Pseudonym zu einem Turnier ein und spielte an einem der im Saal aufgestellten Computer. Bei Computerspielen hatte sich dieses Konzept bereits bewährt, beim Poker war es eine Neuerung.
Das Turnier wurde im Internet gespielt: Die Karten wurden automatisch gegeben, und die Spieler klickten mit der Maus die Aktion an, die sie ausführen wollten. Einen menschlichen Dealer gab es nicht. Die Spieler konnten miteinander kommunizieren, waren aber durch Trennwände voneinander abgeschirmt, um jede Schummelei zu verhindern. Zusätzlich wachten offizielle Spielleiter darüber, dass keine Absprachen oder sonstige Betrügereien stattfanden. Das Bellagio hatte sich bereit erklärt, dieses Ereignis zu organisieren, da hier die Zukunft des Spiels lag – sowohl online als auch im Casino. Schon gab es Überlegungen, die Spieltische generell auf Computer umzustellen, um weniger einsetzen zu müssen und Betrug auszuschließen. Das Bellagio war es seinem Ruf einfach schuldig, den neuesten Trends auf dem Markt Rechnung zu tragen.
Constance fand sich eine Stunde vor dem Event in dem Saal ein. Die ersten Spieler ließen sich registrieren, insgesamt konnten zweihundert teilnehmen. Sie blieb in der Nähe des Eingangs, um Kevin Durant nicht zu verpassen. Ihre Anspannung stieg. Zwar wusste sie nicht genau, wie sie vorgehen sollte, aber sie zählte darauf, dass der Name »Judith« seine Wirkung nicht verfehlen würde. Zehn Minuten vor Beginn war der Saal gut gefüllt mit Spielern und Zuschauern. Da betrat Kevin Durant gemeinsam mit dem Staatssekretär für Wirtschaftsfragen den Saal. Chris Dwain eröffnete die Veranstaltung. Es waren auch ein paar Journalisten anwesend, denn selbst wenn eine solche LAN-Party das Pokerspiel nicht revolutionierte, war es doch eine interessante Alternative.
Der Staatsekretär und sein Assistent Kevin Durant machten die Runde, begrüßten die Spieler und kehrten dann zum Eingang zurück, um das Spiel auf Großbildschirmen zu verfolgen. Die Übertragung verlangte erfahrene Techniker, wenn die Zuschauer den Überblick behalten sollten. Constance stand direkt neben Kevin Durant, während der Staatssekretär die zahlreichen Zuschauer willkommen hieß. Sie hatte sich diesen
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