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Blinder Einsatz

Blinder Einsatz

Titel: Blinder Einsatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florian Lafani , Gautier Renault
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sie so beschäftigt sind, dass sie gar keine Gelegenheit haben, uns zu überwachen … Las Vegas.«
    »Was? Du meinst, wir sollen nach Las Vegas fliegen?«
    »Warum nicht? Kramer Investment organisiert dort verschiedene Aktionen für seinen Markteinstieg in die Unterhaltungsbranche. Dort haben sie mit Sicherheit anderes zu tun, als nach uns zu suchen.«
    »Du willst dich also in die Höhle des Löwen begeben?«
    »In gewisser Hinsicht ja. Und ich bin überzeugt davon, dass wir dort sicherer sind als anderswo. Ich nehme nicht an, dass Kramer Investment dort ein Risiko eingehen wird, weil sich das eventuell gegen sie selbst richten könnte. Außerdem, wenn wir wirklich herausbekommen wollen, was die eigentlich aushecken …«
    »Du willst das vielleicht wissen, mich interessiert das nicht die Bohne! Ich will nur meine Million! Aber aus der wird ja jetzt wohl nichts mehr werden, dank dir!«
    »Hör schon auf! 100 000 für den Anfang sind schon mal nicht schlecht, oder? Und wer sagt dir, dass sie dir den Rest wirklich überwiesen hätten? Also, auf nach Las Vegas?«
    »Habe ich eine andere Wahl?«
    »Ich fürchte nein.«
    »Okay, ich fliege so bald wie möglich los.«
    »Überleg nicht zu lange. Meiner Ansicht nach hast du sie bald am Hals.«
    »Wirklich sehr beruhigend. Wer zuerst da ist, ruft den anderen an. Pass auf dich auf.«
    »Du auch.«
    Noah las auf seinem Handy die E-Mails, die Philippe ihm geschickt hatte, konnte jedoch nichts Besonderes entdecken. Er rief ihn noch einmal an, um ihm ein paar Fragen zu stellen. Niemand meldete sich. Er versuchte es erneut. Wieder nichts. Vermutlich war Philippe schon unterwegs.
    Noah lief ziellos durch die Straßen Londons. An jeder Ecke blickte er sich um, um sich zu vergewissern, dass man ihm nicht folgte. Solange die Geschichte nicht geregelt war, konnte er auf keinen Fall hierbleiben. Wenn er es schaffte dahinterzukommen, was sie vorhatten, würden ihm seine Informationen eine Menge Geld einbringen und langfristig ein gewisses Renommee in der Branche. Aber diese Leute waren offenbar auch gefährlich, vielleicht sogar lebensgefährlich. Doch nun war es zu spät, er steckte einfach zu tief drin. Aussteigen war nicht drin, jetzt hieß es mitpokern. Er hoffte nur, dass ihm kein Drawing Dead drohte, es also gar keine Rolle mehr spielte, was er als Nächstes tat. Kurzfristig gesehen mochte es klug sein, sich möglichst unauffällig zu verhalten, aber langfristig konnte er damit nur auf der Verliererstraße landen. Also, auf nach Las Vegas!

THE RIVER

    Von Südamerika reiste ich nach Asien, genauer gesagt nach Thailand.
    Eineinhalb Jahre lang lebte ich im Rausch und gab mein ganzes Geld für Drogen aus. Spiel, Alkohol und Opium prägten meine Nächte und Tage. In kurzen klaren Momenten brachte ich die Kraft auf, zu lesen oder mich für anderes zu interessieren, zum Beispiel über neue Projekte nachzudenken, doch meist hielt dieser Zustand nicht lange an. Ich erinnere mich, dass wochenlang eine zweisprachige Ausgabe von Faulkners Schall und Wahn auf meinem Nachttisch lag, ohne dass ich je über Seite 23 hinauskam.
    Ende 1982, kurz vor Thanksgiving, erhielt ich einen Brief von meinem Bruder, in dem er mir den Tod unseres Vaters mitteilte. Der Verlust unserer Mutter hatte ihn sehr getroffen. Von diesem Schlag hatte er sich nicht mehr erholt und in Würde sein Ende erwartet. Seit dem Tod unserer Mutter war ein Jahr vergangen, und ich hatte die Zeit nicht genutzt, um voranzukommen, wie es mir mein Vater geraten hatte, sondern einfach in den Tag hinein gelebt. Deshalb machte ich mir Vorwürfe, obwohl – so unangenehm es mir ist – ich gestehen muss, dass mich der Tod meines Vaters von einer Last befreite. Nun war ich niemandem mehr Rechenschaft schuldig, außer mir selbst. Doch jetzt musste ich mit meinen Ansprüchen an mich selbst klarkommen, und das war nicht einfach. Ich fasste wieder Tritt, stand früher auf, traf mich öfter mit Leuten und hörte auf, mein Geld für Drogen aus dem Fenster zu werfen.
    Thanksgiving 1982. Wie andere amerikanische Staatsbürger auch wurde ich zu einem von der Botschaft organisierten Fest eingeladen. Armeeangehörige, Mitarbeiter humanitärer Organisationen, reiche Industrielle, Politiker … Inmitten all meiner Landsleute fand ich wieder Spaß daran, mich mit anderen zu unterhalten, meine rhetorischen Fähigkeiten und meinen Esprit unter Beweis zu stellen. Endlich war ich wieder obenauf, sprühte vor Kraft und Energie. Und wie es manchmal so ist,

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