Blinder Hass
Zeitungsgebäudes, und nichts geschah. Wechselte auf den Parkplatz von McDonald’s, parkte hinter dem Restaurant und beobachtete das Zeitungsgebäude durch die Fenster des Restaurants. Das gab ihm das Gefühl, einigermaßen unsichtbar zu sein.
Nachdem er das Gebäude fünfundvierzig Minuten lang beobachtet hatte, kam Williamson heraus, überquerte mit raschen Schritten die Straße und ging zu Johnnie’s Pizza. Fünf Minuten später kam er mit einem Pizzakarton und einem Softdrink-Becher heraus, überquerte die Straße wieder und ging zurück zu seinem Büro.
Williamson arbeitete also. Virgil rief Stryker an. »Ich brauche dich und mindestens fünf Deputys, heute Abend. Am liebsten die Curlys, Jensen, Carr und noch zwei Leute. Ab acht Uhr. Ende offen.«
»Was liegt denn an?«
»Eine Observierung und eventuell eine Verhaftung. Ich werde euch um acht Uhr im Gericht genau informieren. Sag allen, sie sollen pünktlich sein und den Mund halten. Ich möchte nicht, dass die anderen Deputys davon erfahren.«
»Du meinst …«
»Es könnte was passieren. Oder auch nicht. Ich kann jedenfalls kein Risiko eingehen.«
Nach dem Telefongespräch sah sich Virgil zehn Minuten lang auf seinem Laptop Nachrichten an. Fünf Uhr. Der restliche Tag würde sich hinziehen. Er hatte das Treffen zwischen Williamson und Jesse Laymon bewusst nach Einbruch der Dunkelheit gelegt, weil er glaubte, dass der Mörder sich dann sicherer fühlen würde. Außerdem wären weniger Leute unterwegs, und wenn er hinterher versuchte, Jesse zu folgen, könnte man sie besser im Auge behalten. Das änderte jedoch nichts daran, dass er noch lange warten musste. Sollte er noch mal zurück zu Joan fahren? Vielleicht besser nicht. Er dachte darüber nach, ließ den Truck an und fuhr zurück nach Worthington.
Margaret und Jesse waren in ihrem Zimmer und sahen sich einen Film über gelangweilte Engländer und Engländerinnen an, die zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts in London lebten.
»Wir sind gerade so schön in dem Film drin. Können wir die Planerei nicht hinterher machen? Der Film dauert nur noch zwanzig Minuten.«
»Wir haben noch genug Zeit«, sagte Virgil, stellte sein Abhörset neben das Bett und ging in die Lounge. Dort trank er ein Bier, sah sich das Ende des Baseballspiels der Chicago White Sox gegen die Minnesota Twins an und ging um sieben Uhr zurück ins Zimmer.
»Es besteht ein kleines Risiko für dich. Aber wenn wir ihn weitermachen ließen, wäre das Risiko noch viel größer«, sagte er zu Jesse. »Ich glaube kaum, dass er dich in der Dairy Queen angreifen wird. Doch für alle Fälle haben wir einen Deputy vor der Tür sitzen, der ein Eis isst. Wahrscheinlich wird das Margo Carr sein, bewaffnet.«
»Wenn Todd verrückt ist, wie können wir dann wissen, ob er nicht durchdreht und anfängt, Leute umzubringen?«, fragte Margaret.
»Weil es eine ganz spezielle Art von Wahnsinn ist, wenn er tatsächlich verrückt ist«, sagte Virgil. »Er ist jemand, der plant. Und er ist gründlich. Er wird es zwar wieder tun, doch er wird versuchen, die Chance, erwischt zu werden, so niedrig wie möglich zu halten. Er wird nicht einfach drauflosballern.«
»Was glaubst du denn, was er tun wird?«, fragte Jesse.
»Er wird sich mit dir treffen. Er wird dir irgendwelchen Blödsinn erzählen und herauszufinden versuchen, was du vorhast. Dann wird er dir folgen. Vielleicht hat er einen langläufigen Revolver, setzt sich auf dem Heimweg, kurz nachdem du den Highway verlassen hast, mit dem Auto neben dich und schießt. Vielleicht stellt er auch sein Auto irgendwo ab, geht zu Fuß zu eurem Haus und nimmt sich euch beide vor. Wir hoffen jedenfalls, dass er das tut …«
»Sie hoffen , dass er das tut?«, fragte Margaret.
»Jim Stryker und ich sowie die Curlys und Larry Jensen werden ihn genau beobachten. Margo wird draußen vor der Dairy Queen sein. Zwei weitere Deputys werden bei Ihnen im Haus sein; wir setzen sie rechtzeitig ab. Ich brauche einen Schlüssel von Ihnen. Jesse geht also in das Lokal und redet mit Todd, dann steigt sie in ihren Truck und fährt weg. Und wenn sie auf dem Highway ist, gibt sie richtig Gas.« Er sah Jesse an. »Du fährst so schnell, wie du kannst.«
»Neunzig ist ganz okay für mich«, sagte sie.
»Das ist gut. Es sind ja nur wenige Meilen bis zu deiner Ausfahrt. Wenn du einen auch nur kleinen Vorsprung vor ihm hast, wird er dich nicht einholen, bevor du zu Hause bist. Zwei von unseren Leuten werden auf dem
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