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Blinder Hass

Titel: Blinder Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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gerade gesagt, dass er gewalttätig sein konnte.«
    »Das war vor der Sache mit der Jerusalem-Artischocke und bevor ihn alle hassten, also gab es kein so bösartiges Gerede darüber, wie man das sicher später gehört hätte. Es hieß ganz offiziell, dass es ein Herzmuskelinfarkt war, deshalb nehm ich mal an, dass das auch stimmt.«
    »Hm«, brummte Virgil und dachte: Russell Gleason war damals der Coroner.
     
    Er wandte sich wieder Jesse zu: »Wie lange wissen Sie schon, dass Bill Judd Ihr Vater war?«
    Sie fuhr mit der Zunge über ihre Oberlippe und dachte nach. »Mmm. Ganz genau erst seit dem Tag nach dem Feuer. Da hat Mom sich mit mir zusammengesetzt und es mir erzählt. Aber ich hab mir so was schon gedacht wegen so ein paar Sachen, die sie im Laufe der Jahre gesagt hat. Ich hab gewusst, dass es einer hier aus der Gegend war. Und wenn sie davon anfing, dass man zwar Spaß haben kann, aber trotzdem verantwortungsbewusst sein soll, ist immer mal wieder sein Name gefallen. Und irgendwie seh ich Judd ein bisschen ähnlich.«
    »Also haben Sie es mehr oder weniger schon eine ganze Weile gewusst.«
    »Ja, aber es war mir egal«, erwiderte sie. »Alle haben gesagt, er wär ein Wichser, und er sähe aus wie ein Wichser, und sein Sohn wär ein Wichser, wieso sollte mich das also interessieren? Ich hätte noch nicht mal darüber nachgedacht, nachdem er tot war, wenn Mom nicht gesagt hätte, ich sollte das praktisch sehen.«
    »Sie meinen, sich einen Anteil von dem Vermögen holen«, sagte Virgil.
    »Darauf läuft es hinaus«, erwiderte Jesse und lächelte.
    »Kennen Sie George Feur?«
    »Ich weiß, wer er ist, bin ihm aber nie begegnet«, sagte Jesse, und Margaret schüttelte den Kopf.
    »Erzählen Sie mir doch mal«, sagte Virgil zu Margaret, »wie das so war, als Judd sein wildes Leben geführt hat. Es gibt da so viele Gerüchte …«
     
    Judd hatte mit unzähligen Frauen aus der Gegend geschlafen, erzählte Margaret - unzählig im wahrsten Sinne des Wortes, weil niemand wusste, wie viele es gewesen waren. »Am liebsten mochte er es zu dritt, wenn er Mädchen finden konnte, die dazu bereit waren. Es hieß, er hätte erst eins der Mädchen gebumst, dann zugesehen, wie es die Mädchen miteinander trieben, und anschließend hätte er ihn für die andere wieder hochgekriegt. Und immer weiter rundherum …«
    »Mom!«, rief Jesse, vielleicht sogar wirklich schockiert.
    Margaret zuckte mit den Schultern. »So war das halt damals, Honey. Beim Gruppensex hab ich allerdings nicht mitgemacht, bei mir lief das immer nur zu zweit. Aber weißt du, in der richtigen Stimmung, nach ein paar Drinks, hätte ich vielleicht schon mit ein paar von den Mädels rummachen können. Ich meine, wir waren Rockfans, alles war plötzlich ganz locker, die Stones, die Beatles, die Proteste gegen den Vietnamkrieg, das ganze Dope.« Sie zeigte auf Virgils Brust, auf das Stones-T-Shirt. »Wir Alten haben dieses T-Shirt gelebt .«
    »Haben noch andere Männer dabei mitgemacht?«, fragte Virgil.
    »Nicht dass ich wüsste, aber es könnte schon sein«, sagte sie. »Spielt das eine Rolle?«
    »Irgendwer muss den alten Judd in den Keller geschleppt haben, um ihn dort umzubringen«, sagte Virgil. Er senkte die Augenlider und musterte Jesse. »Das klingt eher nach einem Mann als nach einer Frau. Könnte allerdings auch eine starke Frau gewesen sein.«
    »Da hast du’s, er mag zwar wie ein Surfer aussehen, aber er denkt wie ein Cop«, sagte Margaret zu Jesse.
    »Kennen Sie noch welche von den Frauen hier aus der Gegend?«, fragte Virgil.
    »Eine davon war Betsy Carlson. Ich weiß noch von zwei anderen, aber … ich werd Ihnen wohl nur eine nennen. Michelle Garber, wohnt jetzt in Worthington. Sie steht im Telefonbuch.«
    Virgil schrieb den Namen in sein Notizbuch. »Warum wollen Sie mir die andere nicht nennen?«
    »Weil sie glücklich verheiratet ist, und da will ich kein Unheil stiften. Und es würde Unheil geben, wenn das rauskäme«, erwiderte Margaret.
    »Aber wenn es ihr Mann nun rausgekriegt hat, und er ist der Mörder?«, fragte Virgil.
    »Ist er nicht«, sagte Margaret kühl. »Ich bin mir ganz sicher, dass er nichts davon weiß. Und ich werde Ihnen nicht sagen, wer es ist.«
    Jesse saß einen Augenblick mit offenem Mund da, dann sagte sie zu ihrer Mutter: »Das kann doch nicht dein Ernst sein.«
    »Wissen Sie, wer es ist?«, fragte Virgil Jesse.
    »Ist mir gerade eingefallen«, antwortete sie.
    »Du hältst den Mund«, sagte Margaret.
    »Wenn sich

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