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Blinder Hass

Titel: Blinder Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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die Laymons«, sagte er. »Da bin ich Ihnen echt was schuldig.«
    »Haben Sie was Neues über die Schmidts gehört?«
    »Nein. Verdammt, wenn die schon umgebracht werden mussten, musste das doch nicht ausgerechnet an dem Tag passieren, an dem die Zeitung rauskommt. Jetzt können wir eine Woche lang kein Wort darüber drucken. Da werden es uns der Globe und der Argus-Leader aber zeigen.« Der Globe und der Argus-Leader waren die Tageszeitungen von Worthington und Sioux Falls.
    »Sie können übrigens Ihre Schulden bei mir sofort bezahlen«, sagte Virgil und sah auf seine Uhr. Viertel vor zwei. »Ich würde mir gern die Zeitungen von 1970 ansehen.«
    »Die haben wir so nicht, nicht als komplette Zeitungen«, sagte Williamson. »Vor 1995 sind die auf Mikrofilm, und die sind in der Bibliothek. Wenn Sie einen Namen haben, könnten wir in den Ausschnitten nachsehen …«
    Virgil schüttelte den Kopf. »Ich hab keinen Namen. Ich weiß nicht mal genau, wonach ich suche. Wo ist die Bibliothek?«
    »Ein Stück den Hügel herauf. Kommen Sie zur Pressekonferenz?«
    »Die möchte ich auf gar keinen Fall verpassen«, sagte Virgil.
    »Das möchte hier wohl niemand. Ich weiß nicht, wie Stryker das machen will. Die Leute drängen jetzt schon in den Gerichtssaal - es wird gar kein Platz für die Reporter da sein.«
     
    Virgil eilte zur Bibliothek, einem flachen Backsteingebäude an der Ecke der Main Street. Drinnen führte ihn eine helläugige blonde Bibliothekarin mit der glatten Haut einer Achtklässlerin zu einer Mikrofilm-Lesekabine hinter den Bücherregalen. »Ich zeige Ihnen, wie man den Mikrofilm einfädelt. Das kann manchmal ziemlich knifflig sein«, sagte sie. Sie ging zu einem Aktenschrank aus Holz mit Dutzenden von kleinen Schubladen und murmelte: »1969, 1970.« Dann zog sie eine Schublade auf, nahm vier Schachteln mit Mikrofilmen heraus, gab sie Virgil und ging zu dem Schrank zurück. »Verflixt, hier fehlt ja eine Schachtel. Muss jemand falsch einsortiert haben.«
    Das interessierte ihn. »Welche Schachtel?«
    Sie sah die Schachteln noch einmal durch. »Wir fangen erst eine neue Schublade an, wenn die letzte voll ist«, erklärte sie. »Und als ich die hier aufgezogen hab, war da noch Platz drin, also muss eine Schachtel irgendwo anders sein. Es sieht so aus …« Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, schob ihre Brille nach oben und blickte in die Schublade. »Hier hört es Mitte Mai 1969 auf und fängt im September wieder an«, sagte sie schließlich. »Also fehlt eine Schachtel. Auf jeder Spule sind vier Monate … Verflixt, ich sag den Leuten immer wieder, die sollen uns die Sachen wegräumen lassen, aber die hören ja nicht auf mich.«
    »Könnte also falsch einsortiert worden sein?«, fragte Virgil.
    Sie zog eine Schublade aus den neunziger Jahren auf, die nur teilweise mit Mikrofilmschachteln gefüllt war, und überprüfte sie. »Die stimmen«, sagte sie. Darauf sah sie etliche leere Schubladen unten in dem Schrank durch. »Ich fürchte, die eine hat jemand mitgenommen«, sagte sie. »Ich werd das noch mal überprüfen, wenn wir geschlossen haben - jetzt muss ich an die Auskunft -, aber ich fürchte, die wurde gestohlen.«
    »Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie das checken könnten«, sagte Virgil.
     
    Die Sache mit der fehlenden Schachtel gab ihm zu denken. Die Bibliothekarin zeigte ihm, wie man den Film einfädelte, und er sah jeweils zwei Monate vor und nach der Ausstellung von Schmidts Hypothekendarlehen durch. Bei diesem Schnelldurchgang fiel ihm nichts Besonderes auf. Keine fremden Frauen, die in Autounfälle verwickelt waren …
    Er hatte nicht genug in der Hand, um damit zu arbeiten; noch nicht. Und es war durchaus möglich, dass Judd Schmidt einfach gekauft hatte, um ihn wenn nötig zu benutzen.
     
    Um zwanzig vor drei verließ Virgil die Bibliothek. Um zehn vor drei hatte er sich umgezogen und trug nun ein hellblaues Hemd mit Krawatte, Khakihose und ein dunkelblaues Sakko. Als er sich im Spiegel betrachtete, fand er, dass er wie jemand aussah, der in einem kleineren indianischen Casino die Gäste begrüßt.
    Um eine Minute nach drei war er am Gericht. Etwa zwanzig Personen standen vor der Tür, hauptsächlich ältere Männer, die ganz in ihre Gespräche vertieft waren. Auf dem Rasen parkten zwei Fernseh-Übertragungswagen, von denen aus sich Kabel durch die Tür des Gerichtsgebäudes schlängelten.
    Drinnen herrschte Chaos. In den Gerichtsaal passten etwa hundert Leute, wenn sich niemand allzu

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