Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Blinder Hass

Titel: Blinder Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
Vom Netzwerk:
gefalteter Handtücher aus dem hinteren Teil des Hauses. Sie war eine rosige, rundliche und emsige Frau, fünfzehn Jahre jünger als ihr Mann. »Sind Sie der nette Mr. Flowers?«, fragte sie.
    »Ja, der bin ich«, sagte er. »Freut mich, Sie kennen zu lernen.«
     
    Sie unterhielten sich im Wohnzimmer. Die Johnstones wussten gar nichts, standen aber Todesängste aus und waren auch bereit, das zuzugeben. »Er bringt meine Freunde um, wer auch immer er sein mag«, sagte Johnstone. »Bill Judd war zwar kein richtiger Freund, besonders in den letzten Jahren nicht mehr, aber ich hab ihn ziemlich gut gekannt. Roman und Gloria und Russell und Anna, das waren meine Freunde. Ich habe Angst … Sie wissen schon … dass er es auch auf uns abgesehen haben könnte.«
    »Irgendeine Idee, weshalb? Warum er das macht?«, fragte Virgil.
    »Keinen blassen Schimmer. Wir zerbrechen uns deswegen schon die ganze Zeit den Kopf«, antwortete Johnstone.
    »In einer Stadt wie dieser«, sagte Carol Johnstone, »streitet sich jeder irgendwann mal mit jedem - wir hocken viel zu dicht aufeinander. Doch man beruhigt sich, und dann ist man wieder gut Freund. Aber wer könnte einen so großen Hass empfinden …« Sie hielt inne. »Ich würde gern etwas sagen, aber ich möchte nicht, dass es rumerzählt wird«, fuhr sie dann fort.
    »Selbstverständlich nicht«, sagte Virgil.
    »George Feur hat Bill Judd bearbeitet«, sagte Carol Johnstone. »Er hat mit ihm über seine Seele geredet, hat versucht, Geld aus ihm herauszuholen - und ich glaube, er hat auch welches bekommen. Feur setzt auf Hass, und die Leute um ihn herum sind fasziniert davon. Ich glaube, da könnte das Problem liegen, aber warum sie alte Leute umbringen sollten, weiß ich auch nicht.«
    »Weil das lauter Verrückte sind«, brummte Gerald Johnstone.
    »Ich habe ein Auge auf Reverend Feur«, sagte Virgil zu Gerald Johnstone. »Doch da die Opfer alle schon älter waren, besteht auch die Möglichkeit, dass es um etwas geht, das vor langer Zeit passiert ist«, erklärte Virgil. »Ich möchte, dass Sie sich das Foto von einer Toten ansehen und mir sagen, ob das in Ihrem Bestattungsinstitut war … Es ist kein schönes Foto, Ma’am«, fügte er an Carol Johnstone gewandt hinzu.
    »Bilder von Toten haben mir nie etwas ausgemacht«, sagte sie. »Ich habe dreißig Jahre in unserem Bestattungsinstitut gearbeitet und alles gesehen, was man nur sehen kann.«
    Virgil nickte, zog die Farbkopie von der nackten Frau auf dem Tisch hervor und reichte sie Gerald Johnstone. Dieser betrachtete das Bild mit trüben Augen, dann wurde sein Blick klarer, und ein Schauder des Erkennens schien ihn zu durchzucken.
    »Das sieht wie unser Bestattungsinstitut aus«, sagte er. »Das wurde auf jeden Fall in einem Bestattungsinstitut aufgenommen, und der Tisch sieht wie unser Ankleide- und Kosmetiktisch aus, aber ich kann nicht behaupten, dass ich mich an den Fall erinnere. Es sieht nach einem Autounfall aus, würde ich sagen. Davon hatten wir viele. Bei Fremden gab’s meistens keine Beerdigung. Wir haben die Toten nur zurechtgemacht und dorthin zurückgeschickt, wo sie herkamen. Deshalb … kann ich mich nicht erinnern.«
    Er lügt, dachte Virgil.
    Carol schüttelte den Kopf. »Ich würde mich daran erinnern, wenn ich das da gesehen hätte, aber ich habe es nie gesehen. Wo kommt das Foto her?«
    »Das weiß ich nicht«, antwortete Virgil. »Ich hatte gehofft, dass Sie es mir sagen könnten.«
    Sie schüttelte erneut den Kopf. »Ich hab zwar in unserem Institut gearbeitet, aber diese Frau hab ich nie gesehen. Sie wurde wohl nur hier zurechtgemacht und verschickt. Wer auch immer sie sein mag, sie stammt jedenfalls nicht von hier.«
    »Okay«, sagte Virgil.
    Gerald Johnstone starrte immer noch auf das Bild, als würde etwas in seiner Erinnerung ablaufen, aber er schüttelte nur den Kopf. »Tut mir leid«, sagte er.
    Carol Johnstone sagte die Wahrheit, dachte Virgil, aber Gerald Johnstone log wie gedruckt.
     
    Er versuchte, den alten Mann zum Reden zu bringen. »Wir müssen unbedingt wissen, ob das Ihr Geschäft ist oder nicht«, sagte er. »Ist das in Ihrem Bestattungsinstitut?«
    »Könnte sein«, erwiderte Johnstone. »Aber so wie das Bild aufgenommen wurde … Es ist zu sehr aus der Nähe. Der Tisch ist der gleiche, den wir auch hatten, ein Edelstahltisch von Ferno. Den haben wir nicht mehr.«
    »Das ist bei uns, Jerry«, sagte Carol Johnstone. »Bevor wir alles umgestaltet haben.« Sie tippte auf eine Ecke des

Weitere Kostenlose Bücher