Blinder Hunger: Ein Anita Blake Roman (German Edition)
es nicht mehr weh.
Plötzlich war es wie beim Sex, wenn aus Schmerz Lust wird, wenn der Biss, für den man sonst jemandem eine Ohrfeige gäbe, ein fantastisches Gefühl ist.
Ich ließ Truth an meinem Hals saugen und entspannte mich. Es war, als gäbe ich mich einem Kuss hin, mit dem mich jemand überraschte. Ich hörte auf, darüber nachzudenken, und ließ es einfach geschehen.
Ich überließ mich dem Gefühl seines Mundes an meinem Hals, der Stärke seiner Hände an meinem Rücken, dem Druck seines Körpers an mir. Seine Hand glitt nach unten bis zum Kreuz und tiefer, dann umfasste er meinen Hintern, presste uns aneinander, beugte Nacken und Schultern, um den Mund geschlossen auf der Bisswunde zu halten. Er presste uns auch am Unterleib aneinander, sodass ich ihn hart und dick an mir spürte.
Ich gab meine Abschirmung restlos auf. Es war ein Wunder, dass die Ardeur bisher noch nicht hervorgekommen war. Aber jetzt stieg sie in mir auf und wuchs, je mehr er sich an mich drückte und je stärker er saugte. Sie stieg auf, drang durch meine Haut und ging auf ihn über.
Plötzlich ließ er meinen Hals los und rief: »Mutter der Dunkelheit, rette uns, es ist Belle Morte!«
Ich blickte in seine entsetzten Augen. Sie waren blauer als vorher, so kam es mir vor. »Nicht Belle, Truth, nur ich und Jean-Claude, nur wir beide«, flüsterte ich gegen seine Lippen. Die Ardeur wollte, dass ich ihn küsste, dass wir die Münder aneinanderpressten und sie befriedigten. »Jean-Claude, hilf mir«, hauchte ich dicht vor Truths Mund. »Hilf mir, den Geist wieder in die Flasche zu sperren. Hilf mir, das zu stoppen.«
»Wenn ich dir helfe, dich abzuschirmen, greift sie möglicherweise auf den Club über, wo ich gerade bin.«
»Dann sättige dich, wie du es gestern Nacht getan hast, sättige dich an den Willigen, aber lass den Kelch diesmal an mir vorübergehen. Ich muss einen Mörder fassen, nicht jeden vögeln, den wir bei uns aufnehmen.«
»Hilf uns«, sagte Truth, »hilf uns, Meister.«
Ich spürte Jean-Claudes Überraschung und Neugier auf der Haut wie tastbare Eigenschaften. »Möchte er aufhören?« Seine Frage kam aus meinem Mund.
»Ja«, hauchte Truth gegen meine Lippen, sodass ich mein Blut in seinem Atem riechen konnte. »Ja, hilf uns, aufzuhören.«
»Warum?«, fragte Jean-Claude.
Diese Frage verweigerte ich. Mir reichte es. »Befriedige deine Neugier später, Jean-Claude. Die Polizei wartet nebenan auf mich. Ich muss hier fertig werden.«
»Also gut, ma petite.« Er schirmte mich oder Truth nicht ab, sondern nahm die Ardeur, die in uns immer mächtiger wurde, und tat zweierlei: Er schluckte sie und schloss die Verbindung zwischen ihm und mir, fest und endgültig, wie man eine Tür zuknallt.
Ich war allein, noch gegen Truth gedrückt, dicht vor seinem Gesicht, aber plötzlich war jeder wieder er selbst. Wir gaben einen bebenden Seufzer von uns, als hätten wir beide die Luft angehalten.
Er ließ mich los, sodass ich von seinem Schoß aufstehen konnte. Es gab kein neckendes Zwinkern, kein Bedauern auf seiner Seite, dass die Ardeur vorbei war. Er war so erleichtert wie ich. Hätte ich Zeit gehabt und gewusst, wie ich es formulieren sollte, ohne nach verletztem Stolz zu klingen, hätte ich ihn gefragt, warum er erleichtert war. Doch auf mich wartete die Arbeit. Ich stand auf und schwankte und wäre gegen die Wand geprallt, wenn Truth mich nicht abgefangen hätte.
»Geht es Ihnen gut?«, fragte Smith, und Wicked fragte dasselbe. Smith sah ihn drohend an, aber Wicked blieb freundlich neutral.
»Habe nur in letzter Zeit zu viel Blut gespendet. Es geht mir gut.« Um es zu beweisen, ließ ich Truths Hand los. Ich atmete ein paar Mal tief durch und fühlte mich stabil. Aber ich musste wirklich langsam mal versuchen, eine Nacht durchzustehen, ohne eine Ader zu öffnen.
»Ich habe die Macht deines Meisters gespürt«, sagte Wicked. »Mein Bruder ist an ihn gebunden, aber ich nicht. Du hast versprochen, dass wir beide genommen werden.«
»Jean-Claude wird es tun, aber nicht mehr heute Nacht. Seine Blutbank ist für heute geschlossen.«
Wicked sah mich an, als ob er mir weder glaubte noch traute. Sein Bruder stand neben ihm, als hätte er sich schwebend erhoben. Vielleicht hatte er das getan. Er legte Wicked einen Arm um die Schultern. »Sie wird Wort halten«, sagte Truth lächelnd.
»Etwa weil sie dir geholfen hat, die Ardeur abzuwehren?«
»Teils.«
Wicked schüttelte den Kopf. »Du musst noch besser sein, als es
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