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Blinder Hunger: Ein Anita Blake Roman (German Edition)

Blinder Hunger: Ein Anita Blake Roman (German Edition)

Titel: Blinder Hunger: Ein Anita Blake Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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gesetzt, ihn die Hände nach hinten durch die Querstäbe strecken lassen und in Handschellen gelegt. Auch das würde ihn nur geringfügig aufhalten, aber falls er tatsächlich flüchtete, könnte jede kleine Verzögerung Leben retten. Ich betrachtete ihn genauer. Er hatte sehr dunkelbraunes Haar, das man für schwarz halten konnte, solange ich nicht danebenstand. Seine Augen waren braun und finster. Er sah auf eine ganz alltägliche Art gut aus, aber das war nicht der Grund, warum ich ihn so genau betrachtete. Ich kannte ihn. Zuerst war es nur ein vages Gefühl, dass ich das Gesicht schon mal gesehen hatte, dann kam die Erinnerung schlagartig wieder.
    »Sie sind Jonah Cooper. Ich wurde damals in einem Interview gefragt, was ich empfinde, nachdem mein Kollege von Vampiren ermordet worden war. Wie lange ist das jetzt her? Zwei, drei Jahre?«
    Sein Blick wurde feindselig. »Vier.« Es klang wie ein Schimpfwort.
    »Vampirismus ist jetzt legal, Cooper. Warum haben Sie sich nicht gemeldet und haben klargestellt, dass Sie nicht in dem Feuer umgekommen sind?«
    Er sah zu Boden, und als er wieder aufblickte, funkelten Wut und magische Kräfte in seinen Augen. Lächelnd beugte ich mich zu ihm. Es war mein kaltes Lächeln, bei dem meine Augen ausdruckslos blieben. Ich hielt die Pistole an seine Brust gedrückt, nicht zu fest, aber dicht über dem Herzen. »Vielleicht weil Sie sechs Polizisten darin umkommen ließen?«
    »Anita, worum geht es?«, fragte Zerbrowski.
    Ich sagte es ihm und wusste auch ohne hinzusehen, dass er kein freundliches Gesicht machte. Wenn Polizisten draufgingen, dann wurden die Kollegen richtig sauer. »Wie haben Sie das Feuer überlebt, Cooper?«, fragte ich.
    Er blickte wütend zu mir hoch. »Das wissen Sie.«
    »Sie haben die sechs Kollegen an die Vampire verkauft, denen Sie auf der Spur waren, ja?«
    Er sah mich nur an und stritt es nicht ab. Das genügte mir.
    »Er hat dafür Geld genommen?«, fragte Marconi.
    »Nein«, sagte ich, »kein Geld.«
    »Nein, kein Geld«, bestätigte Cooper.
    »Was dann?«, fragte Smith.
    »Unsterblichkeit«, sagte ich. »Stimmt’s, Cooper?«
    »Nicht nur das.«
    »Was noch?«
    »Sie wissen es, Sie sind der menschliche Diener des Meisters von St. Louis.«
    Ich sah ihn an und wusste nicht, was ich sagen sollte, richtete mich aber auf und nahm damit die Pistole von seiner Brust. Ich wusste, wie es ist, am Ende von dem Wesen, das man jagt, verführt zu werden. Nur war meine Verführung von der traditionelleren Art gewesen. Na ja, zumindest gehörte ich noch zu den Lebenden.
    »Was meint er damit?«, fragte Smith.
    Malcolms volltönende Stimme schallte durch den Gemeindesaal mit seinen Tischen und der Punschschale. Alles war gedeckt für Plätzchen und Punsch, obwohl der Punsch für meinen Geschmack ein wenig zu rot und zu dickflüssig war. »Macht, Officer, Macht und Sex, das ist es, was Jean-Claude bietet.«
    »Überlegen Sie sich gut, was für Steine Sie werfen, Malcolm. Manchmal werden sie zurückgeworfen.«
    »Ist das eine Drohung?«
    »Nein, eine freundliche Warnung, dass Steine nur werfen sollte, wer reinen Herzens ist.«
    »Fragen Sie Ihren Freund da. Fragen Sie ihn, ob es Sex mit einem der unseren war, was ihn verlockt hat. Ich habe jahrhundertelang beobachtet, dass sich Sterbliche wegen des geschlechtlichen Verkehrs in unser Leben drängen.«
    »Erstens ist er nicht mein Freund«, sagte ich. »Zweitens sind seine Motive nicht von Belang, nur dass er es getan hat.« Ich hatte Cooper nach Waffen durchsucht, durch die Berührung aber keine Informationen, keine Erinnerungsbilder bekommen. Also hatte Malcolms Fähigkeit nur vorübergehend auf mich abgefärbt. Ich wollte sie mir noch einmal ausleihen.
    Aber ich sollte wenigstens so tun, als ob ich es auf normalem Weg versuchte. »Wo ist Ihr Meister?«, fragte ich Cooper. »Wo ist er jetzt?«
    »Höchstwahrscheinlich auf Jagd.«
    »Wo liegt sein Versteck?«
    Er schüttelte den Kopf, ein leises Lächeln im Gesicht. »Ich werde Ihnen gar nichts sagen, Anita Blake. Ich würde meinen Meister so wenig verraten wie Sie Ihren.«
    »Aber wissen Sie, meiner verlangt nicht von mir, hilflose Frauen umzubringen.«
    Er schüttelte wieder den Kopf. »Ich werde ihn nicht verraten.«
    Damit hatte er seine Rechte eigentlich verwirkt. Ich hätte ihm ganz legal eine Kugel in den Kopf jagen können. Im Hinrichtungsbefehl stand, dass ich jede Gewalt anwenden durfte, die ich für nötig erachtete. Es wurde nicht viel darüber gesprochen, aber

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