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Blinder Hunger: Ein Anita Blake Roman (German Edition)

Blinder Hunger: Ein Anita Blake Roman (German Edition)

Titel: Blinder Hunger: Ein Anita Blake Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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fremden Leuten, die meine Freunde begrapschten, genug von Ronnie, die uns hierhergerufen hatte. Genug von ihrer selbstzerstörerischen Zügellosigkeit. Diesen Mist hatte ich schon reichlich bei Richard zu sehen bekommen, das brauchte ich nicht auch noch von ihr.
    »Veronica Marie Simms«, sagte ich.
    Der volle Name ließ sie aufhorchen. »Wer bist du, meine Mutter?«
    Ich griff um den Bund ihrer Jeans und hob sie von dem Mann hoch. Das erschreckte sie und mich auch, denn ich brauchte mich dafür gar nicht anzustrengen. Sie war schwerer als ich, und ich hob sie hoch, als wöge sie nichts. Ich stellte sie auf die Füße.
    »He, wir waren noch nicht fertig«, beschwerte sich Dallas.
    Ich zeigte ihm meine Dienstmarke. »Doch.« Ich behielt sie in der Hand und warf mir Ronnie über die Schulter. Einmal musste ich sie kurz hochwerfen, damit sie besser zu liegen kam, dann war ich abmarschbereit. Ich ging den Flur hinunter, Nathaniel hielt mir den Vorhang auf und folgte mir, Micah machte das Schlusslicht.
    Ronnie wehrte sich nicht, fing nur an zu streiten. »Anita, lass mich runter!«
    Das gruselige Pärchen wartete nicht im Eingangsbereich zu den Kabinen auf uns. Ich war erleichtert. Den Dienstausweis hatte ich in der Hand, aber ich hätte Ronnie von der Schulter werfen müssen, um die Pistole zu ziehen. Ich schaute suchend durch den Saal, und das Pärchen war nirgendwo zu sehen. Noch besser.
    »Anita, ich bin verdammt noch mal kein Kind mehr. Lass mich runter!«
    Der Rausschmeißer kam uns entgegen, und als er meinen Ausweis sah, hob er beschwichtigend die Hände. Wir gingen weiter in Richtung Tür. Die Musik plärrte noch immer so laut, dass ich Kopfschmerzen bekam, aber die Unterhaltungen erstarben, wenn die Leute, an denen wir vorbeigingen, auf uns aufmerksam wurden. Sie hörten auf zu reden, zu trinken, zu tanzen. Lag es daran, dass ich den Ausweis hochhielt oder eine Frau auf der Schulter trug oder dass Ronnie ihre Brüste dem ganzen Saal zeigte oder dass ich die zwei hübschesten Männer mitnahm? Ich weiß es nicht. Jedenfalls bewegten wir uns in einem Korridor des Schweigens.
    Als wir die Stufen zur Saaltür hinaufgingen, musste ich Ronnie mit beiden Händen festhalten, aber wir kamen ganz gut zurecht. Nathaniel ging voraus und hielt die Tür auf. Micah huschte vor mir hindurch, um die Außentür aufzuhalten. Wir gelangten an die kalte Herbstluft. Die Tür schloss sich hinter uns, und in der plötzlichen Stille klingelten mir die Ohren.
    »Lass mich verdammt noch mal runter.« Diesmal wehrte sie sich, wenn auch nicht sehr, aber ich hatte keine Geduld mehr. Sie wollte runter, ich ließ sie runter. Ich ließ sie fallen, sodass sie mit dem Hintern im Kies landete.
    Ich glaube, sie hätte mich angeschrien, hätte sie nicht diesen sonderbaren Gesichtsausdruck bekommen, und plötzlich kam sie wankend auf die Füße und rannte stolpernd auf einen Grünstreifen am Rand des Parkplatzes. Sie fiel auf Hände und Knie und begann zu würgen.
    »Scheiße«, sagte ich leise, aber mit Nachdruck. Ich winkte den Männern, zurückzubleiben, und ging über den Streifen Wiese zu ihr. Die Gräser waren schon abgestorben und strichen knisternd über meine Hosenbeine.
    Der saure Gestank von Erbrochenem schlug mir entgegen, bevor ich ganz bei ihr war. Sie musste wohl meine Freundin sein, denn sonst wäre ich nicht zu ihr gegangen. Ich raffte ihr die Haare im Nacken zusammen und hielt sie, wie man es bei einem Kind tat. Nur echte Freundschaft konnte mich dort halten, während sie alles erbrach, was sie in der Nacht getrunken hatte.
    Ich versuchte, so lange an etwas anderes zu denken, an irgendetwas. Wenn sich neben mir jemand übergibt, bin ich nicht der Standhafteste. Bei den Geräuschen und dem Geruch muss ich schwer darum kämpfen, nicht ebenfalls zu brechen. Ich schaute derweil über das Gelände, um mich abzulenken. Nichts war sonderlich interessant, bis mir genau geradeaus etwas ins Auge fiel. Zuerst hielt ich es für einen umgefallenen Baum, aber nach und nach erkannte ich, dass dort jemand lag. Ich sah einen blassen Arm und eine Hand, die zum Himmel zeigte, als lehnte sie an etwas, das von meiner Position aus nicht zu sehen war. Das war nicht zwingend eine Leiche. Es konnte auch jemand in Ohnmacht gefallen sein.
    Ich drehte mich nach Micah und Nathaniel um und winkte sie her. Ronnies Brechreiz ließ langsam nach, und schließlich war ihr Magen leer.
    »Bleibt mal kurz bei ihr.« Mir war klar, dass ich möglicherweise Spuren

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