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Blinder Hunger: Ein Anita Blake Roman (German Edition)

Blinder Hunger: Ein Anita Blake Roman (German Edition)

Titel: Blinder Hunger: Ein Anita Blake Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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erkennen würde. Nicht mal ich hätte mir bei einem Blick durchs Fernglas sicher sein können. Ich meine, was, wenn er sich irrte? Bei dem hohen Silberanteil in der Munition würde jede Entschuldigung zu spät kommen. Aber wer aus einem Fenster geflogen käme, gehörte eindeutig zu den Verbrechern, und der Scharfschütze könnte sie straflos ausschalten. Alles wäre bestens.
    Wir Übrigen drängten uns um den Lieferwagen. In den Filmen ist der Lieferwagen immer gepflegt und geräumig. Im wirklichen Leben ist er eng und vollgestopft und sieht halb wie ein Klempnerwagen und halb wie ein Eiswagen aus, der aber Waffen statt Eis verkauft. Es war nicht genug Platz für uns und die Waffen. Selbst in den leeren Wagen hätten wir nicht alle hineingepasst. Es war ein mittelgroßer Transporter für die Ausrüstung, kein Mannschaftswagen. Ich hatte die Weste noch an, obwohl ich darauf hingewiesen hatte, dass unsere Gegner nicht mit Schusswaffen kämpften und die Westen nicht reiß- und stichfest waren. Das hatte ich schon öfter im Zusammenhang mit Militär oder Polizei erlebt. Sie wollten einfach nicht begreifen, dass die kugelsicheren Westen gegen jemanden, der Eisenbahnschienen biegen konnte, nichts nützten. Es war, als ginge man in den Kampf gegen Superman und fühlte sich durch Kevlar geschützt. Schließlich sagte Sergeant Melbourne: »Wir benutzen Schusswaffen. Da ist immer mit Querschlägern zu rechnen, und wir fühlen uns einfach wohler, wenn wir wissen, dass Sie davor geschützt sind.« Das Mikrofon war wie beim Secret Service in die Weste integriert. Sie zeigten mir den Knopf für das Mikro in der Mitte der Weste, sodass man ihn leicht erreichen konnte, wenn man die Waffe im Anschlag hielt. Sie prüften, ob es funktionierte, jemand klopfte mir von oben auf den Helm, dann war ich fertig zum Einsatz.
    Die Geisel war Dawn Morgan. Sie war zweiundzwanzig und hatte in dem Club erst drei Wochen gearbeitet. Es gab ein Foto von ihr auf ihrer Webseite, und das hatten wir uns alle angesehen. Es war ein Publicityfoto für eine Stripperbar, wir versuchten also alle, uns auf das Gesicht zu konzentrieren. Braune, schulterlange Haare und so viel Make-up, dass schwer zu erkennen war, wie sie wirklich aussah. Man sah hauptsächlich blaue Augen und einen roten Schmollmund. Ich fragte nicht nach, ob es den Männern schwerer fiel als mir, nur auf das Gesicht zu achten. Sie bedeckte ihre Blöße mit Händen und ein paar sorgsam platzierten Stoffstücken, die die Illusion erzeugten, es wäre mehr zu sehen, als man sah. Verwirrend, und mit Absicht. Hätte ihr jemand gesagt, sie würde von mordgierigen Vampiren entführt werden, hätte sie uns sicher ein hübsches, nicht ganz so glamouröses Foto hinterlassen. Aber auf solche Dinge ist man einfach nie vorbereitet. Wir prägten uns das Gesicht ein, damit wir sie nicht versehentlich erschossen. Das wäre schlecht.
    Ich glaube, wenn ich nicht meine eigenen gefährlichen Spielzeuge mitgebracht hätte, hätten sie mich unbewaffnet mitgenommen. Die meisten Mitglieder des Einsatzkommandos stuften mich als Zivilistin ein und behandelten mich entsprechend. Sie waren nicht unhöflich, fanden es aber nicht gut, dass ich mit einer geladenen Pistole hinter ihnen stand. Eigentlich konnte ich ihnen das nicht mal übel nehmen. Ich hatte nicht ihre Ausbildung genossen. Sie hatten mich nie schießen sehen. Sie hatten mich noch nie bei meiner Arbeit erlebt. Sie hielten mich fast für eine größere Gefahr als die Vampire.
    Mein größtes Problem mit der Weste war, dass ich die Browning und die Firestar nicht in den gewohnten Holstern tragen konnte. Officer Derry hatte mir ein Oberschenkelholster mit Klettverschluss zugeworfen. »Da passen die Browning und ein Clip rein.« Derry klang so irisch wie sein Name, nur die Hautfarbe passte nicht dazu, denn die war dunkel.
    Ich musste die Weste noch mal ausziehen, um den oberen Teil des Holsters am Gürtel zu befestigen, dann wurde der andere Gurt um das Bein herumgeführt. Es war eigentlich nicht schlecht, ich musste nur anders ziehen und würde nicht so schnell sein, weil ich die ungewohnte Bewegung bewusster ausführte. Aber bei meiner Arbeit heute Nacht waren die Pistolen ohnehin zweitrangig.
    Ich hatte eine neue Mossberg 590A1 Bantam. 33 Zentimeter Abstand zwischen Abzug und Gewehrkolben, geringeres Gesamtgewicht. Das bedeutete einen höheren Rückstoß, aber sobald ich mich einmal daran gewöhnt hatte, war es die Schrotflinte meiner Träume. Kein schwerer Lauf

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