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Blinder Hunger: Ein Anita Blake Roman (German Edition)

Blinder Hunger: Ein Anita Blake Roman (German Edition)

Titel: Blinder Hunger: Ein Anita Blake Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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saß, sein Gesicht nicht sehen konnte. »Du fasst mich immer wieder an.«
    Jean-Claude brummte genervt. »Sie sitzt auf deinem Schoß in deinen Armen und küsst dich. Ich kann sie gar nicht anfassen, ohne auch dich zu berühren. Ich bin kein Magier, der eine Frau mit einem Mann ohne die kleinste Berührung teilen kann.«
    »Glaub mir, er hat nicht mehr getan, als mich zu halten«, sagte ich. Ich fasste Richard unters Kinn und er ließ mich sein Gesicht anheben. In seinen Augen sah ich nur Schmerz und Verwirrung. »Was ist los? Du warst es doch, der ganz heiß darauf war. Du hast mich dazu überredet, erinnerst du dich?«
    »Es tut mir leid«, sagte er. Er lehnte die Stirn an meine Schulter. »Es tut mir leid.«
    Jean-Claude und ich blickten uns an. Ich fragte stumm: Was ist eigentlich los? »Sag uns, was du hast, mon ami, und wir werden versuchen, dir zu helfen.«
    »Beim letzten Mal, da ich mit einer Frau und einem anderen Mann im Bett war, waren es Raina und Gabriel.«
    Dass er sein erstes Mal mit Raina erlebt hatte, war mir nicht neu, aber dass er sich von Gabriel hatte anfassen lassen, hatte ich nicht gewusst. Es verblüffte mich ungeheuer; ich war froh, dass er mein Gesicht gerade nicht sehen konnte. Raina war schon schlimm genug, aber beide zusammen – absolut ekelhaft.
    Gewöhnlich blieb Rainas Munin still hinter den metaphysischen Käfigstangen, doch meine Reaktion bot ihr einen winzigen Spalt ins Freie. Sie hatte sich so lange benommen, dass sie mich jetzt überrumpeln konnte. Ich war ein bisschen zu langsam, um sie sofort zurückzustoßen und uns alle zu schützen. Oder es lag daran, dass ich einen ihres Rudels berührte, den sie bestens kannte.
    Ich sah Gabriel wie einen Geist aus einem Farbfilm vor mir. Seine schwarzen Locken hingen ihm in die hellgrauen Leopardenaugen. Der Silberring an der Brustwarze glänzte im Scheinwerferlicht. Raina lag mitten auf einem großen Bett, und Gabriel kam von einer Seite, Richard von der anderen Seite herangekrochen, beide mit diesen anmutigen Bewegungen, zu denen den Menschen die passenden Muskeln fehlen. Es war ein jüngerer Richard. Er war noch nicht so muskulös, noch nicht so selbstsicher, und die Haare trug er damals noch kurz. Richard mit zwanzig Jahren, bevor ich ihn kannte. Sein Gesichtsausdruck so offen, erwartungsvoll, lachend. Sie hatten ihm weisgemacht, es sei ein Spiel. Raina wollte von zwei Männern vergewaltigt werden. Eine kleine Gewaltfantasie unter Freunden.
    Er hielt ihre Handgelenke fest, und wie abgesprochen gab es kein Vorspiel. Es sollte brutal sein. Ich konnte durch Rainas Augen verfolgen, wie sie Gabriel beobachtete, der sich hinter Richards Rücken schlich. Es war eine Vergewaltigungsfantasie, aber das Opfer sollte nicht Raina sein.
    Richard schrie auf und sprang vom Bett, warf mich dabei um, machte zwei wacklige Schritte und ging in die Knie. Rainas Munin hatte offenbar seine Schilde niedergerissen. Ich bekam nicht mehr die Erinnerung, nur seine Reaktion darauf: Scham und Wut. Kurz sah ich ihn und Gabriel, wie sie sich prügelten, beide nackt, beide glitschig von Blut, und Raina, die vom Bett aus geifernd zusah und die Show genoss.
    Richard versuchte, sich abzuschirmen, und schaffte es nicht. Seine Emotionen waren zu stark. Es war Jean-Claudes kühle Berührung in meinem Kopf, die die Verbindung kappte. Er schirmte Richard vor mir und wohl auch vor sich ab. Er gab ihm seine metaphysischen Kleider zurück, damit er vor uns nicht nackt dastand.
    »Auch ich habe meine Erinnerung mit Gabriel«, sagte Jean-Claude leise.
    Wir blickten beide auf. Richard sagte: »Du und Gabriel?« Sein Abscheu war ihm deutlich anzusehen.
    »Nicht freiwillig. Den Preis habe ich gezahlt, damit Marcus die Allianz mit mir fortsetzt.«
    »Eine Nacht mit den beiden?«, fragte ich.
    Jean-Claude nickte.
    »Hast du das vorher gewusst?«, fragte Richard. »War dir klar, was sie von dir wollen?«
    Er nickte wieder. »Ich habe diese Nacht so genau ausgehandelt wie alles, was ich aushandle.«
    Richard kniete noch auf dem Boden. Er drehte den Kopf zu Jean-Claude. »Und du wusstest … du wusstest, dass sie zusehen wird, wie Gabriel dich … nimmt?«
    »Sie wollte noch vieles mehr, aber an diesem Wunsch hielt sie eisern fest.«
    »Wie konntest du das mit dir machen lassen?« Ein sonderbarer Ausdruck huschte über Richards Gesicht. »Ach so, es hat dir nichts ausgemacht. Du magst ja Männer.«
    Jean-Claude bekam eine ausdruckslose Miene. »Tatsächlich machte es mir etwas aus. Sogar

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