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Blinder Instinkt - Psychothriller

Titel: Blinder Instinkt - Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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er jedes Mal ein neues. Diese unglaublichen Klingen wurden leider auch unglaublich schnell stumpf. Gut, die Instrumente kosteten eine Kleinigkeit, aber das spielte nur eine untergeordnete Rolle. Um ein Profi zu werden, das hatte er schon frühzeitig erkannt, benötigte es zweierlei: Übung, Übung, Übung und die richtige Ausrüstung - und das traf im Grunde auf alle Bereiche des Lebens zu.
    Er betrachtete sich mittlerweile als Profi, und als solcher war es ihm wichtig, sie nicht unnötig zu quälen. Vor allem aber durften sie nicht sterben, denn tot nützten sie ihm gar nichts. Wenn sie ihm Freude bereiten sollten, mussten sie lebendig und möglichst vital sein, sonst lieferten sie ihm nicht die Reaktionen, die er erwartete. Er brauchte sie mit hellwachen Sinnen und geschärften Instinkten!
    Er erhob sich und ging hinüber zu dem großen Terrarium, welches die komplette Stirnseite des Raumes in Anspruch nahm. Zweieinhalb Meter hoch, vier Meter breit und scheinbar unendlich tief. Er selbst hatte es gebaut. Vor die vorhandene Mauer hatte er einfach eine zweite Leichtbauwand aus Holz eingezogen und verkleidet. Den oberen Teil, den er aufgrund der Höhe nur mit Hilfe eines kleinen Tritts erreichen konnte, nutzte er als Regal für seine umfangreiche
Fachliteratursammlung. Vom Boden bis auf Stirnhöhe aber erstreckte sich eine Panoramaglasscheibe. Sie war eingefasst von edlem Mahagoniholz, dessen warmer, roter Ton einen starken Kontrast zu der grünen Welt darstellte, die hinter dem dicken Glas in künstlichem Licht schimmerte. Der ansonsten nur zweckmäßig eingerichtete Raum wurde beherrscht von dem Terrarium, und immer wenn er durch die Tür trat, übermannte ihn der Eindruck, tatsächlich einen Dschungel zu betreten. Was zu einem nicht unwesentlichen Teil an der Audiodatei lag, die in Endlosschleife auf dem PC lief und über hochwertige Lautsprecher die Geräuschkulisse eines Regenwaldes wiedergab.
    Perfektion war ihm wichtig. Er hatte sich große Mühe gegeben und viel Geld investiert, das er eigentlich gar nicht besaß, um dendroaspis viridis einen Lebensraum einzurichten, der dem natürlichen in den tropischen Regenwäldern Westafrikas glich. Da sie ein Baumbewohner war, musste das Terrarium eine gewisse Höhe und Ausstattung aufweisen. Mit Hilfe von einigen exotischen und auch seltenen Pflanzen, die er über seinen Großhändler original aus den fernen Ländern der Welt importieren ließ, hatte er den Ausschnitt eines Regenwalddaches nachgebildet, das von künstlichem Sonnenlicht durchflutet wurde. Die Temperatur von 25-28 Grad Celsius wurde ebenso wie die konstant hohe Luftfeuchtigkeit ständig vom PC überprüft und in einem Diagramm dargestellt. Eine Zeitschaltuhr steuerte Sprühschläuche an der Decke des Terrariums an, die alle sechs Stunden einen Schauer über der kleinen, künstlichen Welt niedergehen ließen.
    Vor der Panoramascheibe blieb er stehen und suchte den Urwald dahinter ab, fand dendroaspis viridis allerdings
nicht. Irgendwo in dem dichten grünen Blattwerk hielt sie sich verborgen. Egal! Sobald ihr Opfer nervös und orientierungslos am Boden umherkrabbelte, würde sie sich schon zeigen.
    Er ging zum Tisch zurück und nahm die nun blinde Wüstenrennmaus aus dem eckigen Glaskasten. Sie am Schwanz tragend stieg er auf einen Schemel und öffnete in einer Höhe von fast zwei Metern eine kleine hölzerne Schiebetür. Sie befand sich oberhalb der Panoramascheibe, aber längst nicht außerhalb der Gefahrenzone. Die grüne Mamba war eine der schnellsten und gefährlichsten Giftschlangen und ihr Biss absolut tödlich, wenn er nicht in kürzester Zeit behandelt wurde. Vorsicht war also angeraten!
    Er steckte seine Hand in das Terrarium, ließ die Maus fallen, zog die Hand schnell zurück und schloss die Schiebetür. Die Wüstenrennmaus fiel durch das Blätterdach bis auf den Boden, der mit Holzstreu, Blättern und Sand ausgelegt war. Sie landete auf den Beinen, blieb kurz sitzen und rannte dann los. Verletzt und panisch wie sie war, nützten ihre Tasthaare ihr nichts; sie stieß gegen Steine, Baumstümpfe und die Glasscheibe, wurde dabei immer hektischer. Er hoffte, dass sie keinen Herzinfarkt bekam, bevor die Mamba sie bemerkte! Das war schon öfter passiert und hatte ihn jedes Mal richtig wütend gemacht.
    Er ging zwei Schritte rückwärts und ließ sich in den gemütlichen Fernsehsessel fallen, seinen Logenplatz vor dem Terrarium.
    Die Show konnte beginnen!
    Doch zunächst tat sich nichts.
    Die Maus

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