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Blinder Instinkt - Psychothriller

Titel: Blinder Instinkt - Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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gekleidet in seinen alten Bundeswehr-Trainingsanzug, sein bevorzugtes Outfit, das dementsprechend abgewetzt aussah. Hier im Gym hatte Max ihn selten in anderer Kleidung gesehen. Kolle war Berufssoldat und Trainer in einer Sportkompanie gewesen, hatte nebenbei aber immer seinen eigenen Boxclub betrieben. Mehr aus Liebhaberei denn aus wirtschaftlichen Gründen, was sich aber an dem Tag geändert hatte, an dem Max diesen Laden betreten hatte. Max erinnerte sich noch genau. Er war damals übel drauf gewesen, hatte dauernd die Schule geschwänzt, sich oft geprügelt und trotzdem immer noch diese Wut mit sich herumgetragen. In den Boxclub war er nur gekommen, weil er gehofft hatte, die Wut hier ausleben zu können. Doch da hatte er sich gründlich getäuscht. Kolle hatte sich von dem überheblichen Jugendlichen überhaupt nicht beeindrucken lassen.
    »Du willst hart sein?«, hatte er ihn gefragt.

    Und noch ehe Max wusste, was geschah, hatte Kolle ihm eine verpasst. Eine schallende Ohrfeige an die linke Wange. Alle Anwesenden waren erstarrt, und Max hatte nicht gewusst, was er tun sollte.
    »Du bist hart, ja?«
    Und schon schoss die andere Hand empor, um ihm links eine Ohrfeige zu verpassen. Aber Max hatte aufgepasst, die Hand abgefangen und Kolles Handgelenk mit eisernem Griff umklammert.
    »Bin ich«, hatte er gesagt und Konrad Leders bohrendem Blick standgehalten.
    Es hatte nie wieder eine Ohrfeige gegeben, dafür von dem Tag an hartes Training, unnachgiebige Befehle, aber auch eine helfende Hand, die Max damals so dringend gebraucht hatte. Dank Kolle hatte er den Realschulabschluss noch geschafft. Dank Kolle war er als Zeitsoldat zur Bundeswehr gegangen, und nur dank Kolle hatte er bis auf die dreimonatige Grundausbildung den Rest der Dienstzeit als Sportsoldat in dessen Einheit verbringen dürfen. Kolle war zusammen mit Max aus dem Dienst ausgeschieden, und zusammen hatten sie sich aufgemacht, den Boxring zu erobern. Max verdankte seinem Trainer weit mehr als nur die vielen Titel, die er seitdem zunächst als Amateur und später dann als Profi geholt hatte - und jetzt war der Kampf um die Weltmeisterschaft nicht mehr weit entfernt.
    »Max, komm mal her!«, rief Kolle durch die Halle.
    Max legte sich das Handtuch um die Schultern, schnappte sich seine Trinkflaschen und ging zum Büro hinüber, das sich in der rechten hinteren Ecke der großen Trainingshalle befand. Dieses Büro war, bis auf die Umkleide- und Nassbereiche, der einzige abgetrennte Bereich; alles andere war
offen und für jeden einsehbar. Vor allem für Kolle, der von seinem Drehstuhl aus alles im Blick hatte.
    In ebendem Stuhl saß Kolle jetzt hinter seinem abgestoßenen Schreibtisch aus Armeebeständen, als Max das Heiligtum betrat. Der PC surrte wie immer, auf dem übergroßen LCD-Schirm war die Online-Version irgendeiner Tageszeitung geöffnet. Kolle kontrollierte die Presse nach einem Kampf immer besonders akribisch.
    »Mach die Tür zu, und setz dich hin«, sagte er.
    Während Max die Tür schloss, fragte er sich, welche Laus seinem Trainer über die Leber gelaufen war. Es klang nicht so, als wäre er sauer, aber irgendwas bedrückte ihn. Dachte er etwa noch über den Kampf in La Spezia nach? Max hatte ihm oft genug versichert, dass alles in Ordnung sei. Nur eine winzig kleine Unkonzentriertheit, mehr nicht. Natürlich hatte er Kolle nicht die Wahrheit erzählt, denn diesen Teil seines Lebens trug er unter Verschluss tief in seinem Inneren mit sich herum.
    Max ließ sich in den grünen Holzstuhl fallen, der unter seinem Gewicht in den Verleimungen knirschte. Kolle deutete auf den Bildschirm.
    »Einige sprechen von Schiebung«, sagte er. »Andere finden, du hast deinen Zenit überstiegen.«
    Max zuckte mit den Schultern. »Na und!«
    Kolle sah ihn an, direkt und fordernd, so wie immer. »Steckst du in irgendwelchen Schwierigkeiten, von denen ich wissen muss?«, fragte er geradeheraus.
    Max erwiderte Kolles Blick. Sein Trainer stellte nie eine Frage, wenn er sich nicht wirklich für die Antwort interessierte, so wie er überhaupt nie etwas sagte, wenn es nicht nötig war. Also warum hatte er ihn jetzt hierherzitiert? Max
war sich nicht bewusst, Kolle einen Grund zur Sorge gegeben zu haben. Trotzdem fühlte er sich bei dieser Frage und unter diesem Blick wie ein schuldiger Pennäler, den man auch blanko bestrafen konnte, weil ohnehin immer etwas anlag. »Ich stecke in keinen Schwierigkeiten. Wie kommst du darauf?«
    »Ganz einfach! Weil vor ein paar

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