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Blinder Instinkt - Psychothriller

Titel: Blinder Instinkt - Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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der an der Innenseite der Schleife lag, in der der Fluss hier verlief. Ein abgetriebener Baumstamm hatte sich am Ufer verkeilt, so dass es laut plätscherte.
    »Wir sind am Fluss!«, rief Sina aus.
    Max lächelte.
    »Genau, wir sind am Fluss. Und zwar an einer ganz besonderen, geheimen Stelle. Außer uns ist niemand hier. Du musst aber genau das tun, was ich dir sage, verstanden! Ich will nicht, dass du ins Wasser fällst.«
    »Verstanden«, sagte Sina.
    Max führte seine Schwester auf den feinsandigen, in der Sonne hellgelb strahlenden Sandstrand. Beide zogen die Sandalen aus und spürten die Hitze des Sandes an ihren Fußsohlen. Sina ließ sich auf die Knie fallen und wühlte mit beiden Händen im Sand.
    »Der fühlt sich so weich an«, sagte sie und ließ die Körner durch ihre Finger rieseln. »Wie kommt der hierher?«
    »Der Fluss bringt ihn mit«, antwortete Max. »Er spült ihn aus dem Boden und lagert ihn irgendwo wieder ab. Meist in Flusskurven, so wie hier.«
    Sina drehte sich in Richtung des Baches, und es schien, als schaue sie auf das Wasser. »Wie tief ist es hier?«, fragte sie.
    »An der tiefsten Stelle geht es dir bis an die Taille, aber dahin gehen wir nicht, da ist die Strömung zu stark. Wir
bleiben auf dieser Seite, hier reicht dir das Wasser nur bis an die Knie«, sagte er.
    »Ich will hinein!«, rief Sina.
    »Gib mir deine Hand«, sagte Max.
    Sie streckte ihre rechte Hand aus. Er ergriff sie. Dann führte er seine Schwester in das kühle, klare Wasser des Baches, führte sie so weit hinein, wie es ihre kurze Hose erlaubte. Ihr Gesicht war eine einzige Offenbarung, und Max konnte nicht anders, als sie die ganze Zeit anzusehen. Ihr Mund war weit geöffnet, so als sitze tief in der Kehle ein lauter Schrei, der darauf wartete, dass Sina sich ihrer Gefühle sicher war.
    »Das fühlt sich toll an!«, rief sie.
    »Kann ich loslassen?«, fragte er.
    Sina nickte.
    Dann tauchte sie beide Hände ins Wasser und benetzte ihr Gesicht, die glühend roten Wangen, die Stirn, den Hals.
    Es war ein merkwürdiger Anblick, fand Max. Beinahe so, als würde sie hier und heute getauft werden.
    »Danke!«, sagte sie leise.
    »Fall bloß nicht hinein!«, warnte Max und übertünchte damit seine Ergriffenheit.
    »Würde ich aber gern.«
    »Was würdest du gern?«
    »Bis zum Hals im Wasser sitzen.«
    »Kommt gar nicht in Frage!«
    »Bitte, Max!«
    Sie wandte ihm ihr Gesicht zu, und er wusste augenblicklich, dass er ihr diese Bitte nicht abschlagen konnte.
    »Muss das sein?«, fragte er, auch wenn ab diesem Zeitpunkt jeder Widerstand zwecklos war. Sie hatte Macht über ihn wie niemand sonst.

    »Bitte, bitte! Ich ziehe alle Sachen aus und setze mich gleich hier vorn ins Wasser, ja? Nur hier vorn, da kann doch nichts passieren! Ich möchte es überall spüren! Bitte, Max, lass mich doch, ich …«
    »Jaja, schon gut. Aber der Kopf bleibt über Wasser!«
    »Natürlich!«, sagte sie im Brustton kindlicher Überzeugung.
    Schon war sie wieder am Strand, zog in Windeseile Hose, Bluse und Unterhose aus und kam nackt in den Fluss zurück.
    Max beobachtete die Umgebung, überzeugte sich davon, wirklich allein zu sein. Sina machte Nacktheit nichts aus, aber sollte irgendjemand aus der Schule sie hier so sehen …! Diese Peinlichkeit wollte er sich lieber nicht ausmalen.
    Er stand ganz dicht bei ihr, während sie behutsam ins Wasser glitt. Als es sich kühl um ihren Brustkorb schloss, hielt sie inne, japste nach Luft, ließ sich dann aber weiter hineingleiten. Sie schien überhaupt keine Angst zu haben, und Max fragte sich einmal mehr, wie groß der Mut seiner Schwester wohl war.
    Dann saß sie mit ihrem Hintern auf Grund, nur noch Hals und Kopf schauten hervor, und die Enden ihrer langen Zöpfe trieben ein Stück vor ihrem Kopf auf der Wasseroberfläche.
    »So schön!«, sagte sie andächtig. Ihr Gesicht entspannte sich, und sie schloss sogar die Augen. Nach ein paar Minuten fragte sie: »Warum haben wir das nicht früher schon mal gemacht?«
    »Weil du letzten Sommer noch zu klein warst. Eigentlich bist du immer noch zu klein.«

    »Aber ich habe ja einen großen Bruder, der auf mich aufpasst, nicht wahr? Mit dir kann mir nichts passieren.«
    »Genau! Und dieser große Bruder pinkelt jetzt in den Fluss, weil er gerade ganz doll muss.«
    Sie stieß einen hellen Schrei aus und schnellte aus dem Wasser empor. Juchzend lief sie an den Strand zurück. Max folgte ihr lachend. Der nahe Wald ließ ihre Stimmen widerhallen. Aus einer

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