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Blinder Instinkt - Psychothriller

Titel: Blinder Instinkt - Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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ein Wohngebiet, aber nicht in das, in dem Kühl lebte.
    Kindlers Handy klingelte. Er nahm rasch ab und hörte zu, was die Halterabfrage ergeben hatte, dann legte er auf.
    »Der Wagen ist auf einen BMW-Händler in Hamburg zugelassen«, sagte er.
    »Hm, hilft uns nicht gerade weiter.«
    Nach einer quälend langen Wartezeit gab die Ampel die Fahrt frei. Ziller bog die nächste rechts ein und gab ein bisschen mehr Gas, als erlaubt war. Statt dreißig fuhr er fünfzig
Stundenkilometer, mehr war nicht drin. Schließlich war keine Gefahr im Verzug, was eine höhere Geschwindigkeit gerechtfertigt hätte. Nur um am Objekt zu bleiben, würde Ziller es nicht riskieren, einen Passanten anzufahren. Ihm war vor einigen Jahren bereits ein kleiner Junge vors Auto gelaufen. Auch wenn damals nicht viel passiert und der Junge mit ein paar harmlosen Blessuren und einem Schock davongekommen war, würde Ziller trotzdem niemals den Anblick des vor der Motorhaube auftauchenden Gesichts vergessen. Die weit aufgerissenen Augen, das Entsetzen darin!
    Er blinzelte, um das Bild zurückzudrängen.
    »Wo ist er hin?«, fragte Kindler.
    »Keine Ahnung.«
    Er ließ den Wagen langsam voranrollen. Beide suchten in den abzweigenden Seitenstraßen, konnten aber weder den Seat noch den BMW sehen.
    »Toll«, sagte Kindler.
    »Willst du fahren?«
    »So war das nicht gemeint. Mein Gott, bist du heute wieder angepisst.«
    »Liegt am Wetter - und an diesem Auftrag. Die sollten solche Kerle hinter Schloss und Riegel lassen, dann müssten wir keine Überstunden schieben und Babysitter spielen.«
    »Es ist nun mal, wie es ist. Und dadurch, dass du mir auf die Nerven gehst, ändert sich daran auch nichts.«
    »Ich weiß.«
    »Der ist weg«, sagte Kindler nach kurzem Schweigen.
    »Also fahren wir zu seiner Adresse, oder?«
    »Ja, sicher. Ich gebe das mal an die Chefin durch«, sagte Kindler und klappte sein Handy erneut auf.

31
    Mit Wut in der Bewegung öffnete Detlef Kühl die Tür zu seiner Wohnung. Er riss sie so hart auf, dass Max einen Luftsog spürte.
    Ein kleiner Mann mit Bauch, hängenden Schultern und lichtem Haarkranz, unrasiert und mit tiefen blauen Schatten unter den Augen stand vor ihm. Ein Mann, dessen Blick vor Arroganz und Wut loderte, der mit jeder Faser seines Körpers signalisierte, dass es erst ihn gab und dann den kümmerlichen Rest der Welt. Das Universum drehte sich nur für ihn, alle anderen waren unwichtig, und dass er nicht der Herrscher der Menschheit war, verdankte er nur der Unfähigkeit anderer.
    So nahm Max Detlef Kühl wahr, als er ihm erstmals Auge in Auge gegenüberstand. Der kleine Mann hielt die Tür in seiner Linken und stützte sich mit der Rechten am Rahmen ab. Sie starrten sich an. Kühl hätte gewarnt sein sollen, war es aber nicht. Vielleicht hatte seine Wut dem Größenwahn aber auch Tür und Tor geöffnet. Jedenfalls hatte er keine Hemmungen, das große Muskelpaket mit den harten Gesichtszügen anzublaffen.
    »Was willst du? Ich kaufe keine Tittenhefte! Von ehemaligen Knackis schon gar nicht.«
    Max’ Augen verengten sich zu Schießscharten. Seine Fäuste schlossen sich, die Knöchel drohten die Haut zu sprengen.
    »Detlef Kühl?«, fragte er annähernd ruhig.
    »Geht dich das was an? Hau ab, Mann!«
    Er wollte die Tür zuschlagen, doch Max war schneller. Seine Pranke landete auf Gesichtshöhe an dem Türblatt und
drückte es zurück in den Wohnungsflur, ohne dass Kühl etwas dagegen tun konnte.
    »Hey, was soll das!«, beschwerte er sich und stemmte sich dagegen. »Bist du übergeschnappt, oder was!«
    Max machte einen Schritt in den Hausflur. »Ich will mit dir über meine Schwester reden.« Seine Stimme war noch immer ruhig, aber er selbst spürte ein tiefes Grollen darin, wie von einem heraufziehenden Unwetter.
    »Ich kenne deine Schwester nicht! Lass mich in Ruhe mit deinem Scheiß, oder soll ich die Bullen rufen?«
    Kühl drückte jetzt fester von innen gegen die Tür, die Max jedoch mühelos mit einer Hand aufhielt. Er spürte den Gegendruck, zog die Tür kurz zu sich, so dass Kühl ihm entgegenstolperte, dann schlug er sie nach vorn und damit Kühl ins Gesicht. Der gab einen Aufschrei von sich und stolperte zurück in den Flur. Max folgte ihm, schloss die Tür hinter sich und drehte sich dann um.
    Detlef Kühl stand vornübergebeugt da, beide Hände vorm Gesicht. Blut lief aus seiner Nase, fand den Weg zwischen seinen Fingern hindurch und tropfte auf den gelben Linoleumboden. Als er zu Max aufsah, waren seine

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