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Blinder Instinkt - Psychothriller

Titel: Blinder Instinkt - Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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haben Sie mich nicht informiert, so wie es abgesprochen war?«, versuchte er sich zu verteidigen.
    »Sie haben nicht für eine Sekunde in Erwägung gezogen, dass dieser Mann überhaupt nichts mit der Sache zu tun hat, oder?«
    Max lachte trocken auf. »Der ist so unschuldig wie ein kleines Kind, jede Wette.«
    »Sparen Sie sich den Sarkasmus. Es ist ziemlich unwahrscheinlich, dass er es war. Er steht nicht mal unter dringendem Tatverdacht. Wir haben ihn vernommen, weil er als verurteilter Kinderschänder für diesen Fahrdienst gearbeitet hat, nicht weil irgendwelche Indizien für seine Schuld sprechen.«
    »Mir reicht das als Indiz.«
    »Verflucht!«, sagte Franziska laut, schnellte vor und schlug mit der flachen Hand auf den Küchentisch. »Stellen Sie sich nicht bockig an wie ein kleines Kind! Wissen Sie eigentlich, was Sie getan haben? Um ein Haar wären Sie zum
Mörder geworden! Damit wäre Ihr Leben, so wie Sie es kennen, vorbei. Das können Sie doch nicht ernsthaft wollen. Sie bekommen auf jeden Fall eine Anzeige wegen schwerer vorsätzlicher Körperverletzung, und bei einem Profiboxer wird der Richter besonders strenge Maßstäbe ansetzen. Gut möglich, dass Sie in den Bau wandern.«
    »Was dann ja wieder typisch wäre. Die Perversen laufen frei herum und dürfen sogar in die Nähe von kleinen Kindern, und Leute wie mich sperrt ihr ein. Ganz große Klasse! So können sich unsere Kinder und deren Eltern gleich viel sicherer fühlen.«
    Franziska ließ sich in die Lehne zurückfallen und gab einen langen Seufzer von sich. Sie legte den Kopf in den Nacken und sah zur Decke hinauf. Sah lange hinauf, bestimmt zwei Minuten, und mit jeder verstreichenden Sekunde fühlte Max sich schlechter. Er begann sogar zu schwitzen.
    »Also schön«, sagte Franziska schließlich und sah ihn wieder an. »Bei unserem Gespräch in der Raststätte waren Sie sehr ehrlich zu mir. Das hat mich beeindruckt, und ich fühle mich ein wenig in Ihrer Schuld. Deshalb will ich auch ehrlich sein. Meinen Sie nicht, dass es uns nicht auch in den Fingern juckt, wenn wir uns mit solchen Menschen abgeben müssen? Typen wie Detlef Kühl sogar noch beschützen zu müssen ist so dermaßen frustrierend, das können Sie sich gar nicht vorstellen. Ich möchte auch gern mal zuschlagen, mein Kollege sicher auch, aber wir tun es nicht. Zum einen, weil wir es nicht dürfen, zum anderen, weil der Unterschied zwischen uns und diesen Perversen sich dann in Luft auflösen würde. Wir tun, was wir können, und bringen sie hinter Gitter. Das ist unsere Genugtuung. Damit halten wir uns aufrecht. Deshalb können wir jeden Tag wieder hierherkommen und
diesen Job tun … Und Sie können sich nicht vorstellen, wie schwer das mitunter ist. Sie haben Ihre Schwester verloren, das ist ein harter und schwerer Schicksalsschlag, und es tut mir wirklich leid für Sie. Aber wir verlieren hier jede Woche einen Menschen, und viele finden wir nicht wieder. Die bleiben einfach für alle Zeiten verschwunden, als habe der Erdboden sich aufgetan und sie verschluckt. Das ist unsere Realität, damit müssen wir leben, und trotzdem schlagen wir nicht einfach zu.«
    Max starrte die Polizistin an. Sie hatte ihm den Wind aus den Segeln genommen mit ihrer Offenheit und ihn verwirrt. Ihr Schweigen dehnte sich aus. Max fühlte sich unwohl unter ihrem Blick, schuldig.
    »Es tut mir leid«, sagte er.
    Franziska schob sich auf dem Stuhl nach vorn, legte ihre Hände nahe den seinen auf den Tisch und sah Max aus kurzer Distanz an. Seine Augen, seine Haltung und seine Mimik drückten deutlich aus, dass er es ehrlich meinte. Die Wut, die sie anfangs wegen seiner unbeherrschten Tat empfunden hatte, verschwand nun vollends.
    »Auch wenn ich Sie verstehen kann … Das hätten Sie nicht tun sollen.«
    Er nickte. »Und nun?«
    Er klang wie am Boden zerstört. Nur mit Mühe widerstand Franziska dem Impuls, ihre Hand auf seine zu legen.
    Sie seufzte. »Ich weiß nicht. Was erwarten Sie denn?«
    Max rückte ebenfalls ein Stück nach vorn, und plötzlich waren sie sich so nahe, dass sie seinen Atem auf ihrer Haut spüren könnte.
    »Dass Sie ihn finden! Wenn es dieser Kühl nicht war, dann war es jemand anderer, und der läuft immer noch da draußen
herum«, sagte er leise, so als teilten sie ein Geheimnis miteinander. Und plötzlich lag seine Hand auf ihrer.
    »Helfen Sie mir, bitte. Ich muss endlich wissen, was damals passiert ist. Ich habe seit unserem Gespräch nicht aufhören können, darüber

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