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Blinder Instinkt - Psychothriller

Titel: Blinder Instinkt - Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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strampelte wie wild mit den Beinen, versuchte sich aufzubäumen, entkam diesem Griff aber nicht. Die Schmerzen in seinen Schultern lähmten ihn beinahe.
    Was ihm geschah, realisierte er erst, als sich Handschellen um seine Handgelenke schlossen, ihm ein Polizeiausweis vors Gesicht gehalten wurde und hinter ihm jemand sagte: »Polizei! Wir nehmen Sie vorläufig fest.«
    Max hörte auf, sich zu wehren. Das Rot, das eben noch seinen Kopf ausgefüllt hatte, sickerte langsam nach unten weg, seine Augen bekamen wieder klare Sicht, sein Verstand war nicht mehr länger gelähmt von dem Wunsch zu töten.
Und die Energie, die seinen Körper eben noch fast hätte bersten lassen, verpuffte binnen Sekunden. Er fühlte sich wie ein alter, gebrochener Mann.
    Er hatte versagt!
    Woher waren die Polizisten so schnell gekommen? Hatte ein Nachbar sie alarmiert?
    Das Gewicht verschwand aus seinem Rücken, zurück blieb nur eine schmerzende Stelle neben der Wirbelsäule. Er sah zwei Paar Beine in Jeans und Sneakers an seinem Kopf vorbeihuschen. Die beiden Polizisten gingen neben Detlef Kühl auf die Knie, um sich um ihn zu kümmern. Max beobachtete, wie der eine an dessen Hals nach dem Puls fühlte.
    »Er lebt«, sagte er laut genug, damit Max es hören konnte. »Sieht schlimm aus. Ich rufe einen Rettungswagen.«

35
    »Junge!«, rief sie vom Bürgersteig her. »Komm her und hilf mir.«
    Das Gesicht zum Wagen gewandt schloss er die Augen, atmete tief ein und versuchte, sich zu beruhigen. Er fühlte sich nackt und schutzlos, als er sich schließlich umdrehte und auf den alten grauen Mercedes Benz zuging, neben dem seine Mutter stand. Klein, hutzelig und doch irgendwie imposant.
    »Mama, das ist ja eine Überraschung! Was macht ihr denn hier?«
    Sie umarmten sich, er bekam den obligatorischen, feuchten, kratzenden Kuss, dann schob sie ihn auf Armeslänge von sich. Ihre Lippen spitzten sich zum Fischmaul.
    »Wie siehst du denn wieder aus, Junge! Schau dich doch
nur an. So fährst du zu Kunden raus? Kannst du dir nicht wenigstens eine neue, saubere Hose anziehen? Du warst doch bei einem Kunden, oder?«
    »Ja, Mama, ich hatte auswärts einen Termin. Aber was macht ihr denn hier? In einer halben Stunde öffnet der Laden, und ich habe noch so viel zu tun. Warum habt ihr denn nicht angerufen?«
    »Unfug! Ich muss ja wohl nicht anrufen, wenn ich meinen Sohn besuchen will. So weit kommt es noch.«
    »Nein, nein, natürlich nicht, aber was wollt ihr denn hier?«
    »Dein Vater hat sich nicht davon abbringen lassen. Er hatte gestern einen seiner hellen Momente, und da hat er gesagt, du würdest den Laden ruinieren. Er hat gesagt, du würdest alles ruinieren, was er aufgebaut hat. Und er hat darauf bestanden, sich den Laden anzuschauen. Das war gestern Abend, und da ging es nicht mehr, und heute ist er schon wieder weggetreten, aber ich habe es ihm versprochen. Also sind wir hier.«
    Sie fixierte ihn mit ihren stechenden Augen.
    »Junge! Es ist doch alles in Ordnung mit dem Laden, nicht wahr? Das würdest du uns doch nicht antun, nicht wahr? Ich weiß nicht, wie dein Vater darauf kommt, aber er würde es nicht überleben … Und ich auch nicht.«
    »Natürlich ist mit dem Laden alles in Ordnung, Mutter. Du weißt doch, ich überlege sogar, eine Hilfskraft einzustellen.« Er schüttelte den Kopf in einer übertrieben unverständlichen Geste. »Ich kann mir auch nicht erklären, wie Papa darauf kommt.«
    Insgeheim konnte er es natürlich sehr wohl. Hatte der Alte also doch etwas mitbekommen! Verflixt! Das war unvorsichtig gewesen von ihm.

    Mutter fixierte ihn immer noch, so wie damals, als sie ihm die vielen Lügen aus der Schulzeit auch nicht geglaubt hatte.
    »Nun«, sagte sie schließlich und entspannte ihre widerlich geschürzten Lippen etwas, »wo wir schon mal hier sind, können wir uns ja im Laden umsehen. Du hast sicher nichts dagegen, nicht wahr?«
    »Aber Mama! Warum sollte ich etwas dagegen haben? Leider habe ich aber noch so viel zu tun …«
    Er warf einen umständlichen Blick auf seine Armbanduhr. »Wollt ihr nicht lieber an einem anderen Tag wiederkommen, wenn es ruhiger ist?«
    »Es sieht ja nicht gerade nach einem Kundenansturm aus«, sagte seine Mutter und wies mit der Hand zum Parkstreifen, auf dem außer ihrem Mercedes kein weiteres Fahrzeug stand. In der gesamten Straße war es sehr ruhig. Ein Dauerzustand, seitdem vor ein paar Jahren die neue Umgehungsstraße fertig geworden war. Lauf- oder Fahrkundschaft gab es hier schon lange

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