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Blinder Instinkt - Psychothriller

Titel: Blinder Instinkt - Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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nachzudenken, und ich glaube, Sie haben recht. Sinas Entführer muss uns da unten am Fluss beobachtet haben. Vielleicht war es ja ein Angler! Da wurde viel geangelt.«
    Franziska erstarrte - und das lag nicht an seiner Berührung.
    Da war er, der Zusammenhang!
    Vorhin war er ihr nicht eingefallen, und während der Unterhaltung mit Wilkens und der anschließenden Raserei durch den Stadtverkehr zu Kühls Wohnung hatte sie schlicht und einfach vergessen, weiter darüber nachzudenken.
    »Kommen Sie!«, sagte Franziska und stand auf. »Wir machen einen Ausflug.«

37
    Eine Stunde dieser Blick!
    Eine Stunde Gezeter, Vorwürfe, Anordnungen.
    Eine Stunde lang hatte seine Mutter überall herumgeschnüffelt, während sein Vater apathisch im Rollstuhl sitzend vor sich hin gestarrt und überhaupt nichts gerafft hatte. Sie hatte gelogen, das war ihm endgültig klar geworden. Nicht sein Vater, sondern sie selbst war neugierig, traute ihm nicht über den Weg, und er musste erkennen, dass es ein großer Fehler gewesen war, während des Mittagessens von einer Aushilfe zu sprechen.

    »Ich besorge dir jemanden«, hatte seine Mutter gesagt, bevor sie den Laden verlassen hatten. »So geht es ja nicht weiter! Überall liegt Staub, das Schaufenster ist nicht dekoriert, die Böden sind nicht gewischt. Ein unhaltbarer Zustand! In vierzig Jahren hat es bei uns niemals so ausgesehen. Aber du brauchst niemanden für den Laden, sondern eine Putzfrau! Und ich weiß auch schon, wen.«
    Er hatte versucht, sich zu wehren, doch seine Mutter war unnachgiebig. So wie immer. Und wie sie ihn zum Abschied wieder angesehen hatte, dieser durchdringende Blick, dieses Abschätzende, Lauernde darin … Er könnte sie …, könnte sie … Seine Hände öffneten und schlossen sich, so als legten sie sich um etwas und drückten zu.
    Unruhig lief er im Laden auf und ab.
    Seine Nervosität steigerte sich ins Unermessliche. Er musste raus, unbedingt, sich beruhigen, die Karten ordnen. Er musste sich vom Opfer in den Jäger verwandeln, nur dann würde er einen klaren Kopf bekommen und eine Strategie entwerfen können.
    Daher tat er, was er noch nie getan hatte: Schloss den Laden einfach ab, löschte die Lichter, ging hinauf in die Wohnung, holte etwas von dem Antiserum aus dem Kühlschrank, kramte schnell ein paar Lebensmittel zusammen, verließ die Wohnung durch den Hinterausgang und stieg in den Wagen. So eilig hatte er es, dass er sich nicht mal mehr die Zeit nahm, die Autos zu tauschen. Der Lieferwagen stand vor der Garage, in der sein Privatwagen parkte. Er war noch nie mit dem Lieferwagen hinausgefahren, aber das war jetzt auch egal.

38
    »Was versprechen Sie sich davon?«, fragte Max Ungemach, nachdem Franziska Gottlob ihn gefragt hatte, ob er ihr den Fluss und das hohe Ufer zeigen würde.
    Er saß auf dem Beifahrersitz ihres Dienstwagens, der noch auf dem Parkplatz vor dem Hochhaus stand. Eben war der Rettungswagen mit Kühl darin abgefahren.
    »Ich muss mir ein Bild davon machen«, wich Franziska seiner Frage aus. Sie hatte nicht vor, Max vom Verdacht gegen Rolf Wilkens zu erzählen. Nicht nach dem, was er mit Kühl gemacht hatte. Aber sie wollte den Ort sehen, an dem Sina verschwunden war, den Fluss, an dem sie gebadet hatten, wollte ihn unbedingt sehen, jetzt, wo es eine Verbindung zwischen den beiden Fällen gab. So unwahrscheinlich war es schließlich nicht, dass ein Angler, der sich zufällig gerade damals dort aufhielt, die beiden Kinder beobachtet hatte. Ein Angler mit pädophiler Neigung, den sie unwissentlich auf sich aufmerksam gemacht hatten.
    »Wenn Sie da nicht hinwollen, kann ich das verstehen. Sie müssen mich nicht begleiten, aber ich fände … Fände es schön. Sie kennen sich dort am besten aus.«
    Den letzten Satz schob sie eilig nach und sah aus dem Seitenfenster dem abfahrenden Rettungswagen nach. Ihre Wangen wurden warm und rot. Wie peinlich. In der Enge des Wagens spürte sie Max neben sich, seinen Blick, aber auch noch die Stelle auf ihrem Handrücken, wo seine Hand vor wenigen Augenblicken gelegen hatte.
    Franziska, du bist im Dienst! , schalt sie sich. Was ist nur los mit dir?

    »Ist schon in Ordnung. Lassen Sie uns hinfahren«, sagte Max. Seine Stimme klang belegt.
    Franziska startete den Motor und lenkte den Wagen vom Parkplatz. Sie war froh, etwas mit ihren Händen tun zu können.
    Sie verließen die Innenstadt über die Schnellstraße in nördlicher Richtung. Nach zwanzig Minuten klingelte Franziskas Handy. Es war Paul. Er

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