Blinder Passagier
und meine Sozialversicherungsnummer, Geburtsdatum, Rasse, Geschlecht, wo ich geboren wurde, meine Größe, mein Gewicht, meine Augenfarbe und wer meine nächsten Angehörigen sind.«
»Ist in letzter Zeit irgendetwas vorgefallen, was wir wissen sollten?«, fuhr McElwayne fort mich zu befragen, während Butler dem Detective half.
»Am Mittwochabend ist mir ein Wagen gefolgt«, antwortete ich widerwillig.
Ich spürte, wie alle mich ansahen.
»Wie es scheint, wurde auch meine Sekretärin verfolgt. Gestern Abend.«
McElwayne schrieb auch das auf. Wieder klingelte es, und ich sah Marino auf dem Bildschirm neben dem Kühlschrank.
»Und auch darüber will ich nichts in der Zeitung lesen«, warnte ich sie, als ich aus der Küche ging.
»Nein, Ma'am, das kommt nur in den zusätzlichen Bericht. Der geht nicht an die Presseabteilung«, hörte ich Butler sagen.
»Verdammt noch mal, tu was«, sagte ich zu Marino, als ich die Tür öffnete. »Erst versucht jemand, in mein verdammtes Haus einzubrechen, und dann wühlen sie auch noch in meinem Privatleben rum.«
Marino kaute Kaugummi und blickte drein, als wäre ich diejenige, die ein Verbrechen begangen hatte.
»Es wäre nett von dir, wenn du mir Bescheid sagen würdest, wenn jemand bei dir einzubrechen versucht. Ich sollte nicht aus dem verdammten Scanner davon erfahren«, sagte er und marschierte wütend in Richtung der Stimmen davon.
Ich hatte genug und ging in mein Arbeitszimmer, um Marie anzurufen. Ein Kind nahm ab, dann meldete sich Marie.
»Ich habe gerade erst erfahren, dass der Alarm am Dienstag ausgelöst wurde, als Sie hier waren«, sagte ich.
»Es tut mir furchtbar Leid, Mrs. Scarpetta«, sagte sie in flehentlichem Tonfall. »Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich habe nichts gemacht, was ihn auslösen konnte. Ich war beim Saugen, als es passiert ist. Der Code fiel mir nicht ein, weil ich solche Angst hatte.«
»Verstehe, Marie«, sagte ich. »Der Alarm jagt auch mir Angst ein. Heute Abend ging er wieder los, deshalb weiß ich genau, wie Sie sich gefühlt haben. Aber Sie müssen mir sagen, wenn solche Sachen passieren.«
»Die Polizei hat mir nicht geglaubt. Ganz bestimmt nicht. Ich habe ihnen gesagt, dass ich nicht in der Garage war, und ich -«
»Ist schon in Ordnung«, sagte ich.
»Ich hatte Angst, dass Sie zornig auf mich sind, weil die Polizei - dass Sie vielleicht nicht mehr wollen, dass ich für Sie arbeite. Ich hätte es Ihnen sagen sollen. Das werde ich in Zukunft tun. Ich verspreche es.«
»Sie müssen keine Angst haben. In diesem Land wird Ihnen die Polizei nichts tun. Hier ist es anders als in Ihrer Heimat. Und wenn Sie bei mir sind, müssen Sie sehr vorsichtig sein. Lassen Sie die Alarmanlage eingeschaltet und vergewissern Sie sich, dass sie an ist, wenn Sie gehen. Haben Sie irgendjeman-den gesehen? Ist Ihnen ein Auto aufgefallen?«
»Es hat fürchterlich geregnet und war sehr kalt. Ich habe niemand gesehen.«
»Sagen Sie mir, wenn Ihnen noch was einfällt«, bat ich sie.
29
Irgendwie schaffte es der zusätzliche Bericht über den Einbruchsversuch rechtzeitig für die Sechs-Uhr-Nachrichten am Samstagabend in den Pressekorb. Journalisten riefen sowohl Rose als auch mich zu Hause an und stellten Fragen über Fragen.
Ich zweifelte nicht daran, dass Bray dahinter steckte. So hatte sie an einem ansonsten kalten und trostlosen Wochenende ein bisschen Vergnügen. Selbstverständlich war es ihr vollkommen gleichgültig, dass meine vierundsechzigjährige Sekretärin allein in einer nicht-bewachten Gegend lebte.
Am späten Sonntagnachmittag saß ich in meinem großen Zimmer, in dem ein Feuer brannte, und arbeitete halbherzig an einem lange überfälligen Artikel für eine Zeitschrift. Das Wetter war noch immer scheußlich, und ich konnte mich nicht konzentrieren. Mittlerweile sollte Jo im MCV liegen und Lucy in D.C. sein. Ich wusste es nicht mit Bestimmtheit. Nur eines stand fest.
Lucy war wütend, und wann immer sie wütend war, zog sie sich zurück. Das konnte Monate dauern, auch ein Jahr.
Ich hatte vermieden, meine Mutter oder meine Schwester Dorothy anzurufen, was vielleicht kaltblütig wirkte, aber ich konnte nicht noch mehr Stress gebrauchen. Am frühen Sonntagabend lenkte ich ein. Dorothy war offenbar nicht zu Hause.
Ich versuchte es bei meiner Mutter.
»Nein, Dorothy ist nicht hier«, sagte meine Mutter. »Sie ist in Richmond, und das wüsstest du auch, wenn du dir die Mühe machen würdest, deine Schwester und deine Mutter
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