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Blinder Passagier

Blinder Passagier

Titel: Blinder Passagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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schon aufgefallen?«
    »Hast du jemals von Sappho gehört?«
    »Natürlich habe ich von ihm gehört«, sagte Dorothy.
    »Sie war eine Lesbierin, weil sie auf Lesbos lebte. Sie war eine der größten Lyrikerinnen der Antike.«
    »Ha. Ich finde nichts Poetisches an diesen gepiercten stämmigen Maschinen, die ich manchmal rumlaufen sehe. Und natürlich haben es die Sanders nicht wirklich ausgesprochen, dass sie Jo und Lucy für Lesben halten. Sie glauben, dass Jo schrecklich traumatisiert ist, und wenn sie Lucy sieht, würde alles noch schlimmer werden. Es ist noch zu früh. Sie waren sehr mitfühlend und nett, und als Lucy aufgetaucht ist, haben sie es ihr auf freundliche und sympathische Weise gesagt.«
    Ich fuhr durch die Mautstelle.
    »Du weißt ja, wie Lucy ist. Sie hat sie provoziert. Sie hat gesagt, sie würde ihnen nicht glauben, und sie wurde ziemlich laut und unhöflich. Ich habe den Sanders erklärt, dass sie, nach allem, was sie durchgemacht hat, einigermaßen durcheinander ist. Sie waren sehr geduldig und haben gesagt, dass sie für sie beten würden. Und dann hat eine Krankenschwester Lucy aufgefordert zu gehen.
    Sie ist davongestürmt«, sagte meine Schwester. Sie blickte mich prüfend an und fügte dann hinzu: »Auch wenn sie jetzt eine Wut auf dich hat, irgendwann wird sie zu dir kommen, wie immer.«
    »Wir konntest du ihr das antun?«, fragte ich. »Wie konntest du dich zwischen sie und Jo stellen? Was für ein Mensch bist du?«
    Dorothy erschrak. Ich spürte, wie sich ihr die Haare aufstellten.
    »Du warst immer eifersüchtig auf mich, weil du nicht ihre Mutter bist«, sagte sie.
    Ich bog an der Meadow Street ab, statt nach Hause zu fahren.
    »Warum klären wir das nicht ein für alle Mal«, sagten Doro-thy und ihre Cocktails. »Du bist nichts weiter als eine Maschine, ein Computer, eins dieser High-Tech-Geräte, die du so liebst. Und man muss sich fragen, was mit einer Person nicht stimmt, die ihre ganze Zeit mit Toten verbringt. Tiefgekühlte, stinkende, verwesende tote Leute, von denen die meisten schon im Leben nichts wert waren.«
    Ich fuhr erneut auf den Downtown Expressway und zurück ins Zentrum.
    »Ich dagegen. Ich glaube an Beziehungen. Ich verbringe meine Zeit kreativ, ich denke nach und pflege Beziehungen. Und ich glaube, dass unsere Körper Tempel sind, auf die man aufpassen und stolz sein sollte. Sieh dich nur an.« Sie hielt der Wirkung halber kurz inne. »Du rauchst, du trinkst, du gehst vermutlich nicht mal in ein Fitness-Studio. Ich weiß nicht, warum du nicht fett und schlaff bist, aber das liegt wahrscheinlich daran, weil du ständig Rippen durchsägst und zu Tatorten musst oder in dem verdammten Leichenschauhaus auf den Beinen bist. Aber das Schlimmste kommt erst noch.«
    Sie beugte sich zu mir rüber, dass ich den Wodka in ihrem Atem riechen konnte.
    »Schnall dich an, Dorothy«, sagte ich ruhig.
    »Was du meiner Tochter angetan hast. Meinem einzigen Kind.
    Du hast kein eigenes Kind, weil du immer so beschäftigt warst.
    Deswegen hast du mir meins weggenommen.« Ihr alkoholisierter Atem wehte mir ins Gesicht. »Ich hätte nie, nie, niemals erlauben dürfen, dass sie dich besucht. Was habe ich mir nur dabei gedacht, als ich sie im Sommer immer zu dir fahren ließ?«
    Sie hielt sich auf dramatische Weise mit beiden Händen den Kopf.
    »Du hast sie mit dieser Waffen-, Munitions- und Verbrechensbekämpfungsscheiße angefüllt. Du hast sie zu einem verdammten kleinen Computerfreak gemacht, als sie gerade mal zehn war, ein Alter, in dem kleine Mädchen normalerweise zu Geburtstagspartys gehen und auf Ponys reiten und Freundinnen haben.«
    Ich ließ sie zetern, achtete auf die Straße.
    »Du hast sie mit diesem großen hässlichen Polizisten bekannt gemacht, und sehen wir der Sache doch mal ins Gesicht. Er ist der einzige Mann, zu dem du eine enge Beziehung hast. Ich kann nur hoffen, dass du mit so einem Schwein nicht auch noch ins Bett gehst. Und ich muss dir sagen, obwohl es mir natürlich Leid tut, was mit Benton passiert ist, aber er war ein Schwächling. Er war ein Baum ohne Saft, ein Ei ohne Dotter.
    Nein. Du warst der Mann in der Beziehung, Miss Doktor-Anwältin-Chefin. Ich hab's dir früher schon gesagt und ich sage es dir noch einmal, du bist nichts weiter als ein Mann mit großen Titten. Du führst alle hinters Licht, weil du so elegant bist in deinen Sachen von Ralph Lauren und deinem superschicken Auto. Du hältst dich für so verdammt sexy mit deinen großen Titten. Und ich

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